Mit Hilfe der App sollen auf Basis einer verhaltensbasierten Therapie Menschen mit Übergewicht und einem Risiko für Typ-2 Diabetes zu Lebensstil-Änderungen angeregt und begleitet werden. Ein telefonbasiertes Coaching durch zertifizierte Ernährungsberater unterstützt das tägliche Erfassen von Gewicht und Aktivität durch die App, das Ernährungsprotokoll ist mit Hilfe von Fotos der Mahlzeiten einfach zu führen und alle Fragen der teilnehmenden Patienten können auch zwischen den Sitzungen jederzeit beantwortet werden. Dieses Coaching wird von zertifizierten Diätassistenten durchgeführt, so dass die Kosten von den nationalen Gesundheitssystemen und Versicherern übernommen werden können.
Zielgruppe sind Menschen mit Prädiabetes und Patienten mit Typ-2-Diabetes. Das Programm für Typ-2-Diabetes besteht aus einem acht- bis zwölfwöchigen Programm, das neben dem persönlichen Coaching auch individualisierte Lernmaterialien und eine Fortschrittsverfolgung innerhalb der App (verfügbar für iOS und Android) umfasst. Die App ist für den Einsatz in der EU CE-gekennzeichnet worden und gilt damit als Medizinprodukt.
Wichtig sind bei solchen Ansätzen natürlich immer die Ergebnisse und nach Angaben auf der Oviva-Website konnten 40% der Oviva-Teilnehmer einen HbA1c-Wert <6% halten und damit ein Fortschreiten vom Prädiabetes zu Diabetes verhindern. Darüber hinaus erreichten 73% der Teilnehmer nach sechsmonatiger Teilnahme am Oviva-Programm durchschnittliche HbA1c-Werte von <6,5%. Die Programmteilnahme führte zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 4,7% bei Diabetes-Patienten.
Derzeit ist die Firma in Großbritannien, Deutschland, der Schweiz und in Frankreich aktiv und es gibt um die 200.000 Teilnehmer. Eine Finanzierung in dieser Größenordnung durch bekannte Venture Capital-Firmen bedeutet, dass sich diese ein gutes Geschäft versprechen, denn sonst würden sie ihr Geld nicht einbringen. Neben dem Ausbau der Nutzerbasis plant Oviva sein internes Personal aufzustocken und das Team bis Ende 2022 auf 800 Mitarbeiter zu erweitern. Der Umsatz soll sich im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr verdoppeln, wobei unklar ist, auf welcher Basis, die Presseerklärung dazu bleibt etwas vage: „Die enge Zusammenarbeit mit Gesundheitssystemen, Krankenkassen und Ärzten auf der ganzen Welt beweist, dass die von Oviva angebotene Behandlung anerkannt ist, was letztendlich die Skalierbarkeit des Unternehmens fördern wird.“ Aha!
Fazit: Der Bereich der „digitalen Gesundheit“ nimmt Fahrt auf und Oviva ist nur eines von einer Reihe von Unternehmen in diesem Bereich, die in den letzten Jahren beachtliche Finanzierungen erhalten haben. Dies deutet darauf hin, dass die Hoffnungen groß sind, hier ein Return of Investment zu erhalten. Wie gut die „Erfolge“ von solchen Betreuungsansätzen allerdings wirklich sind und das insbesondere längerfristig, ist nicht einfach zu evaluieren. In Deutschland ringen ja nach wie vor eine Reihe von Apps mit dem BfArM darum, eine Anerkennung als DiGA zu erlangen. Das gilt aber nur für Apps, die als individuelle Gesundheitsleistung gelten und dazu zählt die Primär-Prävention eigentlich nicht. Während bei uns im ersten Schritt zurzeit die Evaluationsstudie für eine DiGA für Adipositas läuft, ist noch nicht abschließend geklärt, ob es auch eine DiGA für die Sekundär-Prävention bei Typ-2 Diabetes evaluiert wird – im Prinzip für das Gesundheitssystem eine ausgesprochen wichtige Frage.
DiaTec weekly – September 17, 21
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