Vom Tauschhandel zum Bitcoin – die Geschichte des Geldes
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eine der mächtigsten und zugleich einfachsten Erfindungen der Menschheit mit weitreichenden Konsequenzen für die Entwicklung von Zivilisationen und Gesellschaften ist das Geld. Sagt zumindest Yuval Noah Harari, immerhin einer der bekanntesten Historiker und Autoren
unserer Zeit. Geld ist seiner Ansicht nach nicht nur ein wirtschaftliches Instrument, sondern vor allem ein soziales Konstrukt und ein mächtiges Werkzeug, das die menschliche Zivilisation tiefgreifend beeinflusst hat. Mit der Einführung des Geldes schufen die Menschen ein universelles Tauschmittel, das den Handel erleichtert hat und als Standard für den Wert von Waren und Dienstleistungen dient. Geld an sich ist neutral, unterscheidet nicht nach Religion, Ethnie, Geschlecht oder persönlichen Vorlieben, erleichtert den Handel und ist damit die Grundlage für die Verständigung verschiedener Kulturen und Völker.
Dabei hat unser heutiges Geld selbst nicht mal mehr einen physischenWert, sondern basiert auf der Übereinkunft der Menschen, gepresstes Metall, bedruckte Papierscheine oder einfach nur Zahlen als universelles Tauschmittel anzuerkennen. Dieser vereinbarte Standard hat die Entwicklungen von Nationen und Handelsbeziehungen ermöglicht und unser heutiges Leben wäre nicht denkbar, wenn wir noch Muscheln oder Samenkörner austauschen würden.
Die Geschichte des Geldes ist in gewisser Weise auch die Geschichte der Menschheit. Sie hat sich vom einfachen Tauschhandel bis hin zu digitalen Währungen entwickelt. In welcher Währung auch immer, Geld hat in der Vergangenheit immer eine wichtige Rolle gespielt und tut das bis heute. Anfangs wurden Güter und Dienstleistungen mit anderen Gütern oder Dienstleistungen bezahlt und bildete damit den Kitt für den Zusammenhalt von Gruppen. Damit das funktioniert, musste man miteinander reden und verhandeln – und sich vertrauen. Diese Art des „Bezahlens“ ging so lange gut, wie Menschen in Kleinstgruppen lebten. Mit der Zeit wurde das aber problematisch, weil ja beide Parteien etwas tauschen mussten, das der andere auch haben wollte und das war nicht immer der Fall.
Man brauchte einen Wechselkurs und so entwickelte sich das Warengeld. Über lange Zeit war beispielsweise Salz so wertvoll, dass es im beherrschenden Römischen Reich als Lohn ausgegeben wurde. Aus dieser Zeit stammt auch das Wort „Salary“ für Gehalt, vom lateinischen „salarium“. In anderen Gegenden waren es Muscheln oder Kaurischnecken, in landwirtschaftlich orientierten Gesellschaften wurden Nutztiere eingesetzt und in Afrika galten Kakaobohnen und die Kerne des Johannisbrotbaums als anerkanntes Zahlungsmittel. Johannisbrotbaumkerne haben alle dieselbe Größe und repräsentieren bis heute das Gewicht eines „Karats“.
Um etwa 600 v. Chr. fertigten die Lyder, eine Zivilisation in der heutigen Westtürkei, die ersten Münzen aus einer Mischung von Gold und Silber an. Sie hatten den unschätzbaren Vorteil, haltbar und in kleinen Mengen transportierbar zu sein, ihr Materialwert war eindeutig und sie konnten in verschiedenen Werten hergestellt werden. Dieses Münz-Modell breitete sich rasch aus und dominierte als Zahlungsmittel über Jahrhunderte. Bald prägten auch die Griechen, Perser und Römer ihre eigenen Münzen. Nachteil der Münzen war, dass sie teuer und schwierig in der Herstellung waren und in größeren Mengen ein erhebliches Gewicht mit sich brachten.
