Als Mensch mit Diabetes profitiert man heutzutage vom technologischen Fortschritt in der Diabetologie. Die meisten Entwicklungen haben zum Ziel, das Leben von Menschen mit Diabetes zu vereinfachen und ihnen ein nahezu normales Leben zu ermöglichen. Diese Fortschritte gab es schon immer: Nach den Spritzen kamen die Insulinpens und dann die Insulinpumpen. Auch die Blutglucosemessungen wurden immer schneller, benötigen weniger Blut und sind einfacher zu handhaben. In den letzten Jahren hat die Digitalisierung auch in der Diabetologie an Bedeutung gewonnen und Fahrt aufgenommen. Konzepte wie das kontinuierliche Glucosemonitoring, die AID-Systeme sowie Algorithmen sind heute gängige Begriffe in diesem Zusammenhang.
Nicht nur die Technologie schreitet mit großen Schritten voran, sondern auch im Bereich der Diabetesmedikamente gibt es immer wieder neue Fortschritte, um die Therapie von Menschen mit Diabetes zu verbessern. Auch die sogenannte partizipative Entscheidungsfindung, die eine Form der Interaktion zwischen Behandlern und Patienten beschreibt und das Ziel verfolgt, eine aktive Beteiligung der Patienten an ihrer Behandlung zu fördern, wird immer häufiger in der Praxis angewendet. Allerdings bleibt es weiterhin dem persönlichen Ermessen jedes Menschen mit Diabetes überlassen, wie viel vom aktuellen Fortschritt er in seine eigene Therapie miteinbeziehen möchte.
Hier geht es zu den Ergebnissen der Frage des Monats. Die Frage wurde von 619 Menschen mit Diabetes beantwortet. 48,2% der Befragten waren Frauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 19 und 87 Jahren alt, das mittlere Alter betrug 57,1 Jahre. 75,6% der Menschen mit Diabetes haben einen Typ-1-Diabetes, 24,4% einen Typ-2-Diabetes, im Mittel leben sie seit 26,7 Jahren mit ihrem Diabetes.
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Mehrheit der dia·link-Community der Meinung ist, dass die Diabetestechnologie der größten Fortschritt ist und die meisten Innovationen für sie bietet. 88,5% der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 60,6% der Menschen mit Typ-2-Diabetes sind der Ansicht, dass der Bereich der Diabetestechnologie am meisten voranschreitet und in Zukunft das Leben mit Diabetes erleichtern wird.
Im Bereich der medikamentösen Therapie zeigt sich eine deutliche Differenzierung zwischen Menschen mit Typ-1-Diabetes (4,6%) und Typ-2-Diabetes (25,4%). Im Hinblick auf die Arzt-Patient-Interaktion geben nur 4,2% der Menschen mit Typ-1-Diabetes an, Innovationen zu erwarten, während 9,9% der Menschen mitTyp-2-Diabetes positive Entwicklungen bemerken oder zumindest erhoffen. Nicht nur für Menschen mit Typ-1-Diabetes, sondern auch für jene mit Typ-2-Diabetes hat die Relevanz von Diabetestechnologie erheblich zugenommen. In den letzten Jahren wurde der Zugang zur Technologie auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes erleichtert.
Die Daten deuten zudem darauf hin, dass die partizipative Entscheidungsfindung bei Menschen mit Typ-2-Diabetes vermehrt in der Behandlung gelebt wird und im Umgang mit Diabetes unterstützend sein kann. Es wird weiterhin deutlich, dass die Vielfalt in der Behandlung von Typ-2-Diabetes zunimmt und die Hoffnung besteht, dass die Therapie im Alltag verbessert wird. Wir sind gespannt darauf, wie sich die unterschiedlichen Bereiche in der nächsten Zeit weiterentwickeln und welche in Zukunft das Leben mit Diabetes weiter erleichtern werden.
Abschließend geht es zur Frage des Monats Dezember: Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA (U.S. Food and Drug Administration) hat den Wirkstoff Teplizumab für Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren zugelassen. Teplizumab ist ein Antikörper, der in Studien das Auftreten des Typ-1-Diabetes um durchschnittlich zwei Jahre verzögert hat. Er soll bei Menschen mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes eingesetzt werden (Stadium 2: der Glukosestoffwechsel ist bereits gestört, es treten aber noch keine Symptome auf). Teplizumab kann Immunzellen deaktivieren, die Insulin-produzierende Zellen angreifen, und gleichzeitig den Anteil von Zellen erhöhen, die helfen, die Immunreaktion zu dämpfen. Es wird einmal täglich über einen Zeitraum von 14 Tagen als intravenöse Infusion verabreicht.
Bei der Therapie mit Teplizumab kann es natürlich auch zu Nebenwirkungen kommen. Durch den Eingriff des Antikörpers in das Immunsystem kann generell die Infektanfälligkeit größer sein, so dass man z.B. schneller oder auch heftiger krank wird. Das Medikament ist das erste seiner Art, das eine Zulassung bekommt und wird als wichtiger Schritt in der Immuntherapie des Typ-1-Diabetes angesehen. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob der Vorteil einer Verzögerung des Typ-1-Diabetes mögliche Nebenwirkungen überwiegen und wenn ja, wie groß diese Verzögerung sein muss, damit man potentielle Nebenwirkungen in Kauf nimmt – reichen hier die zwei Jahre aus, die bisher gezeigt werden konnten?
Uns würde daher interessieren, um wie viele Jahre so ein Medikament den Typ-1-Diabetes verzögern müsste, damit Sie sich dieses hätten verabreichen lassen. Uns ist bewusst, dass dies eine schwierige Frage ist, da Sie ja entweder schon die Diagnose haben oder aber Typ-2-Diabetes haben. Bitte versuchen Sie aber dennoch die Frage auszufüllen und sich vorzustellen, was gewesen wäre, wenn man Ihnen noch vor Ihrer Diagnose dieses Medikament angeboten hätte.
Wir möchten Sie deshalb im Dezember nach Ihrer Meinung fragen: Um wie viel Jahre müsste die Antikörper-Therapie den Diabetes verzögern, damit Sie sich diese Antikörper hätten verabreichen lassen?
_____ Jahre
Um wie viel Jahre müsste die Antikörper-Therapie den Diabetes verzögern, damit Sie Ihre Kinder damit behandeln lassen würden?
_____ Jahre (Ausweichoption: habe keine Kinder / plane keine Kinder zu bekommen)
Danke für Ihre Antwort. Die Frage des Monats und Ihre Antworten tragen dazu bei, mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes zu entwickeln.
diatec weekly – Dezember 8, 23
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