Richard Bergenstal vom International Diabetes Center zeigte in seinem Vortrag zu Beginn des Symposiums Daten, die kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden. Diese NHANES-Daten zeigen, dass sich die Güte der Glucosekontrolle bei vielen Patienten mit Diabetes in den letzten Jahren tatsächlich leicht verschlechtert hat. Bergenstal, einer der bekanntesten amerikanischen Diabetologen, appellierte an die Zuhörer, nicht einfach mit dem Status quo der Standardversorgung weiterzumachen, sondern CGM als ein neues Werkzeug einzusetzen, um die Glucosekontrolle zu verbessern und stellte die Evidenz zum intermittierenden versus dauerhaften Einsatz von CGM-Systemen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und mehrfacher Insulinapplikation pro Tag vor.
Die DIAMOND-Studie zeigt die Wirksamkeit von CGM-Systemen beim Glucose-Management und eine neuere Studie liefert weitere Details durch einen Vergleich von dauerhafter und intermittierender Anwendung, die ergab, dass beide Arten der Anwendung eines guten rtCGM-Systems zu einer Absenkung des HbA1c und einem Rückgang der Hypoglykämiefrequenz führen. Es wurden signifikante Verbesserungen bei Patienten mit kontinuierlicher Anwendung von CGM-Systemen im Vergleich zu solchen mit einer intermittierenden Anwendung beobachtet (-0,7% vs. -0,4% HbA1c-Reduktion).
Thomas Martens präsentierte anschließend erneut die Ergebnisse der MOBILE-Studie, die bereits auf dem ATTD 2021 vorgestellt wurden und gleichzeitig hochrangig veröffentlicht wurden. Seiner Ansicht nach liefert diese Studie die notwendige Evidenz dafür, CGM als Standardtherapie auch für Patienten mit Typ-2-Diabetes mit Basalinsulintherapie einzusetzen. Die MOBILE-Studie zeigte, dass vom Hausarzt behandelte Patienten bei Nutzung eines rtCGM-Systems immerhin 3,8 Stunden pro Tag mehr im Zielbereich verbrachten (mit einer TIR von 59%) als Patienten, die eine Selbstmessung der Blutglucose (SMBG) durchführten. Es gilt dabei zu beachten, dass die Studienpopulation bei dieser Studie mehrheitlich farbig war, nur wenige einen College-Abschluss hatten und eher unzureichend krankenversichert waren.
Thomas Grace vom Blanchard Valley Diabetes Center zeigte die Ergebnisse einer sechsmonatigen Studie, bei der die Nutzung eines rtCGM-Systems bei Patienten mit Typ-2-Diabetes untersucht wurde, die nur mit Basalinsulin oder anderen glukosesenkenden Medikamenten oder mit Diät und Bewegung behandelt wurden. An der Studie haben 38 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren und eine Diabetesdauer von im Mittel 14 Jahren teilgenommen, die alle eine eher schlechte Glucosekontrolle aufwiesen, mit einem durchschnittlichen Ausgangs-HbA1c-Wert von 10,1% (alle Teilnehmer hatten Werte >7,5%). Bei Studienbeginn hatten sie eine TIR von 57% und einen BMI von 36 kg/m² und führten im Mittel weniger als drei konventionelle Blutglucosemessungen pro Tag durch. Die Teilnehmer erhielten eine CGM-Schulung durch das Klinikpersonal und wurden nach 3 und 6 Monaten nachuntersucht. Bei Studienende war die TIR (70-180 mg/dL) um 3,6 Stunden pro Tag auf 72% angestiegen. Die Zeit mit Werten im hyperglykämischen Bereich (>180 mg/dl) sank um 3,6 Stunden pro Tag von 43% auf 28% ab; insbesondere nahm die Zeit pro Tag mit einer schweren Hyperglykämie (>250 mg/dl) ab, um zwei Stunden pro Tag. Parallel nahm der mittlere HbA1c von einem Ausgangswert von 10,1% auf 7,1% ab.
Fazit: In Anbetracht der Größe des Marktsegments rückt die Nutzung von CGM-Systemen bei Patienten mit einem Typ-2-Diabetes immer mehr in den Fokus der Hersteller. Dabei gibt es sicherlich noch einiges an offenen Fragestellungen und die Kostenträger werden sich die Evidenz für diesen Einsatz bestimmt sehr kritisch anschauen.
DiaTec weekly – August 27, 21
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