Die nächste revolutionäre Entwicklung kam aus China: Während der Tang-Dynastie im 9. Jahrhundert wurde das erste Papiergeld hergestellt. Papiergeld war leicht zu transportieren, weniger schwer und leicht herzustellen. Marco Polo brachte im 13. Jahrhundert das Papiergeld nach Europa, es dauerte aber noch Jahrhunderte, bis sich diese Idee in Europa durchgesetzt hat – erst im 17. Jahrhundert wurde es in Schweden offiziell eingeführt. Um den Wert der Papiernoten zu gewährleisten, war es am Wert von Gold oder Silber gebunden. So entstand der Goldstandard und er galt über Jahrhunderte. Egal wieviel Geld im Umlauf war, der Gegenwert musste in Gold verfügbar sein. Aber schon während der großen Depression in den USA stieß dieser Standard an seine Grenzen und wurde nach dem 2. Weltkrieg zugunsten prosperierender Wirtschaftsentwicklungen in der westlichen Welt ganz aufgegeben. Mit dem Wachstum des internationalen Handels wurde der Geldaustausch immer komplexer und um das Vertrauen in Geld aufrecht zu erhalten, wurde nach dem Fall des Goldstandards das System der Fiat-Währungen eingeführt.
Fiat-Geld hat nichts mit dem italienischen Autokonzern zu tun, sondern stammt vom lateinischen „es werde“! In diesem System ist der Wert des Geldes nicht mehr durch Gold gedeckt, sondern wird gestützt durch das Vertrauen in die Regierung und in die Wirtschaft eines Landes – und damit schließt sich in gewisser Weise der Kreis, dass Geld auf Vertrauen basiert. Fiat-Währungen geben Regierungen die Flexibilität, die Geldpolitik nach Bedarf anzupassen. Die Kehrseite der Medaille sind Inflation und Vertrauensverlust.
Heute basiert fast das gesamte globale Finanzsystem auf dem Fiat-System. Es sind die Zentralbanken wie die Federal Reserve in den USA, die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Bank of Japan, die die Geldpolitik ihrer Länder verwalten, die Geldmengen steuern, die Inflation kontrollieren und damit wirtschaftliche Stabilität fördern. Wir sehen das regelmäßig in den Auf- und Abwertungen einer Währung und in der Zinspolitik, wo es nach langen Diskussionen und sorgfältigem Abwägen ein Viertel-Prozent rauf oder runter geht. Diese Flexibilität hat sich besonders in Krisenzeiten als wichtig erwiesen. Während der Finanzkrise 2008 und der COVID-19-Pandemie haben viele Zentralbanken riesige Geldmengen in ihre Volkswirtschaften gepumpt, um die wirtschaftlichen Schäden zu minimieren – Maßnahmen, die mit einem Goldstandard nicht möglich gewesen wären. Nun sind wir im digitalen Zeitalter. Scheine und Münzen werden nach und
nach von Kreditkarten, Online-Banking und Kryptowährungen abgelöst und unsere Währungen sind nur noch Zahlen mit positiven oder negativen Vorzeichen, die anzeigen, wie es auf unseren Konten so ausschaut und ob wir noch was kaufen können. Elektronisches Geld macht Finanztransaktionen immer schneller und einfacher, inzwischen sind weltweit Sofortüberweisungen möglich.
Und die Zukunft? Vielleicht sind es die Kryptowährungen wie der Bitcoin, die als dezentrale digitale Währung eingeführt werden. Anders als herkömmliche Währungen wird Bitcoin nicht von einer Zentralbank kontrolliert, sondern durch ein Netzwerk von Computern, die komplexe mathematische Berechnungen durchführen, man nennt dies Blockchain-Technologie. Aktuell entstehen weitere Kryptowährungen und manche Experten sehen darin die Zukunft des Geldes. Ob das der Fall sein wird oder nicht, bleibt noch im Nebel, sicher aber scheint zu sein, dass unser Bargeld eines Tages der Vergangenheit angehören wird.
Bevor wir mit den Themen der Woche starten, möchten wir Sie kurz auf das allerneuste Projekt von diateam in Zusammenarbeit mit dem MedTrix-Verlag aufmerksam machen, denn nun kann man sich die aktuellen Entwicklungen in der Diabetes-Technologie auch anhören. Heinemann und Kulzer (also Bernd und Lutz) haben einen ersten Podcast im Rahmen von O-Ton Diabetes aufgenommen.
