In einer US-Fachzeitschrift wurden die Ergebnisse einer mehr technisch orientierten Studie zu diesem Thema publiziert (Castorino K et al. Performance of the Dexcom G6 Continuous Glucose Monitoring System in Pregnant Women with Diabetes; Diabetes Technology & Therapeutics 22:943-947, 2020).
Die Studie evaluierte die Messgüte des aktuellen rtCGM-System von Dexcom (Sponsor dieser Studie) bei Applikation des Glucosesensors an drei verschiedenen Körperarealen (Abdomen, Po oder Oberarm). Die Teilnehmerinnen hatten entweder einen Typ 1- (n=20), Typ 2- (n=3) oder Gestations-Diabetes (n=9). Jede Frau trug zwei CGM-Systeme über 10 Tage unter Alltagsbedingungen und während eines 6-stündigen Klinikaufenthaltes – ohne Intervention in Hinsicht auf den Glucoseverlauf! Eins der CGM-Systeme wurde verblindet getragen, die Daten dieses Systems wurden anschließend als primäres System betrachtet. Die Daten des anderen (sekundären) CGM-Systems konnte von den Teilnehmerinnen für Therapieentscheidungen genutzt werden. Während des Klinikaufenthaltes wurde in 30-minütigen Intervallen zusätzlich die Blutglucosekonzentration mit einem Laborsystem gemessen.
Die insgesamt 32 Teilnehmerinnen waren im Mittel 30 Jahre alt, hatten seit 10 Jahren Diabetes und einen HbA1c von 6,1%. Im zweiten Trimester der Schwangerschaft waren 19 der Teilnehmerinnen und im dritten Trimester 13. Bei der anschließenden Analyse wurde neben dem MARD auch die Übereinstimmung der beiden CGM-Systeme mit den Laborwerten berechnet.
Hier nun die Ergebnisse: Im Vergleich zur Labormessung lagen 92,5% der CGM-Messwerte innerhalb von ±20%/20 mg/dl. