Companion Medical hat den bisher einzigen von der US-Zulassungsbehörde akzeptierten smarten Insulinpen im Portfolio, smart deshalb, weil er mit einer integrierten Diabetesmanagement-App kombiniert ist. Das kann das smarte InPen-System: Es sendet Daten zur Insulindosierung, Insulintyp und Injektionszeitpunkt in die Cloud, registriert automatisch die Insulindosen und macht Aussagen zum aktiven Insulin. Weiterhin empfiehlt der Pen Mahlzeitendosen sowie Korrekturdosen basierend auf einem Boluskalkulator.
Das könnte hinter der Idee von Medtronic zu diesem Kauf stecken: Die Kombination von InPen mit ihren eigenen smarten Behandlungsalgorithmen und dem rtCGM-System Guardian Sensor 3 (beide kommen bei den AID-Systemen von Medtronic zum Einsatz), um dadurch proaktiv und personalisiert Patienten mit Diabetes Dosierungshinweise geben zu können. Dadurch soll die Insulintherapie für Patienten vereinfacht und die Belastung durch ihre Erkrankung deutlich reduziert werden, bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Glukosekontrolle auch bei Patienten mit Typ-2-Diabetes.
Für Medtronic ist diese Akquisition ein Schritt in einen anderen Markt – weg von Pump-only hin zu einer Insulintherapie mit mehrfachen subkutanen Applikationen pro Tag. Dies dürfte auch für Patienten von Interesse sein, für die eine Pumpentherapie keine Option ist oder die mal eine „Pumpenpause” einlegen wollen.
Außerdem deutet dies auf eine gewisse Änderung in der Ausrichtung von Medtronic hin: Nach Jahren stürmischen Wachstums, insbesondere in den USA mit Einführung der 640G und 670 G, gibt es mit neuen Wettbewerbern (wie z.B. in Tandem) ernsthafte Konkurrenz im Insulinpumpenmarkt und auch bei den AID-Systemen. Medtronic muss sich also nach neuen Geschäftsfeldern umschauen und gewinnt durch diesen Schritt einen raschen und schon etablierten Weg hin zu “smarten” Insulinpens. Es bleibt abzuwarten, ob und welche Rückwirkungen dies auf die Insulinpumpentherapie in Hinsicht auf eine personalisierte, proaktive Insulindosierung hat. Ob die internationale Aufstellung von Medtronic dazu führt, dass dieser smarte Insulinpen nun auch rascher in Deutschland auf den Markt kommt, gilt es abzuwarten. Das etablierte Vertriebssystem von Medtronic kann hier durchaus vorteilhaft sein. Nicht klar ist, was dies für andere Anbieter von Smart-Pens bedeutet. Bisher haben sich entsprechende Aktivitäten von Novo, Lilly, Sanofi und eine Reihe weiterer Anbieter noch nicht besonders am Markt etabliert. So kommunizieren die smarten Insulinpens von Novo Nordisk (NovoPen 6 und Echo Plus) ebenfalls mit den Medtronic CGM-Systemen. Im Gegenzug ist es interessant zu sehen, dass der InPen aktuell kompatibel ist mit den Insulinpatronen von Novo. Auch soll die Fähigkeit von InPen, mit den CGM-Systemen anderer Hersteller (Dexcom und Senseonics) zu kommunizieren, wohl bestehen bleiben. Vermutlich können in Zukunft alle Daten des InPen in die CareLink-Datenbank von Medtronic übernommen werden. Die Herstellung des Pens soll übrigens in San Diego verbleiben und nicht woanders hingehen. Der wiederverwendbare InPen, der nun Teil der Medtronic Diabetes-Gruppe wird, ist bisher nur in den USA auf dem Markt, kommt dort aber wohl gut an – alleine in 2019 hatte er mehr als 17.000 neue Nutzer!
Unser Fazit:
Wir sind gespannt, wie sich der Markt von smarten Insulinpens in den nächsten Jahren entwickelt. Da wir dies als einen der wichtigsten Zukunftsmärkte einschätzen, ist dieser Schritt von Medtronic vermutlich ausgesprochen sinnvoll. Es ist übrigens nicht bekannt, wieviel Medtronic für diese Übernahme bezahlt hat.
DiaTec weekly – August 21, 20
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Mit freundlichen Grüßen
Super Idee! Wünsche mir seit ca. 20 Jahren einen Pen mit „Erinnerungsfunktion“. Pumpe entsprach mir nicht. Entweder war der Einstich rasch entzündet oder der Katheter blieb irgendwo hängen. Bei sportlichen Aktivitäten war die Befestigung auch sehr schwer: am Hosenbund wackelte es, fiel machmal ab. Um den Hals getragen schleuderte die Pumpe um einen herum. An sich ist eine Pumpe etwas tolles, aber da das Teil extern getragen wird, fehlt es an adäquaten Halterungssystemen für unterschiedliche Tätigkeiten. Daher bin ich zurück zum Pen gekehrt. Pen raus, spritzen, wegpacken. Danach: als wäre alles normal. Das wichtigste ist die Dokumentation. Wie oft ist es mir passiert, dass ich mir überlegen musste: Mist, hast du dich jetzt schon gespritzt? Ein smart Pen könnte diese Auskunft geben: hey, du hast dir um x Uhr xx Einheiten injiziert. Danke für eure fortwährende Forschung an Diabetes!!!! Seit 1981 ist schon viel passiert, aber im Alter von 41 hofft man noch mehr und wartet auf Besserung….