Einer der „Rising Stars“ in der US-Diabetologen-Szene, Rayhan Lal von der Stanford University, sprach beim Diabetes-Technology Meeting über die Herausforderungen im Zusammenhang mit Insulininfusionssets und betonte, dass bei jeder Art von Insulinapplikation Reaktionen an der Einstichstelle, einschließlich Entzündungen, auftreten können. Er stellte dabei die aktuellen Innovationen bei Infusionssets vor, deren Fokus auf einer verlängerten Tragedauer liegt und einer Reduktion von Komplikationen.
Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Reaktionen liegt seiner Ansicht nach im Verständnis der individuellen Variabilität, da aktuelle Studien gezeigt haben, dass die Person oft der beste Prädiktor dafür ist, wie lange ein Infusionsset erfolgreich getragen werden kann.
Interessanterweise ist es gar nicht trivial, die Nutzungsdauer von Infusionssets zuverlässig zu evaluieren. Wann wurde der Set aus welchen Gründen abgenommen und gewechselt? Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigte in Schweinemodellen, dass abgewinkelte Kanülen zu weniger Entzündungen führten als gerade Kanülen. Eine Studie aus dem Jahr 2020 empfahl die Austauschintervalle für Infusionssets zu individualisieren, da jede Person unterschiedlich auf die Infusion reagiert. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte eine additive Entzündungsreaktion, die am 7. Tag ihren Höhepunkt erreichte, was darauf hindeutet, dass sowohl das Infusionsset als auch das Insulinprotein selbst zu der Reaktion beitragen. Im Jahr 2022 ergab eine andere Studie, dass der Gewebedruck am 7. Tag signifikant höher war, was auf eine erhöhte Geweberesistenz im Laufe der Zeit hindeutet.
Die Notwendigkeit, die Nutzungsdauer der Infusionssets zu verbessern, ist von hoher klinischer Bedeutung. Im Jahr 2023 berichteten 41% der T1D-Exchange-Online-Community von einem oder mehreren Infusionsfehlern pro Monat. Eine Studie von Medtronic zu seinem Infusionsset, welcher eine siebentägige Nutzungsdauer haben soll, soll durch den integrierten Filter ein Präzedenzfall für zukünftige Infusionsset-Designs sein. Zum Hintergrund: Medtronic erhielt bereits im Juli 2021 die FDA-Zulassung für dieses Infusionsset mit verlängerter Tragedauer. Es sind wohl mehrere Faktoren, die für diese verlängerte Tragedauer wichtig sind, darunter ein Inline-PVA-Schaum, ein Inline-Filter, ein mehrschichtiger Schlauch und ein neues Klebepflaster.
Eine Pilot-Studie aus Jahr 2021 mit 24 Personen und mit einem mehrfach geschlitzten Insulininfusionsset mit hydrophiler Beschichtung zur Verringerung von Entzündungen führte zu einer mittleren Nutzungsdauer des Infusionssets von 9,1 Tagen, mit einem Interquartilbereich von 7,1 bis 10 Tagen. Dies deutet darauf hin, dass ein Design, welches darauf abzielt, Entzündungsreaktionen zu minimieren, die Tragedauer der Infusionssets verlängert. Die Studie ergab jedoch auch, dass Personen, die normalerweise Probleme hatten, Sets über einen längeren Zeitraum zu tragen, weiterhin ähnliche Schwierigkeiten hatten, was die personenabhängige Natur der Set-Leistung unterstreicht.
Aktuell läuft eine Studie von Tandem mit dem StediSet, welcher auch eine siebentägige Nutzungsdauer erlauben soll. Dieses Infusionsset enthält eine innere Feder zur Verstärkung seiner mechanischen Stabilität. Es ist aber nicht klar, ob dieses Set auch über einen Filtrationsmechanismus verfügen wird.
Der Redner schloss seinen Vortrag mit der Hypothese, dass die ausgeprägte Entzündungsreaktion, die bei Infusionssets an der jeweiligen Hautstelle beobachtet wird, eher eine Reaktion auf das Insulin selbst darstellt als auf die Materialien des Infusionssets. Da diese Entzündungsreaktionen stark personenabhängig sind, erklärt seiner Ansicht nach, warum manche Menschen Sets länger ohne Probleme tragen können, während bei anderen häufiger Ausfälle auftreten.
Fazit: Der „Dauerbrenner“ Infusionssets ist ein beachtlich komplexes Thema, da kann noch einiges Fortschritten erreicht werden. Dies ist insbesondere auch für das Thema „Automatisierte Insulinzufuhr“ von erheblicher Bedeutung.
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