Es ist bereits die zweite Ausgabe des D.U.T.-Reports, der im Vorfeld zur DiaTec vorgestellt wurde. Manch einer bezeichnet das Werk bereits als „Bibel“ zum Thema Diabetes-Technologie und Digitalisierung, so umfassend werden im ersten Teil des Reports die Ergebnisse von Befragungen mit Ärzten und Patienten dargestellt und im zweiten Teil die aktuellen Trends und Entwicklungen in der Diabetologie beschrieben. Bei der Befragung ging es insbesondere darum, welche neuen Technologien und digitalen Anwendungen bereits in der klinischen Praxis umgesetzt werden und was die Hürden dafür sind.
Der Einsatz neuer Technologien wächst bei den befragten Diabetologen deutlich, wenn es um kontinuierliches Glukosemonitoring (rtCGM/isCGM), aber auch um Insulinpumpen geht. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil von Patienten, die ein CGM-System nutzen, um 76 Prozent gestiegen, für die Nutzung einer Insulinpumpe immerhin um 34 Prozent. Damit ist der Einsatz von Diabetes-Technologie für Patienten mit Typ-1-Diabetes quasi zur Standardtherapie geworden.
Erstmals wurden im D.U.T-Report 2020 auch Patienten befragt, sowohl Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, als auch Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes. Insgesamt haben 3.400 Betroffene Auskunft über ihre Ansichten, Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse gegeben und sie sehen die neuen Möglichkeiten von Technologie und Digitalisierung überwiegend positiv: 85 Prozent der Befragten mit Typ-1-Diabetes und 73 Prozent mit Typ-2-Diabetes schätzen beides als sehr wichtig ein. Bereits jetzt bewerten 53 Prozent AID-Systeme als ein sehr bedeutsames Thema der Diabetologie – vor allem für Eltern von Kindern mit Diabetes (63 Prozent) und für Erwachsene mit Typ-1-Diabetes (55 Prozent) spielt dies heute schon eine große Rolle. Innerhalb der nächsten fünf Jahre erwarten die meisten der Befragten, dass es mehr AID-Systeme geben wird und fast ALLE (96 Prozent) der befragten Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes verbinden damit große Hoffnungen für das tägliche Leben.
Auch zu Themen wie „Nutzung von Apps“, „Datenschutz“ oder „Datenspende“ gaben die Befragten Auskunft und liefern damit einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Diskussionen.
Interessante Aspekte ergeben sich im Vergleich der Antworten von Ärzten und Menschen mit Diabetes, mehr Patienten als Ärzte klagen über Defizite im Datenschutz. Gleichzeitig wenden sie moderne Technologien in Bezug auf Datenschutz vergleichsweise weniger kritisch an. Beim Thema „Datenspende“ gehen die Meinungen auseinander: Ärzte stehen Datenspenden zu wissenschaftlichen Zwecken kritischer gegenüber als die Patienten.
Im zweiten Teil des Reports behandeln verschiedene Autoren aus Forschung und Wissenschaft und aus der angewandten Diabetologie unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung in der Diabetologie, auch unter kritischen Aspekten. Grundsätzlich gilt dabei, dass immer noch viele Hürden in der diabetologischen Praxis bestehen. Die Autoren aus der niedergelassenen Schwerpunktdiabetologie Andreas Lueg und Nikolaus Scheper beschreiben zum Beispiel, mit welchen technischen Problemen Ärzte in diabetologischen Praxen tagtäglich zu kämpfen haben. Dennoch sehen sie in der zunehmenden Digitalisierung in der Arztpraxis ein enormes Potenzial, um die Arbeit in der Praxis, die medizinische Versorgung der Patienten und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter wesentlich zu verbessern. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass die Basis entsprechend weiterentwickelt wird und neue Aspekte der digitalen Patientenversorgung auch angemessen vergütet werden.
Unser Fazit: Digitale Lösungen verändern die Diabetologie in allen Bereichen radikal. Auch in der zweiten Ausgabe des D.U.T-Reports, dessen Erstellung von der BERLIN-CHEMIE AG unterstützt wird und im Verlag Kirchheim erscheint, liefern die Autoren mit neuen Zahlen, Meinungen und Fakten jede Menge Stoff für die aktuelle Diskussion. Unbedingt lesenswert!
DiaTec weekly – Jan 31, 20