Ein Gastbeitrag von Harald Stäblein und Mario Dietz, Hof
Beim diesjährigen DiaTec haben wir im Rahmen eines Partnerseminars unsere Erfahrungen mit verschiedenen Patienten beim Starten mit der Nutzung eines AID-Systems (hier das DBGL1 von Diabeloop/ Roche Diabetes Care) beispielhaft vorgestellt.
Wichtig und zunächst ungewohnt ist die Angabe und Verteilung der Kohlenhydrataufnahme in Gramm über den gesamten Tag. Dies verlangt vom Patienten, seine Ernährungsgewohnheiten in Bezug auf die Kohlenhydrate dem Diabetesteam offen zu legen, was manch einem nicht ganz leichtfällt. Dies ist aber notwendig, damit der Start mit diesem System gut gelingt und der Algorithmus wirklich sinnvoll und physiologisch die Insulindosierung permanent an den realen Bedarf anpasst. Die voreingestellten Mahlzeitenmöglichkeiten (klein, mittel, groß) ermöglicht dem Patienten eine einfache und schnelle Insulingabe über das Steuergerät. Ebenso ist es möglich, körperliche Aktivitäten unkompliziert und schnell zu definieren durch die Auswahl im Menü (moderat, mittel, intensiv).
Ein weiterer Punkt ist die Festlegung der Tages-Gesamt-Insulinmenge. Da diese sehr individuell von den Lebensgewohnheiten des Patienten abhängig ist, sollte ein definierter Zeitraum von 5-7 Tagen, Arbeitstage und Wochenende so wie Bewegung mit einbezogen werden. Hierbei spielt auch die bisherige Insulinverteilung Basis/Bolus Verhältnis eine entscheidende Rolle.
Um der Individualität der Patienten gerecht zu werden ist es möglich, mit verschiedensten Einstellmöglichkeiten den Algorithmus zu justieren. Diese „künstliche Intelligenz“ trägt dazu bei Menschen mit der chronischen Erkrankung Typ1-Diabetes besser in das gesellschaftliche Leben zu integrieren da sie sehr diskret im Hintergrund die Therapie managt.
Fazit: Die Erfahrungen, die die Patienten in den ersten Wochen der Nutzung eines AID-Systems machen (= „sichtbare“ Erfolge), sind prägend für die weitere Nutzung insgesamt. Vertrauen in das System und das Diabetesteam sind hier entscheidende Grundsätze. Der Patient, der ja teilweise eine jahrzehntelange Erfahrung mit der selbstständigen Diabetestherapie hat, sieht sich plötzlich in der Situation einem Algorithmus die Entscheidungen über die Insulindosierung anzuvertrauen.
Bei der Beratung geht es bei der Startsituation vorrangig darum, die individuellen Patientenwünsche gut zu erfassen. Die Nutzung der obengenannten Stellschrauben verlangt eine gute Kenntnis davon, wie der jeweilige Algorithmus funktioniert. Die Aufgaben des Diabetesteams verändern sich mit der modernen Technik. Dies bedarf einer intensiven Betreuung in den ersten 14 Tagen nach Inbetriebnahme des Systems, es schafft aber auch Vertrauen in das System und in das Diabetesteam.
Es wäre hilfreich, Therapieziele zu definieren, um eine bessere Akzeptanz in dieses System zu erreichen. Neue pädagogische Ansätze zur Vermittlung der Kohlenhydratberechnung in Gramm/Kohlenhydrate würden hier sehr hilfreich sein. Mittelfristig werden AID Systeme die Therapiewahl Nummer 1 für Menschen mit Typ-1-Diabetes sein.
DiaTec weekly – März 11, 22
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