„Wearables“ ist ein Begriff für Geräte, die am Körper getragen werden. Dazu gehören Smartwatches ebenso wie Klebepflaster mit Sensoren, die Körperfunktionen des Trägers nicht-invasiv monitoren. Gängige Beispiele sind Produkte, die die körperliche Aktivität und das Schlafverhalten aufzeichnen oder physiologische Daten über den Träger liefern, wie beispielsweise Herzfrequenz und Herzrhythmus.
Zunehmend werden nun Wearables von Medizinern eingesetzt, um klinische Daten über ihre Patienten zu erhalten. Während noch vor kurzer Zeit Berichte über Wearables in der Zukunft spielten, hat sich dies in der Zwischenzeit drastisch geändert: In Form von Smart-Phones und Smart-Watches werden bereits alle Bewegungen des Tages aufgezeichnet. De facto tragen wir also alle solche Produkte durch unseren Alltag und dieser Trend wird anhalten, auch durch neue Produkte wie Smart-Ringe.
Digitale Gesundheitstechnologien (DGT), die von den Patienten getragen werden und über mobile Apps oder persönliche digitale Assistenten verbunden sind, können für Diagnose, Krankheitsüberwachung, Warnmeldungen oder andere klinische (Pflege)-Dienste verwendet werden. Die gesammelten Daten dieser Geräte werden immer zuverlässiger und die Programmierer entwickeln immer leistungsfähigere Algorithmen zu deren Verarbeitung und je mehr Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen (AI-ML) wir zur Verfügung haben, um so prädestinierter können wir die Daten von Wearables für den gesamten Gesundheitsbereich nutzen.
Aktuell wird nun im New England Journal of Medicine (NEJM) eine Serie publiziert, bei der der klinische Einsatz von Wearables in verschiedenen Indikationsbereichen vorgestellt wird [1]. Ziel dieser Artikel ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie die medizinische Forschung und klinische Versorgung in erheblicher Art und Weise beeinflusst werden. Dabei wird selbstverständlich kritisch hinterfragt, ob und wie diese tragbaren Tools die Patientenergebnisse und die klinische Praxis verbessern: Welche Hindernisse müssen überwunden werden, damit Patienten und Ärzte den größtmöglichen Nutzen aus dieser Option der Überwachung ziehen können? Welche Nachweise sind erforderlich, um behaupten zu können, dass die Ergebnisse der Patienten verbessert werden? Können solche Geräte gleichzeitig die Belastung für Ärzte verringern? Wo versprechen die Hersteller von Wearable zu viel? Wie können die verschiedenen involvierten Disziplinen zusammenarbeiten, um das Versprechen einer personalisierten Medizin in einer Welt einzulösen, die sich bereits von Daten und neuen Erkenntnissen überflutet fühlt?
Im ersten Beitrag (!) dieser Serie geht es um die Behandlung von einzelnen Patienten mit Diabetes mit „digitalen Tools“ [2]. Weltweit betrachtet gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Nutzern vom Systemen zum kontinuierlichen Glucosemonitoring (CGM). Dies sind überwiegend Patienten mit Typ-1-Diabetes, aber auch Menschen mit Typ-2-Diabetes oder auch ohne Diabetes, die ihren Glucoseverlauf überwachen wollen, um die Wirkungen von verschiedenen Mahlzeiten auf den Anstieg in der Glykämie erkennen zu können.
Ohne zuverlässige CGM-Systeme, die die Glucosekonzentration im subkutanen Fettgewebe messen, würde es auch keine Systeme zur Automatisierten Insulinzufuhr (AID) geben. Über 1,1 Millionen Menschen mit Typ-1-Diabetes und auch einige mit Typ-2-Diabetes nutzen bereits AID-Systeme, auch in klinischen Settings.
In drei Fallbeispielen wird in dem Artikel auf vielen Seiten und mit exzellenter Bebilderung die Nutzung moderner Diabetestechnologie bei unserem Fokusthema dargelegt [2]. Die klinischen Fälle basieren auf realen Patienten, die Details wurden aber so verändert, dass diese nicht mehr identifiziert werden können. Beim ersten Fall geht es um die Verbesserung in der Glucosekontrolle, die ein junger Patient mit Typ-1-Diabetes durch ein AID-System erfährt. Bei dem zweiten Fall geht um die Verwendung eines CGM-Systems durch einen Patienten mit Typ-2-Diabetes und der Initiierung einer Insulintherapie mit einem langwirkenden Insulinanalogon, welches durch einen Pen appliziert wird und im dritten Fall um die Unterstützung der Behandlung eines komplexen Falls einer Patientin mit Typ-1-Diabetes im Krankenhaus und wie sich die Diabetestherapie unter diesen Bedingungen verbessert hat.
Fazit: Wearables werden als eine Form von Diabetes-Technologie mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Medizin der Zukunft eine wichtige Rolle spielen, sowohl bei der Betreuung von Menschen mit Diabetes als auch im klinischen Setting. Solche Artikel in einer angesehenen Fachzeitschrift wie dem NEJM verschaffen dieser technischen Option viel Aufmerksamkeit und geben ihr auch erheblichen Kredit.
- Friend SH, Ginsburg GS, Picard RW. Wearable Digital Health Technology. N Engl J Med. 2023;389(22):2100-1. doi: 10.1056/NEJMe2303219. PubMed PMID: 38048193.
- Hughes MS, Addala A, Buckingham B. Digital Technology for Diabetes. N Engl J Med. 2023;389(22):2076-86. doi: 10.1056/NEJMra2215899. PubMed PMID: 38048189.
diatec weekly – Februar 9, 24
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