Eine aktuelle Publikation im New England Journal of Medicine stellt die Ergebnisse einer Phase-2-Studie mit dem neuartigen ultra-langwirkenden Insulin Icodec (Novo Nordisk) vor. Ein US-Team hat Icodec bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne vorherige Insulintherapie eingesetzt, dabei wurde das Insulin nur einmal wöchentlich appliziert und zeigte eine vergleichbare Wirksamkeit und Sicherheit wie das einmal täglich verabreichte Insulin Glargin (U100). Icodec bindet an Albumin und bildet ein im Blut zirkulierendes Depot mit einer Halbwertszeit von 196 Stunden (= 8,1 Tagen), so dass eine Injektion den individuellen Insulinbedarf eines Patienten für eine ganze Woche bei gleichmäßiger Insulinaufnahme decken soll. Aufgrund der konzentrierten Formulierung entspricht das zu applizierende Injektionsvolumen dem der täglichen Injektion von Insulin Glargin in einer U100-Formulierung.
Bei der 26-wöchigen randomisierten, doppelblinden, doppelten Dummy-Studie, an der 247 insulinpflichtige Patienten mit Typ-2-Diabetes teilnahmen, wurden Glucosekontrolle und das Sicherheitsprofil von Icodec mit dem von Insulin Glargin verglichen. Die Patienten konnten zudem weiterhin Metformin oder einen DPP-4-Hemmer verwenden.
Nach dem Zufallsprinzip wurden sie zu entweder in die Gruppe mit einer wöchentlichen Gabe von Insulin Icodec plus täglichem Placebo (n = 125) oder einer täglicher Gabe von Insulin Glargin U100 plus wöchentlichem Placebo (n = 122) zugeordnet. Primärer Endpunkt war die Veränderung des HbA1c-Wertes von den Ausgangswerten (8,1% vs. 8,0%) bis zum Studienende nach der 26. Woche: Er sank bei der Gruppe mit Icodec um 1,3% und mit Glargin um 1,2% auf 6,7% bzw. 6,9% – kein signifikanter Unterschied (p = 0,08). Die Nüchtern-Plasmaglukosewerte sanken um 58 mg/dL bei Icodec und um 54 mg/dL bei Glargin (p = 0.34). Die Zeit im Zielbereich (hier 70-140 mg/dL oder 3,9-7,8 mmol/L), die durch Nutzung eines CGM-Systems (FreeStyle Libre Pro) ermittelt wurde, lag bei Icodec um 5,4% höher, was 78 Minuten pro Tag entspricht. Eine leichte Hypoglykämie trat bei Icodec häufiger auf als bei Glargin (509 vs. 211 Ereignisse pro 100 Patientenjahre), aber die Raten einer mäßigen/klinisch signifikanten Hypoglykämie (52,5 vs. 46 pro 100 Patientenjahre) und einer schweren Hypoglykämie (1,4 vs. 0 pro 100 Patientenjahre) unterschieden sich nicht signifikant (P = 0,85). Dabei war die Dauer der Hypoglykämien mit Icodec im Vergleich zu Glargin nicht länger, trotz der längeren Wirkungsdauer. Die Raten anderer unerwünschter Ereignisse waren zwischen den Gruppen ähnlich, die Anzahl von Reaktion auf die Insulinreaktionen war insgesamt niedrig, es wurden jedoch schwerwiegende Ereignisse beobachtet, die den Insulinen zugeordnet wurden.
Fazit: Ob und in welchem Ausmaß Insulin Icodec Akzeptanz bei Patienten findet und wie es im Alltag die Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes erleichtert, die nur ein Basalinsulin benötigen, bleibt abzuwarten. Die Menge an Insulin die da einmal pro Woche appliziert wird ist beachtlich und es gibt keine Chance bei Bedarf daran etwas zu ändern, was tun, wenn jemand ins Krankenhaus muss, intensiven Sport beginnt oder Hypoglykämien auftreten? Es gilt solche Sicherheitsfragen zu klären und die Nutzer entsprechend zu informieren. Aussagen in dieser Richtung werden vermutlich Phase-3-Studien liefern, die noch in diesem Jahr beginnen sollen. Es gibt noch weitere Ansätze zu solch langwirkenden Insulinen, z.B. entwickelt Eli Lilly ebenfalls ein einmal wöchentliches basales Analogon (LY3209590), das sich derzeit in Phase 2-Studien befindet. Eine wichtige Rolle wird in diesem Zusammenhang auch der Preis spielen – ist dieser niedrige als bei täglicher Applikation der gleichen Gesamtinsulinmenge?
DiaTec weekly – Oktober 9, 20
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