Nun zu den Themen der Woche. Wir stellen ein paar Highlights des EASD vor, schauen mal wieder in die Ansätze, Diabetes vielleicht doch heilen zu können und zeigen, welche Projekte von der bedeutenden amerikanischen Helmsley-Stiftung im Diabetes-Bereich unterstützt werden. Auf geht’s!
Mit unserem ersten Thema stellen wir ein paar der Highlights des diesjährigen EASD in Madrid vor. Beginnen wir mit der Industrieausstellung, die in einer großen Messehalle war und viel Platz ließ für ausführliche Begegnungen auf den Gängen und freien Flächen. Dafür gab es eine beeindruckende Mischung aus Ständen mit unterschiedlichster Diabetes-Technologie und dazu wissenschaftlichen Daten. Viele Teilnehmern nutzten dies, um sich zu informieren und sicherlich auch den einen oder anderen kostenlosen Espresso zu erhalten:
Neues zu Diabetes-Technologie vom EASD 2024
Es waren vor allem drei Themen zu Diabetes-Technologie, die unser Augenmerk auf sich gezogen haben. Beginnen wollen wir mit einer Studie zur Nutzung von CGM bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Die Real-World-Studie wurde in den USA durchgeführt und die Patienten mit Typ-2-Diabetes waren zum Teil auf eine Insulintherapie eingestellt, zum Teil aber auch nicht. Die Studie, an der rund 74.000 Menschen teilnahmen, wurde unterstützt von Roche Diagnostics und über ein Jahr lang von Forschern des International Diabetes Center in Minnesota, der University of Washington in Seattle und des Barbara Davis Center for Diabetes an der University of Colorado durchgeführt.
Gibt es neben all den tollen Technologien, die das Leben mit Diabetes erleichtern, vielleicht doch noch mal eine Heilung? Neue Ansätze aus der Stammzelltherapie kommen von Vertex, einem amerikanisches biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Boston, Massachusetts. Vertex war eines der ersten Biotech-Unternehmen, das eine explizite Strategie des rationalen Arzneimitteldesigns anstelle der kombinatorischen Chemie verfolgte. Beim diesjährigen EASD wurden aktuelle Daten vorgestellt:
Vertex – die Reise zu einer Heilung beim Typ-1-Diabetes geht weiter!
VX-880 ist eine vom US-Startup Vertex entwickelte Stammzelltherapie, die eine funktionelle „Heilung“ für Patienten mit einem Typ-1-Diabetes verspricht. Beim EASD in Madrid vorgestellte Daten zeigen, dass sich bei den Teilnehmern an einer Studie der HbA1c und die Glucosekontrolle deutlich verbessert hat und diese weniger Insulin benötigten. Trotz positiver Ergebnisse in der Anfangsphase der VX-880-Studie wurde diese Anfang 2024 aufgrund von zwei Todesfällen bei den Studienteilnehmern unterbrochen. Inzwischen steht jedoch fest, dass die Todesfälle nicht auf das Studienmedikament zurückzuführen sind:
Zurück zum Geld, denn unabhängige Forschung basiert auf Geld, das entweder von der öffentlichen Hand gegeben wird oder von Spendern kommt. In den USA kommt ein Teil dieses Geldes von Stiftungen und eine davon ist der Helmsley Charitable Trust, gegründet 1999 von Leona und Harry Hemsley, einem Immobilienmogul, mit dem Schwerpunkt auf Gesundheit und medizinische Forschung. Unter anderem unterstützt die Stiftung mit nennenswerten Beträgen im Millionenbereich ein Typ-1-Diabetes-Programm, um Fortschritte in Forschung und Technologie zu triggern und so der globalen T1D-Community zu helfen, sicherer, besser und erfüllter zu leben. Beim EASD in Madrid war die Helmsley-Stiftung gut sichtbar vertreten und wir stellen eines der Startup-Projekte vor, welches sich eine Finanzierung sichern konnte:
Abvance Therapeutics wird vom Helmsley Charitable Trust gefördert
Abvance Therapeutics und nein, der Name dieses Start-ups ist kein Tippfehler, sondern heißt wirklich so, konnte sich eine Finanzierung in Höhe von 3,9 Millionen US-Dollar von dem Helmsley Charitable Trust sichern, um die präklinische Entwicklung verschiedenen pharmazeutischer Produkte voranzutreiben. Weil nach Ansicht der Stiftungskuratoren der derzeitige Zugang zur adäquaten Behandlung und die bestehenden Therapien nicht ausreichen, um die Belastungen durch Typ-1-Diabetes für die Betroffenen zu verringern, investiert Helmsley in Ideen, die das Potenzial haben, erhebliche Verbesserungen zu erzielen.
