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Das e-Rezept soll die Zettelwirtschaft in den Apotheken beenden
Das e-Rezept kommt – und zwar schon in weniger als einem Jahr! Zum 1. Juli 2021 soll es bei uns eingeführt werden und weil mit dem Patientendatenschutzgesetz bereits dafür die Weichen gestellt worden sind, könnte dieser Termin tatsächlich eingehalten werden. Die Gematik als Software-Dienstleister des Bundesgesundheits-Ministeriums hat dazu nun eine Dokumentation veröffentlicht, die auf mehreren Hundert Seiten die technischen Vorgaben für die Umsetzung definiert, dabei geht es vor allem um Datenschutz und die sichere Nutzung von verschreibungspflichtigen Medikamenten.
Mit dieser Dokumentation wurde ein allgemeinverbindlicher und barrierefreier Ansatz entwickelt: Der Arzt erstellt das elektronische Rezept mit einem QR-Code in seiner Praxissoftware, der Patient kann entscheiden, ob er es wie gewohnt ausgedruckt erhalten möchte oder digital auf seinem Smartphone in der Gematik-App. Entscheidet er sich für die digitale Variante, wählt er mit seiner App eine Apotheke aus und legt dort den QR-Code vor. Der Apotheker kann über den Code auf das eigentliche Rezept in der Telematik-Infrastruktur zugreifen und das verordnete Medikament ausgeben oder, falls die Apotheke einen Botendienst anbietet, auch nach Hause liefern.
Erste Pilotprojekte für die Umsetzung gibt es bereits, aktuell aber nur für Selbstzahler. Die schwedische Videosprechstunden-Plattform Kry beispielsweise schickt bereits elektronische Rezepte per Fax an die Wunschapotheke des Kunden – jedenfalls solange die Telematik-Infrastruktur noch nicht steht – oder liefert Medikamente über die Versand-Apotheke Docmorris aus.
Das e-Rezept spart Zeit, schont Ressourcen und beendet die Zettelwirtschaft in Apotheken. Der Abrechnungs-Dienstleister für immerhin ein Drittel aller Apotheken in Deutschland Noventi verarbeitet nach eigenen Angaben jeden Monat 14 Millionen Rezepte, das entspricht mehr als zehn Tonnen Papier.
Doctorly: ein Betriebssystem für die Arztpraxis
„Never change a running System!“ Diese Binsenweisheit ist vielleicht einer der Gründe dafür, dass Ärzten an ihrer erprobten Software festhalten, auch wenn diese viel zu viel Zeit frisst. Eine aktuelle Analyse zum Bürokratieindex der Kassenärztlichen Bundesvereinigung verzeichnet eine sehr hohe bürokratische Belastung: Aktuell müssen etwa 60 Arbeitstage pro Jahr und Praxis für die Erfüllung von Informationspflichten aufgewendet werden! Hinzu kommen eine Vielzahl an Einzelanwendungen durch Software, die nicht kompatibel ist, z.B. ist der Kalender nicht mit dem Praxissystem verbunden, Patientendaten werden von Kollegen per Brief oder Fax geschickt und nicht datenschutzkonform per Mail oder die PVS erwartet, dass immer wieder die gleichen Texte eingegeben werden müssen. Das alles sieht nicht nach einer adäquaten digitalen Transformation in den Praxen aus!
Abhilfe will ein Berliner StartUp mit dem niedlichen Namen „Doctorly“ schaffen und stellt dafür eine Art Betriebssystem für Arztpraxen zur Verfügung, die von der Patientenverwaltung einschließlich Abrechnung über Terminmanagement bis hin zu den Patientenakten sämtliche Abläufe in einer Praxis auf einer Plattform organisiert. Gleichzeitig überwachen Controlling-Instrumente die Effizienz der Praxis durch Finanzinformationen und Infos zu Patienten-Metriken. In einem zweiten Schritt soll es dann auch eine Patienten-App geben und ganz zukunftsorientiert will Doctorly eine offene Plattform werden, in die sich andere Health-Anwendungen integrieren können.
Die KBV unterstützt Doctorly und hat das StartUp zu einem Teil ihres Programms „Zukunftspraxis“ gemacht, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorantreiben, den Arzt effizienter zu machen und die Versorgung der Patienten zu verbessern. Dazu entwickeln aktuell zehn StartUps digitale Lösungen, darunter auch die medizinische Kommunikationsplattform Ada Health.
Telefonieren mit Künstlicher Intelligenz – eine Lösung für die Arztpraxis?
Für Anrufer ist es eine Geduldsprobe und für das medizinische Fachpersonal eine zeitaufwändige und unproduktive Last. Nahezu jeder, der schon einmal versucht hat, bei seiner Arztpraxis anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren oder ein Rezept zu erhalten, kennt das: Man hängt fest in einer Warteschleife und hört sich die Sätze an: Wir sind gleich für Sie da! Für einen Termin drücken sie die Eins, für ein Rezept die Zwei. Dabei geht es meistens nur um kleine Probleme, die schnell zu lösen wären: eine Terminvereinbarung, das Ausstellen eines Folgerezepts, die Bitte um eine Überweisung – im Prinzip einfache Anliegen.
Nun will eine Software dem Praxispersonal bei der Bewältigung solcher Aufgaben helfen. Das Berliner StartUp Aaron.ai hat eine Art intelligenten Anrufbeantworter entwickelt, der das Anliegen des Anrufers erkennt, mitschreibt und sogar Fragen stellen kann, z.B. um welches Medikament es sich genau handelt, das der Patient verschrieben haben möchte. Die Software erkennt Sprache und transkribiert die Angaben des Anrufers, was es wiederum dem medizinischen Fachpersonal ermöglicht, das Anliegen des Patienten zeitsparend am Bildschirm zu bearbeiten, wenn sie Zeit dazu haben.
Mit ihrer Idee hat es Aaron.ai ebenfalls in das Projekt Zukunftspraxis 2020 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung geschafft. Das bringt Aufmerksamkeit und die Chance, die Software im Rahmen des Pilotversuchs in 50 Arztpraxen zu erproben. 2021 wird ausgewertet, ob und wie sie Effizienz und Qualität beeinflusst. Der nächste Entwicklungsschritt soll sein, die Software vollautomatisiert in die Arbeitsabläufe einzubringen. Dann soll es möglich, direkt einen Termin mit dem Assistenten zu vereinbaren und im Praxiskalender zu speichern.
DiaTec weekly – Jul 17, 20