Das Leben mit Diabetes ist oft mit einem hohen täglichen Aufwand verbunden. Um die Glukosewerte im Zielbereich zu halten und Komplikationen vorzubeugen, sind regelmäßige Kontrollen, die Überwachung der Glukosewerte und die Anpassung von Ernährung und Medikamenten notwendig. Diese kontinuierliche Anstrengung erfordert viel Disziplin, Zeit und Aufmerksamkeit.
Neben der körperlichen Anstrengung kann die ständige Sorge um mögliche Folgeerkrankungen zusätzlich belasten. Diese Ängste und Unsicherheiten können den Alltag stark beeinflussen und manchmal zu Gefühlen der Überforderung oder Erschöpfung führen.
Wir möchten besser verstehen, welche Veränderungen in Ihrem Diabetes-Management oder in Ihrer Unterstützung am meisten dazu beitragen würden, diese Belastungen zu verringern. Dabei interessiert uns besonders, welche Maßnahmen oder Hilfsmittel Ihnen helfen könnten, den Alltag entspannter zu bewältigen, Stress abzubauen und sich insgesamt sicherer im Umgang mit Ihrer Erkrankung zu fühlen und wir haben Sie im Mai gefragt:
»Welche der folgenden Veränderungen würden Ihre Stressbelastung durch Diabetes am meisten verringern?«
Die Frage wurde von 767 Menschen mit Diabetes beantwortet. 49% der Befragten waren Frauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 19 und 88 Jahre alt, das mittlere Alter betrug 58,8 Jahre. 79% der Menschen mit Diabetes haben einen Typ-1 und 21% einen Typ-2-Diabetes. Im Mittel leben sie seit 28,3 Jahren mit ihrem Diabetes. Hier geht es zu den Ergebnissen der Frage des Monats Mai
Die Ergebnisse der Frage des Monats bieten einen Einblick in die Prioritäten und Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes, um ihre Belastungen im Alltag zu reduzieren. Erstaunlicherweise scheint das Thema Glucoseschwankungen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes stärker mit Belastungen im Alltag assoziiert zu sein als das Risiko für Folgeerkrankungen. Immerhin gibt jede zweite Person mit Typ-1-Diabetes an, dass geringere Glucoseschwankungen die Belastungen am stärksten reduzieren würde. Aber auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes hat das Thema geringere Glucoseschwankungen großes Potential zur Reduktion von Stress im Alltag – und das obwohl in Studien Menschen mit Typ-2-Diabetes eher sehr geringe Glucoseschwankungen aufweisen, zumindest nach objektiven Maßstäben. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes steht jedoch das geringere Risiko für Langzeitfolgen an erster Stelle: 50,3% der Teilnehmenden mit Typ-2-Diabetes geben an, dass eine Verringerung des Risikos für Langzeitfolgen ihre Stressbelastung am meisten reduzieren würde. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes liegt dieser Wert „nur” bei 33,7%.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt betrifft die Dauer der Zeit im Zielbereich. Die Frage zeigt, dass 28,6% der Menschen mit Typ-2- und 31,8% der Menschen mit Typ-1-Diabetes diese Maßnahme als besonders entlastend empfinden. Dies veranschaulicht die Erleichterung, die das Erreichen und Halten eines optimalen Glucosespiegels auf den Alltag eines Menschen mit Diabetes ausübt. Es könnte aber auch ein Hinweis darauf sein, wie viel Stress das Streben nach einer „guten” Zeit im Zielbereich ausüben kann.
Technologische Hilfsmittel werden ebenfalls hoch bewertet: 20,5% der Menschen mit Typ-2- und 25,9% der Menschen mit Typ-1-Diabetes wünschen sich einen einfacheren, automatisierten Therapieablauf durch Systeme wie AID (Automated Insulin Delivery) oder Smart-Pens. Die Implementierung dieser Technologien könnte zu einer Reduktion des täglichen Aufwands sowie einer substanziellen Steigerung der Sicherheit führen.
Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Unterstützung im Alltag nachgefragt: Mehr Unterstützung durch das soziale Umfeld wird von 4,3% der Menschen mit Typ-2- und 2,6% der Menschen mit Typ-1-Diabetes genannt. Die Akzeptanz des eigenen Diabetes wird von 5% der Menschen mit Typ-2- und 3,1% der Menschen mit Typ-1-Diabetes als hilfreich erachtet. Von Relevanz sind in diesem Zusammenhang psychologische Angebote. 14,3% der Menschen mit Typ-2- und 13,4% der Menschen mit Typ-1-Diabetes äußern den Wunsch nach regelmäßigen psychologischen Beratungsgesprächen oder Coaching-Maßnahmen.
Interessanterweise ist der Aspekt „weniger Unterzuckerungen” bei Menschen mit Typ-1 und Typ-2-Diabetes nicht so stark ausgeprägt und würde nicht so sehr zu einer Reduktion der Belastung im Alltag beitragen. In den letzten Jahren waren Unterzuckerungen in Studien oft die Haupt-Belastungsquelle.
Die Daten geben Hinweise darauf, dass evtl. durch moderne Diabetes-Technologien das Hypo-Problem gut adressiert wurde, aber gerade durch die Sichtbarkeit der Glucoseverläufe die Glucoseschwankungen mehr in den Fokus rücken und Stress bzw. Belastungen auslösen können. Die Ergebnisse betonen zudem die Relevanz einer auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Betreuung und Unterstützung für Menschen mit unterschiedlichen Diabetes-Typen, denn Diabetes kann auf verschiedene Art und Weise zu Stress im Alltag führen.
Nun noch zur Frage des Monats Juni: Im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft wurden neue Entwicklungen und Innovationen im Bereich der Diabetologie präsentiert.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) führte ihre jährliche Tagung unter dem Motto „Neue Dimensionen der Diabetologie: individuell, interdisziplinär, innovativ“ durch. Es fand ein Austausch zwischen Fachleuten aus ganz Deutschland hinsichtlich der neuesten Entwicklungen in der Diabetes-Behandlung statt.
Der Fokus der Veranstaltung lag auf personalisierten Therapien, die durch Fortschritte in der Genetik und der Biomarker-Forschung ermöglicht werden. Darüber hinaus wurde auf der Tagung die Relevanz einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegekräften, Ernährungsberatern und Psychologen für eine ganzheitliche Betreuung betont.
Technologische Innovationen, wie AID-Systeme, CGM-Systeme und digitale Anwendungen, haben das Potenzial, das Diabetes-Management grundlegend zu verändern. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz eröffnet ein erweitertes Spektrum an Möglichkeiten, die Vorhersage und Behandlung von Gesundheitszuständen zu optimieren.
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass die Zukunft der Diabetologie in individuell angepassten, interdisziplinären und innovativen Ansätzen liegt, um die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes weiter zu verbessern.
Nun möchten wir Sie im Juni fragen:
Waren Sie bei der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) dabei?
- Ja, ich war vor Ort
- Ja, ich habe die Veranstaltung online verfolgt
- Nein, ich hatte keine Zeit
- Nein, ich kenne diese Veranstaltung nicht
- Nein, ich interessiere mich für Veranstaltung dieser Art nicht
- Nein, ich verlasse mich auf die Fachkompetenz meines Diabetesteams
- Nein, aber ich plane, beim nächsten Mal teilzunehmen.
- Nein, aber ich habe nur von Freunden/Kollegen davon gehört.
- Nein, aber ich bin in der Forschung/Lehre tätig und verfolge solche Tagungen regelmäßig.
- Nein, aber ich war bei einer ähnlichen Veranstaltung anderer Organisation dabei.
Vielen Dank im Namen des dia·link-Teams für Ihre Antwort.
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
Mit freundlichen Grüßen