Ein neues Nicht-Invasives Glukosemonitoring-System!
Diesmal ist es eine Firma namens Movano Inc. aus den USA, die ein neues Nicht-Invasives CGM-System angekündigt. Das System kommt in Form einer Smartwatch und wird begleitet von einer cloudbasierten App. Die Messung basiert auf eine Technologie im Radio-Frequenz-Bereich, ein funktionsfähiger Prototyp soll Ende 2021 verfügbar sein. Viel mehr ist bislang auch nicht bekannt über das Produkt, auch wenn es immer wieder beeindruckend ist zu sehen, wie viele Firmen an solchen Entwicklungen arbeiten und sich wohl auch immer noch Marktchancen ausrechnen. Einige Firmen haben es in der Vergangenheit ja auch zu einer gewissen Marktreife (= Erhalt einer CE-Markierung) geschafft, aber wirklich dauerhaft hat sich bisher kein Produkt etablieren können.
Die Anzahl von offenen Fragen im Zusammenhang mit solchen Ansätzen ist ja beachtlich:
- Wie gut ist oder kann die Messgenauigkeit bei solchen Systemen sein – ist sie vergleichbar mit derjenigen von modernen real-time CGM-Systemen? Bei den meisten Systemen sind keine Daten von guten klinischen Studien verfügbar, die von einer unabhängigen Stelle durchgeführt wurden. Daher sollte die „beeindruckende“ Leistungsfähigkeit solcher neuen Systeme grundsätzlich mit einer gehörigen Skepsis betrachtet werden. Es ist nachvollziehbar, dass kleine Firmen, die neue Produkte entwickeln wollen, sich positiv darstellen müssen um ihre weitere Finanzierung zu sichern, trotzdem sollten keine CGM-Systeme in Patientenhände gelangen, die möglicherweise keine ausreichende Messgüte aufweisen.
- Ob es je möglich sein wird, mit indirekten Messmethoden – und darauf basieren ja die NI-Ansätze – unter Alltagsbedingungen zuverlässig Glukose in der Haut zu messen? Solange es nur darum geht, eine Abschätzung der Glukosekonzentration zu erreichen, im Sinne von grüner Bereich (= im Zielbereich), roter Bereich (= unterhalb des Zielbereiches), gelber Bereich (= oberhalb des Zielbereiches), kann ein solcher Ansatz mehr in eine Nutzung als „Wellness“-Produkt, auch bei Menschen ohne Diabetes (!) gehen, eine Dosierung von Medikamenten darf keinesfalls darauf basieren! Es ist übrigens interessant zu sehen, dass auch andere Firmen, z.B. Nemaura in den USA die Zulassung für ein solches Wellness-Produkt beantragt hat. Der Einsatzbereich kann also vielfältig sein, liegt aber außerhalb der üblichen Nutzung und wird vermutlich nicht den Markt von CGM-Firmen wie Abbott oder Dexcom im Diabetesbereich ernsthaft tangieren. Im Bereich von Prä-Diabetes oder einigen Patientengruppen mit Typ-2-Diabetes kann dies anders sein.
Fazit: Ob und wann wir in Deutschland ein solches „Luxus“-CGM-System auf dem Markt sehen werden, wird die Zukunft zeigen. Morgen wird dies wohl eher nicht der Fall sein.
DiaTec weekly – September 04, 20
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