In einer aktuellen Publikation diskutiert David Klonoff, dass neben Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes ohne eine primäre pathophysiologische Störung der Insulin-Glukose-Achse auch zunehmend der Gesundheits- und Wellnessbereich und der Spitzensport an einem kontinuierlichen Glucosemonitoring interessiert ist (s. Abbildung 1) . Das Tragen eines CGM-Systems kann dazu beitragen, die Glucoseverlaufsmuster zu verbessern, auch indem die Schwankungen in der Glykämie reduziert werden. Dies kann vor allem genutzt werden, um die Entwicklung eines Diabetes zu vermeiden, die geistige oder körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern und gesunde Verhaltensänderungen zu fördern. Auch zur Unterstützung einer Gewichtsreduktion im Sinne eines individuellen Biofeedbacks kann ein CGM-System beitragen. Wie groß sich dieser Mark insgesamt darstellt und wie er sich entwickelt, ist nicht einfach vorhersagbar. Wenn aber die Zeitschrift „Der Spiegel” in einer aktuellen Ausgabe („Zucker im Tank“) dem Einsatz von CGM-Systemen durch Spitzensportler einen zweiseitigen Artikel widmet, deutet dies durchaus auf Interesse hin.
Es gibt eine Reihe von zugelassenen CGM-Systemen für die Nutzung bei Erwachsenen und Kindern mit Diabetes. Diese Systeme werden üblicherweise von dem behandelnden Arzt verschrieben und es gibt eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Bei Menschen und Patienten, die solche Systeme aus anderen Gründen einsetzen, wird dies vermutlich üblicherweise nicht der Fall sein. Allzu viele wissenschaftliche Studien zu diesem Einsatzzweck gibt es bisher nicht (s. Abbildung 2). Studien mit CGMs bei Personen mit normalen Nüchtern- und Glukosetoleranztests haben gezeigt, dass die Glukosekonzentrationen im Tagesverlauf fast vollständig im Bereich von 70-140 mg/dl liegen, im individuellen Fall sehr wohl postprandial aber auch Werte bis 160 mg/dl erreicht werden. Die Glucoseaufzeichnungen zeigen, wie sich die Glykämie nach einer Mahlzeit verändert und auch, dass postprandiale Glucoseanstiege von den verzehrten Makronährstoffen, der Tageszeit und der individuellen Betazellfunktion abhängt. Postprandiale Glucoseanstiege werden zunehmend als wichtige Determinante der Glucosekontrolle angesehen, allerdings ist die Vorhersage der Glucoseanstiege im individuellen Fall nach wie vor schwierig. CGM-Systeme können einem Individuum Anstiege in seinem postprandialen Glucoseverlauf zeigen und die Unterschiede zwischen den Mustern bei einer identischen Nährstoffbelastung bewerten. Es gibt Ansätze zu Analyserahmen, der Menschen nach bestimmten Mustern der glykämischen Reaktion gruppiert: Den so genannten „Glucotypen“. Durch „Machine-learning”-Modelle wird versucht, die Glucoseantwort basierend auf individuellen Faktoren wie z.B. anthropometrischen Variablen, Blutwerten und Informationen zum Mikrobiom vorherzusagen. Damit versuchen einige Firmen/Start-ups einen personalisierten Ernährungsplan zu erstellen, der zu geringeren Schwankungen in der Glykämie führt, die Stoffwechsellage verbessert und damit das Gewicht kontrolliert und Diabetes verhindert.
Fazit: Die Nutzung von CGM-Systemen durch Menschen, die keinen Diabetes haben, ist ein ziemlich neuer Bereich, deshalb ist es nicht einfach, klare Aussagen zur Sinnhaftigkeit zu machen. Es gibt eine ganze Reihe von offenen Fragen in diesem Zusammenhang. Insgesamt betrachtet jedoch ein spannendes Thema. Im gleichen Sinne wird versucht, die Auswirkungen von körperlicher Bewegung/Sport auf den Glucoseverlauf zu überwachen und zu optimieren, es soll insbesondere ein Absinken der Glykämie auf niedrige Werte vermieden werden, damit die Leistungsfähigkeit hoch bleibt.
Abbildung 1
Abbildung 2
diatec weekly – Juli 8, 22
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