Moshe Phillip begann seinen Vortrag mit der Aussage, dass es eines Tages sicher eine „Heilung“ für Diabetes geben wird. Bis dieser Traum aber Wirklichkeit wird, kann Diabetes-Technologie den Betroffenen wesentlich dabei helfen, ihre Glucosekontrolle zu verbessern und die Belastung bei der Krankheitsbewältigung deutlich zu verringern. Anhand von Daten aus dem SWEET-Register, die bei dem ATTD 2021 präsentiert wurden, zeigte er, wie und in welchem Ausmaß die Nutzung von Technologien auch mit besseren Ergebnissen verbunden ist. Tadej Battelino stellte anschließend die Ergebnisse der MOBILE-Studie vor, die zeigen, dass die Verwendung von CGM mit einer verbesserten Glucosekontrolle auch bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mit reiner Basalinsulintherapie einhergeht. Diese erheblichen Verbesserungen werden auch bei automatischen Insulinverabreichungssystemen wie der MiniMed 780G, Control-IQ, und Omnipod 5 beobachtet.
Bei der Erörterung zum Einsatz dieser Systeme sprachen sich Beide für eine stärkere Verbreitung von Technologien bei Menschen mit Diabetes aus, räumten aber auch ein, dass Patienten unterschiedliche Präferenzen für die Art der Technologie haben, die sie nutzen wollen. Unabhängig davon sollten Patienten immer Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung durch ein Diabetesteam haben, z.B. durch Nutzung von z.B. DreaMed Advisor Pro, mit dem eine gute virtuelle Betreuung von Patienten erreicht werden kann, die weniger aufwändige Diabetes-Technologien einsetzen. Solche Entscheidungshilfetools unterstützen vor allem Patienten, die mit der Insulintherapie weniger vertraut sind.
Diskutiert wurde auch, ob technische Unterstützungen den Schulungsbedarf der Patienten reduzieren können, indem Besonderheiten des Diabetesmanagements bei den Visiten nicht mehr so detailliert besprochen werden müssen. Das könnte dazu führen, dass mehr Zeit zur Verfügung steht, um andere Aspekte der Diabetesbehandlung mit ihren Patienten zu besprechen. Solche Hilfsmittel können die Belastung der Patienten durch die Diabetestherapie verringern, gleichzeitig müssen die Patienten weiterhin wissen und verstehen, warum wann was zu tun ist, insbesondere wenn diese Unterstützung mal aus irgendwelchen Gründen ausfällt.
Die beiden Professoren, beides Pädiater, sprachen sich auch entschieden dagegen aus, frühzeitig Patienten von der pädiatrischen zur Erwachsenenbehandlung zu überführen. Ihrer Ansicht nach sollte der Patient dazu bereit sein und selbst Patienten im späten Teenageralter, z.B. bis Anfang zwanzig, sollten weiterhin zu ihrem pädiatrischen Diabetologen gehen können, der sie schon seit vielen Jahren betreut. Bei Prof. Battelino werden die Patienten erst dann in die Erwachsenenversorgung überführt, wenn sie 24 Jahre alt sind und sie ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben.
In Hinsicht auf die Nutzung von AID-Systemen während einer Schwangerschaft wurde darauf hingewiesen, dass nur das CamAPS AID-System dafür eine Zulassung hat, wobei wohl viele Frauen de facto auch andere AID-Systeme in dieser Situation verwenden. Nach Ansicht der Redner helfen AID-Systeme den Frauen während der Schwangerschaft ihre Ziele zu erreichen, auch in den besonders stressigen Zeiten der der Schwangerschaft, einschließlich der Entbindung und der Zeit direkt danach.
Fazit: Auch hier eine gute Nachricht: Diabetes-Technologie kann also den Patienten in Echtzeit verwertbare Informationen liefern und zwar nicht nur im Nachhinein, sondern sie hilft auch bei der konkreten Umsetzung von Verhaltensänderungen. Das kann z.B. Patienten zu mehr sportlichen Aktivitäten ermutigen und sie dabei unterstützen, diese sicher durchzuführen, was zu nachhaltigen Verbesserungen im körperlichen Wohlbefinden und bei der Glucosekontrolle beiträgt. Wir verlassen uns heute beim Autofahren völlig selbstverständlich auf die Navigationssysteme, aber was passiert, wenn diese mal ausfallen? Jeder Autofahrer muss dann immer noch in der Lage sein, seinen Weg zu finden, so wie jeder Mensch mit Diabetes seine Diagnostik und Therapie auch weiterhin mit Hilfe von BZ-Messgeräten und Insulinspritzen durchführen können muss. Deshalb gilt: Technik ja und wir werden sie ja in einem immer größer werdenden Ausmaß einsetzen, aber mit Augenmaß und Verstand.
*Info: EASD e-learning ist eine Online-Plattform, die kostenlos Bildungsinhalte zum Thema Diabetesmanagement anbietet. Bis August 2021 haben sich bereits 6.000 Nutzer aus 153 Ländern angemeldet und im Kurs „Diabetes-Technologie“ konnten die beiden Professoren ihr umfassendes Wissen mit mehr als 200 Teilnehmern teilen.
DiaTec weekly – Oktober 8, 21
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