Bei der Insulinapplikation geht die Entwicklung von Spritzen zu vorgefüllten Einmal-Pens/wiederverwendbaren Pens über Pens mit einer Memory-Funktion und aktuell zu „Connected caps“. Dies sind Kappen, die auf Pens aufgesteckt werden und Informationen zum Injektionszeitpunkt und Insulindosis an eine App senden können. Ebenfalls spannend sind die „Connected insulin pens“, dies sind wiederverwendbare Pens, die es ermöglichen, Informationen in Diabetes-Managementreports zu überführen und verfügbar sind weiterhin „Smart MDI Systeme“, die Daten von CGM-Systemen mit den Informationen zur Insulindosierung so kombinieren, dass optimale Insulindosen vorgeschlagen werden und so ein vollständiges Diabetes-Management-System etabliert wird. Allerdings gibt es bisher noch keinen Konsensus zur verwendeten Terminologie.
Die Verfügbarkeit von Daten zur Insulinapplikation ermöglicht Auswertungen dazu, zu welchem Zeitpunkt das prandiale Insulin gespritzt wird (hier gibt es nach einer Auswertung im Alltag eine substantielle Variation, die bei Erwachsenen mehr ausgeprägt ist als bei Kindern). Kommt eine Auswertung von CGM-Profilen hinzu, kann erkannt werden, ob Boli ausgelassen oder erst nach der Mahlzeit gegeben wurden und ob die Dosis geeignet war oder nicht. Je mehr Boli die Patienten pro Tag applizieren, desto besser ist die Glucosekontrolle, d.h. bei solchen Patienten ist die Zeit im Zielbereich höher. Beim Basalinsulin kann erkannt werden, wann die Patienten dieses Insulin tatsächlich (spät in der Nacht?) spritzen und wie groß die Variabilität der gewählten Dosis ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient die Gabe von Basalinsulin „vergisst“, ist wohl höher als man annehmen würde. Patienten, die einen Smart-Pen verwenden, weisen auch eine signifikante Abnahme in der Häufigkeit von Hypoglykämien auf, sei es während des Tages oder der Nacht. Es gibt nun auch die ersten Auswertungen zur Kosten-Effektivität von Smart-Pens: Lohnt sich der zusätzliche Aufwand in Relation zur Verbesserung der Glucosekontrolle? Mal schauen, wie und welche Smart-Pens sich in der Realität des deutschen Gesundheitssystems etablieren werden.
In einer Session ganz zum Schluss des Diabetes Technology Meetings wurde in einer Live-Demo von den beiden Entwicklern der Prototyp eines neuartigen Insulinpen-Recyclers vorgestellt. Dieser soll zu einer Reduzierung der Menge von Plastikabfällen führen, denn aktuell landen in den USA fast 100% der Insulinpens auf Mülldeponien oder in Verbrennungsanlagen, jedes Jahr zwischen 60 und 100 Millionen Pfund Plastikmüll! Dieser Recycler wird im besten Sinne von einer Garagenfirma mit dem netten Namen „Hemingway Designs“ entwickelt. Eine erhebliche Hürde für das Recycling von (Einmal-)Pens ist die Insulinpatrone aus Glas in den Pens. Wenn diese zerbrochen wird, kann das Glas nicht einfach von den Kunststoffbestandteilen getrennt werden, ferner wird solch ein Gemisch von den meisten Recyclingunternehmen nicht akzeptiert, da es als biologisch gefährlich eingestuft wird. Einige Hersteller von Pens bieten bereits Recyclingprogramme an, z.B. Novo Nordisk in Dänemark. Die Teilnahmequote ist nach Aussagen der Präsentatoren jedoch gering. Im Alltag erscheint vielen Menschen mit Diabetes der Aufwand einfach zu hoch, die Insulinpens ordnungsgemäß zurückzuschicken.
Ein Ziel von Hemingway Designs besteht darin, das Recyclings von Insulinpens zu vereinfachen, hier könnten auch die Hersteller selbst mehr Aktivität zeigen. Sie haben einen Insulinpen-Recycler entwickelt, der aussieht wie eine Thermoskanne und in die ein Pen eingesteckt wird. Durch Drehen am Oberteil des Recyclers wird der Pens zerschnitten und die intakte Glaspatrone kann dann entnommen werden, die übrigbleibenden Kunststoffanteile können konventionell recycelt werden. Die vorgefüllten Einweg-Pens von allen großen Herstellern könnten so „behandelt“ werden. Aussagen zur Verfügbarkeit des Gerätes und seines Preises gibt es noch nicht. Es soll zunächst über Online-Diabetes-Communities und Patienten-Organisationen vertrieben werden und es handelt sich um einen einmaligen Kauf für die Nutzer. Wichtig wird sein, ob Patienten mit Diabetes der Meinung sind, dass das Produkt ihren Bedürfnissen entspricht.
DiaTec weekly – November 11, 22
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