Nochmal Dänemark: Die meisten Insulin-Infusionssets werden von einem Hersteller in Dänemark produziert. Früher kannte man diesen unter dem Namen „Unomedical“, nach einer Übernahme durch eine kanadische Firma heißt dieser nun Convatec. In den letzten Jahren hat es immer wieder Versuche gegeben, Insulin-Infusionssets zu entwickeln, die das Insulin z.B. durch mehrere Löcher am Ende des Katheters in einem größeren Areal im subkutanen Fettgewebe verteilen. Dabei traten aber Probleme auf, die deren Einsatz behinderten. Die meisten Patienten müssen ihr Insulininfusionssystem alle 2 bis 3 Tage wechseln, da danach die Insulinabsorption an der Infusionsstelle schlechter wird. Weiterhin treten Verschlüsse des Insulin-Infusionssets auf oder sie knicken ab.
Idealerweise wären Systeme verfügbar, die solche Probleme nicht haben und die eine Nutzungsdauer von 7 Tagen aufweisen, wie die der Glucose-Sensoren von CGM-Systemen. Dabei gilt es auch zu beachten, dass es bei einer solch langen Nutzungsdauer an der Infusionsstelle zu einer Degradierung des Insulins kommen kann, bedingt durch die lokalen Wundreaktionen.
Eine aktuelle Publikation in der Fachzeitschrift Diabetes Technology & Therapeutics beschreibt ein neuartiges Insulininfusionsset (Altendorf-Kroath T et al. Insulin distribution in human adipose tissue via a novel insulin infusion catheter. DTT 21:740-744, 2019). Dieses weist Längsschlitze auf und die Infusion von Insulin mit Kontrastmitteln in Hautproben zeigte eine funktionierende Insulinapplikation ins Gewebe, auch wenn die Spitze des Katheters verschlossen war.
Bei dem aktuellen Diabetes Technology Meeting (DTM) wurden mehrere Poster der Firma „Capillary“ gezeigt, die ebenfalls an Insulin-Infusionssets mit besseren Eigenschaften arbeitet. Deren System hat mehrere Löcher an der Spitze und zur Versteifung einen eingezogenen Draht, der ein Abknicken verhindern soll. Eine Studie mit Schweinen zeigte, dass die inflammatorische Gewebereaktion einen Einfluss hat, sowohl auf den Verlauf der Insulinkonzentrationen im Blut nach einer Bolusgabe als auch auf den Gegendruck im Gewebe. Bei Verwendung eines flacheren Einstichwinkels von 30° im Gegensatz zu den klinisch üblichen 90° kam es einer geringeren Ausprägung der Gewebereaktion und damit über die Zeit hinweg zu einer beständigeren Insulinabsorption. Vielleicht ist dies ja ein Ansatz für eine längere Nutzungsdauer von Insulininfusionssets.
Ein anderes Poster beschäftigte sich mit der Anlagerung von Insulin an die Plastikoberflächen in den Insulin-Infusionssets, was zu einer verminderten Insulinapplikation in den ersten Stunden nach Legen eines Katheders führt, insbesondere wenn dieser nicht ausreichend „geprimt“ wird, oder bei niedrigen Infusionsraten wie bei Kindern, ein wohlbekanntes Problem. Eine Forschergruppe aus Neuseeland hat nun ein mathematisches Modell entwickelt, auch um in weiteren Studien systematisch zu untersuchen, welche Faktoren hierbei den größten Einfluss haben und welche Möglichkeiten es gibt, dies zu reduzieren.
Unser Fazit: Möglicherweise sind die Insulin-Infusionssets das am meisten unterschätzte Thema für den Erfolg der Insulin-Pumpentherapie. Auch wird das häufige Wechseln der Katheter von vielen Patienten als „nervig“ bezeichnet, ganz abgesehen von den Kosten und Anfall von Verpackungsmüll. Bei all den aktuellen Bemühungen um längere Nutzungsdauer von Sensoren oder Batteriekapazitäten bei den Pumpen sollte deshalb auch ein vermeintlich triviales Thema wie Insulin-Infusionssets nicht außer Acht gelassen werden. Es bleibt also zu hoffen, dass bald Systeme mit besseren Eigenschaften auf den Markt kommen!
DiaTec weekly – Dez 13, 19