Erfahrungen aus ViDiKi – ein telemedizinisches Projekt aus Schleswig-Holstein
Ein Kommentar von Simone von Sengbusch
Noch vor wenigen Jahren galt eine Videosprechstunde als ein innovatives Konzept, technisch ein Wagnis und eigentlich nicht notwendig. Praxen und Klinikambulanzen hatten fein abgestimmte zeitliche und organisatorische Abläufe für die Beratung und Schulung, so dass sich nicht zwingend die Notwendigkeit einer telemedizinischen Kommunikationsform, abgesehen von einer Telefonsprechstunde, ergab. Die in den letzten 2-3 Jahren publizierten Studien zum Einsatz der Videosprechstunde in der Diabetologie zeigen hingegen, dass diese Art der Beratung technisch umsetzbar, oft auch nachweisbar wirksam und vor allem von den Studienteilnehmern gewünscht ist. Dennoch haben sowohl die Vergütungssituation als auch der mögliche technische Aufwand bisher nur wenige Diabetologen überzeugt, die Videosprechstunde einfach einmal auszuprobieren.
Die Covid-19 Pandemie hat nun plötzlich die gesamte Versorgungslandschaft in Kliniken und Praxen verändert. Ärzte vieler Fachrichtungen starten notgedrungen eine Videosprechstunde, und es wird sich zeigen, welche Fachgebiete besonders gut für die Videosprechstunde geeignet sind. Die Diabetologie hebt sich hier nochmal ganz besonders positiv ab: die Diagnose ist bekannt und bei vielen Terminen geht es primär um die Besprechung von CGM/Insulin/Insulinpumpen oder Blutzuckerdaten, auf die der Arzt vom Patienten Zugriff erhalten kann. Es bleibt die Frage, was und wieviel von diesem technischen Innovationsschub bleibt, wenn alles wieder „normal“ ist.
Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass Patienten, die einmal die Videosprechstunde als gut und hilfreich erlebt haben, sie auch weiter nutzen wollen.
SPECTRUM Shorts – Videos zur CGM-Nutzung zum Auffrischen und Vertiefen
Wenn Gruppenschulungen nicht oder nur mit hohem Aufwand stattfinden können, müssen Diabetes-Experten kreativ werden. Ulrike Thurm hat gemeinsam mit dem Autorenteam des CGM-Schulungsprogramms SPECTRUM, den „Spectronauten“ und dem Team T1Day (Science-Consulting) eine Serie von Videos erstellt, in denen sie Menschen mit Diabetes vor allem das kontinuierliche Glukosemonitoring unter Verwendung des SPECTRUM-Schulungsprogrammes erklärt.
SPECTRUM Shorts ist ein Coaching-Video-Projekt für Menschen mit Diabetes, damit diese online auf Themenschwerpunkte zu CGM zugreifen können, wenn sie Soforthilfe für ihre Diabetestherapie benötigen. Es geht um Themen, die normalerweise in der diabetologischen Schwerpunktpraxis in Gruppenschulungen besprochen werden, die jedoch zurzeit nicht stattfinden können.
Viele Menschen mit Diabetes benutzen schon ein CGM-System und müssen jetzt in die Lage versetzt werden, die Daten mit ihrer diabetologischen Schwerpunktpraxis zu teilen. In kurzen Videos zeigt Ulrike, wie die Daten aus den Geräten runtergeladen werden und wie die ersten Schritte zur Datenanalyse und zur selbstständigen Therapieanpassung gelingen.
Die SPECTRUM-Short-Videos sind in drei Teilbereiche unterteilt:
Bereich 1 – Hier geht es um den Datendownload, die Auswertung und Interpretation der ermittelten Daten:
- Wie werden Daten aus den jeweiligen CGM-Systemen heruntergeladen? Hierzu gibt es zu jedem aktuell erhältlichen CGM-System der vier Anbieter ein Video (Abbott (FreeStyle Libre), Dexcom, Medtronic und Roche)
- Was bedeuten Begriffe wie „Time-in-Range“ und Standardabweichung?
- Welche unterschiedlichen Diagrammformen zur Darstellung der CGM-Daten gibt es? Wie kann ich mit Hilfe dieser Informationen gezielt an meiner Therapieverbesserung arbeiten?
- Wie kann ich bestimmte Stundensegmente bei den CGM-Profilen auswerten? Welche Informationen liefern mir die 12-Stunden- und 6-Stunden-Diagramme?
Bereich 2: Ist ein Corona-Special, denn es werden viele wichtige Themen rund um Infektionskrankheiten, aus aktuellem Anlass zu Corona-Viren, beschrieben. Wichtige Bausteine sind hier:
- Therapieanpassung bei Infektionen
- Was man über eine Ketoazidosen wissen sollte, z.B.: Wie messe ich Blutketone? Wie behandle ich eine Ketoazidose?
- Insulinanpassung/Einheiten/BE-Faktor-Anpassung
- Eine Checkliste, welche und wie viele Materialien für meine Diabetestherapie ich zu Hause haben sollte, um für die Situation einer möglichen häuslichen Quarantäne ausgerüstet zu sein. Eine separate Packliste dafür, was ich für einen hoffentlich nicht notwendigen stationären Krankenhausaufenthalt mitnehmen sollte.
- Wie fixiere ich meinen Sensor, wenn ich schwitze, z.B. bei Fieber? (in Planung)
Bereich 3 ist aufgeteilt in zwei Module und beinhaltet die Grundlagen bei CGM:
- Was ist der Unterschied zwischen Gewebe- und Blutzucker?
- Was sagt mir der Trendpfeil? Wie kann ich mit Hilfe der Trendpfeile meine Therapie verbessern?
- Wann und wie führe ich eine korrekte Kalibration durch?
Grundsätzlich: Die Videos sollen und werden keinesfalls die Gruppenschulung in der Praxis ersetzen. Aber in dieser sehr besonderen Situation können die Videos als Hilfsmittel, als Ergänzung oder zur Wiederholung und Auffrischung herangezogen werden.
Wir bedanken uns herzlich bei Ulrike und allen Spectronauten und natürlich dem Kirchheim-Verlag dafür, dass wir die Materialien verwenden durften.
Hier geht es zum Video: Start und Alarme
Hier geht es zum Video: Hyperglykämie
Hier geht es zum Video zur CGM-Nutzung zum Auffrischen und Vertiefen – Anforderungen, Möglichkeiten
DiaTec weekly – Apr 24, 20
Danke für diese hilfreichen Informationen zum Thema virtuelle Diabetes Versorgung! In diesen Zeiten, es ist besonderes wichtig sicher zu bleiben und um Gesundheit zu sorgen. Dieser Artikel soll einem dabei helfen.