Regelmäßig halten Muslime in aller Welt das jährliche einmonatige Ramadan-Fasten ein. Beim Ramadan wird während des Tages nichts gegessen oder getrunken, nur nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang. Eine echte Herausforderung also für Menschen mit Diabetes und ganz besonders, wenn diese ein AID-System tragen, denn die Algorithmen passen dann nicht mehr so recht. Deshalb ist auch ein Hinderungsgrund für die Akzeptanz eines solchen AID-Systems der Mangel an Daten, die die „erfolgreiche“ Nutzung und Kosteneffizienz davon in solchen Regionen belegen, eine Tatsache, die für Entwicklungsländer und Ländern mit einem mittleren Einkommensniveau gilt.
Der Mangel an Daten ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die meisten klinischen Studien damit in Europa oder den USA durchgeführt wurden und immer noch werden. Es müssen aber die beträchtlichen Unterschiede in ethnischen, kulturellen und regionalen Bedingungen für die Menschen mit Typ-1-Diabetes in diesen Ländern gesehen und berücksichtigt werden. Deshalb waren die hier präsentierten Daten von über 67.000 Anwendern dieses AID-Systems aus Europa, dem Nahen Osten, Afrika, Lateinamerika, Ozeanien und Asien auch so wichtig, denn sie zeigen, dass die durchschnittliche Glucosekontrolle die international empfohlenen Ziele für die Time-in-Range (TiR) übertrifft:
Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist das Fasten im Ramadan eine Herausforderung, denn durch die ungewöhnliche Art der Nahrungsaufnahme steigt das Risiko von Hypo- und Hyperglykämien. Eine separate Analyse der Real-World-Daten zeigte, dass Nutzer in der Golfregion vor, während und nach dem Ramadan insgesamt konsistente TiR-Werte aufwiesen, das gilt auch für die Zeit unterhalb der TiR und die der mittleren Glykämie. Es gab auch kein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien während der Fastenzeiten (5:31 – 18:00 Uhr).
Es wurde auch analysiert, in welchem Ausmaß die Nutzung des AID-Systems Menschen dabei unterstützt, noch bessere Ergebnisse zu erzielen, z.B. wie die kürzlich eingeführte Zeit im „tight“ Bereich (TITR; 70-140 mg/dl). Wie im Rahmen eines Vortrages beim EASD gezeigt wurde, wird dieses aggressive Ziel für das Diabetesmanagement im Durchschnitt von 48,9% der Nutzer dieses AID-Systems erreicht und sogar von 56,1%, wenn die empfohlenen Einstellungen für dieses System verwendet werden. Die Verwendung dieser Einstellungen ist für das Erreichen einer hohen TIR von Bedeutung, aber insbesondere, wenn das Ziel darin besteht, eine hohe TITR zu erreichen.
Fazit: Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, führt die Optimierung der Insulinzufuhr beim individuellen Menschen mit Typ-1-Diabetes zu einer deutlichen Verbesserung der Glucosekontrolle – und zwar unabhängig von seinen Lebensbedingungen. Ob dies für jeden individuellen Nutzer gilt, kann eine solche Analyse nicht sagen und auch nicht, ob ein AID-System ein stundenlanges Abendessen im Familienkreis in Indien optimal abdecken kann, ohne Adjustierung der Algorithmen? Hier würden weitergehende Detail-Auswertungen interessieren.
diatec weekly – Oktober 27, 23
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