Die mit Spannung erwarteten Ergebnisse dieses telemedizinischen Projektes gab es leider noch nicht, aber erste zarte Andeutungen von Simone von Sengbusch zu ihrem von dem Innovationsfond geförderten Projekt ViDiKi weisen auf ein positives Outcome hin.
Simone von Sengbusch hat in den letzten Jahren regelmäßig bei DiaTec zu dem Konzept und ihren Erfahrungen mit ViDiKi berichtet und dabei die technischen und regulatorischen Hürden beschrieben und die Wege aufgezeigt, wie sie diese Hürden überwunden hat.
Zur Erinnerung hier nochmal die Idee hinter ViDiKi: Während mittlerweile alle relevanten Daten zur Glukosekontrolle digital vorliegen und über eine Cloud abrufbar sind, müssen die Patienten nach wie vor „analog“ in die Sprechstunde kommen. Das ist in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein nicht immer einfach, die Anfahrtswege sind lang, die Wartezeiten ebenfalls und für die Eltern von Kindern mit Diabetes ist schnell mal ein ganzer Nachmittag weg. ViDiKi bietet Entlastung durch eine telemedizinische Mitbetreuung der Familien an und in einer Art „Nebenverhältnis“ werden die Glukosewerte besprochen, die Insulindosierung angepasst und bei Bedarf erfolgt auch ein digitales Coaching in der regelmäßigen telemedizinischen Sprechstunde. 240 Kinder zwischen 1 und 16 Jahren konnte Simone von Sengbusch in ihre multizentrische, kontrollierte Studie im Zeitraum zwischen April 2017 bis März 2020 einschließen, Voraussetzung für die Teilnahme war die Nutzung eines CGM-Systems sowie technische Voraussetzungen, um an der Videosprechstunde teilnehmen zu können.
Wie bereits erwähnt durfte Simone von Sengbusch noch keine Ergebnisse zeigen und viele Daten sind auch noch im Prozess der Auswertung. Schwierig macht dies auch die unterschiedliche Sichtweise derjenigen, die am Ende über Erfolg bzw. Nicht-Erfolg eines solchen Projektes entscheiden werden: Da ist einerseits die medizinische Evaluation, die den Einfluss der telemedizinischen Sprechstunde auf die Stoffwechsellage beurteilt und sich darüber hinaus auch für die Lebensqualität und bzw. die Belastung der Familien interessiert. Die qualitative Forschung möchte andererseits Ergebnisse haben zu den Hürden und Benefits der Videosprechstunde und die Gesundheitsökonomie erwartet aussagefähige Fakten zu Kosten und Kostenersparnis mit und ohne Telemedizin. Welche Betrachtungsweise am Ende zählt bleibt abzuwarten, insbesondere wenn es darum geht, die telemedizinische Sprechstunde in die Regelversorgung zu übernehmen, so wie es das eigentliche Ziel von Projekten ist, die im Rahmen des Innovationsfond gefördert werden. Um es kurz zu machen: Diesbezüglich ist noch gar nichts geklärt – weder ein strukturiertes Verfahren noch kollektiv-vertragliche Regelungen. Wie auch immer – die jungen Patienten und deren Eltern und Familien sind begeistert von der Videosprechstunde und wollen weitermachen.
Unser Fazit: Zu diesem Thema passt dieser Hinweis, der uns erreicht hat: Auch die Charité in Berlin bietet seit einiger Zeit „Die erste digitale Diabetes-Klinik“ für Kinder an, sprich eine Diabetes-Sprechstunde von zuhause aus (https://digital-diabetes-clinic.de). Das ist Diabetesversorgung der Zukunft: Ergänzung des interdisziplinären Behandlungsangebot mit Telemedizin und digitaler Datenerfassung für alle Patienten, insbesondere für Kinder, für ältere und nicht mehr mobile Patienten und für Menschen im ländlichen und infrastruktur-armen Raum.
DiaTec weekly – Feb 7, 2007