Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele gute Studien die Kollegen aus Cambridge schon mit diesem AID-System durchgeführt und hochrangig publiziert haben. Dabei unterscheidet sich das hier verwendete AID-System von dem bisher verwendeten dahingehend, dass dies ein vollständig geschlossenes System ist und einen modifizierten CamDiab AID-Algorithmus verwendet. Der Algorithmus unterstützt die automatische Insulinabgabe in einem solchen Ausmaß, dass die Mahlzeiten nicht mehr angekündigt werden müssen. In anderen Worten: Die Patienten mussten sich keine Mahlzeitenboli mehr applizieren!
Die Studienteilnehmer haben entweder acht Wochen lang das CamAPS HX AID-System verwendet, oder eine Standardinsulintherapie (mit einem verblindeten CGM-System) weiterverwendet. Danach gab es eine zwei- bis vierwöchige Washout-Phase, nach dieser wechselten die Teilnehmer in den anderen Studienarm. Bei Studienbeginn hatte die Kohorte ein Durchschnittsalter von 59 Jahren, 27% der Teilnehmer waren weiblich und die Teilnehmer waren zu 96% weiß. Die HbA1c-Ausgangswert lag mit 9,0% recht hoch. Nur 12% der Teilnehmer (n=3) haben vor der Studienteilnahme schon ein CGM-System verwendet.
Bei Verwendung des AID-Systems verbrachten die Nutzer deutlich mehr Zeit im Zielglucosebereich (zusätzliche 8,5 Stunden/Tag) als diejenigen mit einer Standardinsulintherapie (66% vs. 32%, p< 0,001). Dieser Behandlungsunterschied war fast ausschließlich auf eine Verringerung der Zeit mit erhöhten Glucosewerten zurückzuführen, diese ging um 35% (8,5 Stunden/Tag) von 67% unter Standardinsulintherapie auf 33% unter CamAPS HX zurück (p<0,001). Dazu gab es eine dazu passende Senkung des HBA1c-Wertes um 1,4% (7,3% vs. 8,7%). Die Verbesserung in der Glucosekontrolle wurde nicht mit einer Zunahme der Zeit unterhalb des Zielbereiches bezahlt und es gab auch keine Unterschiede zwischen den beiden Kohorten (0,4% bzw. 0,1%; p=0,43).
Die deutliche Verbesserung der „Time-in-Range“ ging einher mit einer Differenz von 1,4% beim HbA1c-Wert zwischen den beiden Kohorten (7,3% vs. 8,7%), bei einem durchschnittlichen Ausgangswert von 9,0%. Dabei zeigte eine Darstellung der Glucoseverläufe über den Tag hinweg, dass die Patienten bei Nutzung des AID-Systems im Durchschnitt tagsüber die niedrigsten Glucosewerte aufwiesen, dafür aber nachts tendenziell höhere Werte hatten, was wohl daran lag, dass die Teilnehmer zum Abendessen komplexe Mahlzeiten mit hohem Protein- und Fettgehalt zu sich genommen haben. Hierbei fällt dem Algorithmus die geeignete Abdeckung anscheinend noch schwer. Interessant war eine Grafik, die die Verbesserungen in der Glucosekontrolle jedes einzelnen Teilnehmers im Laufe der Studie gezeigt wird. Die Nutzung des AID-Systems führt vor allem bei Teilnehmern mit schlechter Blutglucosekontrolle bei Beginn der Studie zu einer erheblichen Verbesserung.
Während der Studie wurden keine schweren Hypoglykämien beobachtet. Von den im Verlauf der Studie gemeldeten acht schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen wurde nur eines als studienbedingt eingestuft. Die Studienteilnehmer zeigten eine hohe Akzeptanz für das AID-System und hoben seine Benutzerfreundlichkeit hervor. 100% der Befragten würden das System weiterempfehlen.
Fazit: Es sind größere Studien mit einem vergleichbaren Studiendesign bei verschiedenen Gruppen von Patienten mit Typ-2-Diabetes geplant, die eine längere Studiendauer aufweisen sollen. Dies ist notwendig, um die Verallgemeinerbarkeit der hier vorgestellten Ergebnisse für eine breitere Zielpopulation zu gewährleisten. Dazu zählt dann auch zu evaluieren, ob die dauerhafte Nutzung eines solchen AID-Systems ein kosteneffizienter Ansatz bei solchen Patienten ist.
DiaTec weekly – Oktober 7, 22
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