von Andreas Karch
Ich finde die vorliegende Studienlage sehr spannend. Ebenso den dazugehörigen Text, welcher sehr viel Diskussionsstoff liefern kann. Wenn ich an früher zurückdenke, als ich als Krankenkassenmitarbeiter noch Gutachten der Diabetologen und des Medizinischen Dienstes als Entscheidungsgrundlage heranziehen durfte, kann ich persönlich zumindest für den Bereich der CSII versus MDI sagen, dass nach einer erfolgreichen Probezeit von 3-6 Monaten es oftmals einen signifikanten Vorteil der Pumpe gab. Wenn dann aber nach vier Jahren plus X eine Folgeversorgung anstand, sahen die Werte in Bezug auf den HbA1c meist nicht mehr so gut aus. Damals gab es übrigens noch kein CGM. Woran kann das liegen? Hat man sich zu sehr auf die Technik der Pumpe verlassen und das eigene Diabeteswissen vernachlässigt? Ich weiß es nicht. Da gibt es wahrscheinlich keine Studien oder Hinweise in der Literatur. Ich denke, dass die dauerhaft fortschreitende Entwicklung der Technologie die technischen und medizinischen Schulungen, die Betreuung durch diabetologisches Fachpersonal, aber auch Auffrischungsschulungen immer wichtiger macht. Die vorhandene Technik ist immer nur so gut, wie man diese dem Patienten vermittelt und dann richtig anwendet werden kann.
Vielleicht sollte der Titel des Artikels künftig noch viel weiter gefasst werden. Es ist ja nicht nur die Frage nach CGM oder CSII, sondern auch deren und vielen anderen Kombinationsmöglichkeiten. Eigentlich ist das „und“ wichtig. Ebenso wird sich in Zukunft vielmehr die Frage nach einem Automatismus der verschiedenen Systeme untereinanderstellen. Selbstverständlich sollte aber eine dauerhaft erfolgreiche Therapie für den individuellen Patienten immer im Vordergrund stehen. Dafür muss der Patient die medizinisch notwendigen Medizinprodukte erhalten und bereit sein diese erfolgreich einzusetzen.
Es muss aber auch die Frage erlaubt sein, warum immer nur harte Fakten, bzw. Erfolgskriterien als erfolgreiche Entscheidungsgrundlage herangezogen werden. Was ist mit Patientenzufriedenheit, Erleichterungen im Alltag für den Diabetespatienten und dessen Angehörigen? Das darf nicht vernachlässigt werden.
Die Kostenträger sollten hier natürlich nicht unerwähnt bleiben. Die Krankenkassen sind dem Sozialgesetzbuch und somit der Wirtschaftlichkeit verpflichtet, dies sollte nicht vergessen werden. Dieser Paragraph darf jedoch nicht als Deckmantel für die Ablehnung medizinisch notwendiger Medizinprodukte verwendet werden. Ich kann aktuell aber auch keine generelle Blockadehaltung der Kassen erkennen. Ich finde es wichtig, dass der Anspruch geprüft und im vorgesehenen Zeitrahmen entschieden wird.
Als mein Fazit wünsche ich mir einfach viel mehr Transparenz, eine verständlichere und aktuellere Studienlage für die verschiedenen Systeme. Das Schulungssystem für Medizinprodukte und dessen Finanzierung, insbesondere für die Diabetestherapie, müssen überdacht und modifiziert werden. In hoffentlich näherer Zukunft steht eine dringend notwendige Überarbeitung des Hilfsmittelverzeichnisses für die Diabetes Produkte an. Das finde ich sehr positiv. Es wäre sicherlich auch sehr nützlich, wenn dann die Bewertung neuer Medizinprodukte einfach etwas plausibler und schneller vonstattengehen würde.
Kommentare sollten eigentlich kurz sein! Von daher beende ich meine Anmerkungen und freue mich auf künftige Veranstaltungen bei denen wir weiter diskutieren können. Vielen Dank, ich freue mich.
Fazit: Den Ausführungen von Andreas ist unsererseits nicht hinzuzufügen, außer dass auch wir es für richtig halten, wenn Menschen, die jeden Tag mit Diabetes leben, einen Rechtsanspruch darauf haben sollten, alles von der Solidargemeinschaft zu bekommen, was ihnen das Leben mit Diabetes erleichtert. Herzlichen Dank für diesen Kommentar!
DiaTec weekly – Oktober 01, 21
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