Das verwendete AID-System (MiniMed 670G) zählt zu den Geräten der ersten Generation. Die verwendete Technologie führt zu einer erhöhten Anzahl von Alarmen sowie der Notwendigkeit für den Nutzer, mit dem System zu interagieren.
In einer randomisierten Crossover-Studie mit dem Namen ORACL trugen ältere Patienten mit Typ-1-Diabetes ein nichtinvasives System zur Erfassung der Schlafgüte. Dieser sogenannte „Actigraph“ gehört zu den so genannten Wearables, sieht aus wie eine Armbanduhr und verfolgt Bewegungen, um die Dauer des Schlafes und andere Parameter zur Beurteilung der Schlafgüte nachzuhalten. Zudem führten die Patienten über 14 Tage Schlaftagebücher und notierten, wann sie zu Bett gegangen und wann sie erwacht sind. Die Teilnehmer waren mindestens 60 Jahre alt, hatten ihren Diabetes seit mindestens 10 Jahren und verwendeten eine Insulinpumpe. Insgesamt nahmen 60 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren und einer mittleren Diabetesdauer von 38 Jahren an der Studie teil. Alle Studienteilnehmer nutzten die 670G, allerdings wurde zunächst die Hälfte der Teilnehmer zur Nutzung des „Auto“-Modus randomisiert, die andere Hälfte verwendete den manuellen Modus. Nach 4 Monaten mit der einen Therapievariante nutzten die Studienteilnehmer in den folgenden 4 Monaten die andere Therapievariante.
Zu Studienbeginn berichteten 14 Teilnehmer (47%) über eine unzureichende Schlafqualität. Weitere 3 Teilnehmer gaben an, eine pharmakologische Therapie zur Unterstützung des Schlafs anzuwenden und 3 nahmen Antidepressiva ein, die den Schlaf beeinträchtigen können.
Während der Nutzung des AID-Systems war die Güte der Glucosekontrolle, gemessen als TiR (70–180 mg/dl; 3,9–10,0 mmol/l), größer als in der Vergleichssituation (90,3% vs. 78,7%; Unterschied 8,2%; 95% Konfidenzintervall (KI): 1,5–13,0; p =0,008). Es gab auch weniger Hypoglykämie-Episoden (18 vs. 43; Inzidenzratenverhältnis 0,40; 95%-KI 0,20–0,55; p = 0,007). Die günstigen Behandlungseffekte wurden im Allgemeinen ab der vierten Schlafstunde beobachtet. Bei beiden Therapieformen war die Glucosekonzentration fast die gesamte Zeit im TiR. Patienten beobachteten bei Nutzung der AID-Option weniger Hypoglykämie-Alarme durch das System.
Die durchschnittliche Schlafeffizienz war insgesamt hoch, allerdings war sie bei Nutzung der AID-Option niedriger als bei der Sensor-Unterstützten Pumpentherapie (82% vs. 85%; -2,9%; 95%-KI: -5,0 bis -0,8; p=0,009). Dabei war die in den täglichen Schlaftagebüchern aufgezeichnete Schlafqualität bei Nutzung der AID-Option schlechter (p=0,006). Der “Pittsburgh Sleep Quality”-Index unterschied sich nicht. Die Anzahl von Systemalarmen pro Nacht war bei Nutzung der AID-Option 30% höher als in dem Vergleichszeitraum (p<0,001). Allerdings waren die Alarmraten bei niedrigem Glucosewerten bei der Nutzung der AID-Option im Vergleich zur Vergleichsoption nur halb so hoch (Verhältnis der Ereignisraten 0,54; 95%-KI 0,39–0,75; p<0,001).
Während der 8-monatigen Studiendauer traten übrigens keine schweren Hypoglykämien oder anderen signifikanten Nebenwirkungen während des Schlafs auf.
Fazit: Dies in dieser Studie verwendete AID-System wird in der Praxis in Deutschland wohl nicht mehr viel verwendet, weil die neuere Generation von AID-Systemen dieses Herstellers erhebliche Vorteile aufweist. In Anbetracht der Bedeutung eines guten Schlafes wäre eine Nachfolgeauswertung zur Schlafgüte mit objektiven Messungen mit der aktuellen Generation des AID-Systems von hohem Interesse. Die Notwendigkeit von Interaktionen mit dem System und die Anzahl von Alarmen ist ja bei dieser deutlich reduziert im Vergleich zur ersten Generation, was Vorteile hinsichtlich der Schlafqualität haben sollte.
- Chakrabarti A, Trawley S, Kubilay E, Mohammad Alipoor A, Vogrin S, Fourlanos S, et al. Closed-Loop Insulin Delivery Effects on Glycemia During Sleep and Sleep Quality in Older Adults with Type 1 Diabetes: Results from the ORACL Trial. Diabetes Technol Ther. 2022. Epub 20220704. doi: 10.1089/dia.2022.0110. PubMed PMID: 35575751.
DiaTec weekly – September 2, 22
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