Zum Schluss wie immer das Letzte
„Wenn wir bei der Digitalisierung einen Durchbruch schaffen, verändert das die praktische Medizin in Deutschland.“
Das sagt niemand geringerer als unser Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach und auch wenn er immer so aussieht, als ob er einen Stock im Rücken trägt, zieht er unbeirrbar mit den Projekten seiner Agenda voran. Aktuell laufen die Info-Kampagnen für die Einführung der ePA zu 25. Januar 2025 und dazu gibt es sogar ein ePA-Infomobil, mit dem Lauterbach und Florian Fuhrmann, Leiter der Gematik über die Vorteile der ePA aufklären wollen. Wir haben dazu bereits berichtet, wenn Sie mehr wissen wollen, das Infomobil stoppt in Schwerin (2.-4.10.), Dresden (7.-8.10.), Nürnberg (11.-12.10.), Erfurt (14.-15.10.), Kassel (18.-19.10.), Mainz (21.-22.10.), Bonn (25.-26.10.) und Hamburg (28.-29.10.)
Auch das Medizinforschungsgesetz scheint auf der Zielgraden zu sein: Der Bundesrat hat am 27. September 2024 die Beratungen dazu abgeschlossen, damit hat das Gesetz, das im Zusammenhang mit der ePA eingeführt werden soll, die letzte politische Hürde genommen und kann planmäßig in Kraft treten.
Zum Hintergrund: Mit dem Medizinforschungsgesetz werden die Rahmenbedingungen für die Entwicklung, Zulassung und Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten verbessert, um die Attraktivität des Standorts Deutschland im Bereich der medizinischen Forschung zu stärken. Mit pseudonymisierten Gesundheitsdaten, die aus Krankenhäusern, Krankenkassen und Forschungseinrichtungen stammen, soll Forschung beschleunigt und erleichtert werden, um personalisierte Medizin, Epidemiologie und Arzneimittelforschung zum Wohle der PatientInnen zu gewährleisten und Wachstum und Beschäftigung in diesem Bereich zu fördern. Dabei geht es in keinster Weise darum, wie zurzeit bereits in Social Media befürchtet, kostbare Patientendaten an die Pharmaindustrie weiterzuleiten.
Es geht um den Aufbau von zentralen Plattformen und Registern – die bei uns eben einfach fehlen. Sie sind aber notwendig, um die Zusammenarbeit und den Datenaustausch zwischen verschiedenen Forschungseinrichtungen und Kliniken zu fördern. Und da der Forschungsstandort Deutschland schon seit längerem schwächelt, wird es Zeit, systematisch gegenzusteuern, denn die Verkürzung von Forschungsprozessen, Erhöhung der Qualität der Forschungsergebnisse, Künstliche Intelligenz (KI), Big Data oder Präzisionsmedizin ermöglichen individuellere Behandlungsansätze. Der Schutz von Privatsphäre und Patientenrechten sind dabei zentrale Elemente und es gelten strenge Datenschutzregelungen, die sicherstellen, dass Rückschlüsse auf einzelne Personen nicht möglich sind. Auch bleibt die Einwilligung der PatientInnen zur Datennutzung ein entscheidender Bestandteil.
In diesem Sinne – die Zukunft ist auf dem Weg und wir sollten keine Angst vor ihr haben. Nichts bleibt jemals so, wie es ist und das ist auch gut so. Wir machen eine kurze Herbstpause und melden uns Ende Oktober zurück. Bis dahin wünschen wir Ihnen einen schönen und friedlichen Herbst und grüßen herzlich,
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
Mit freundlichen Grüßen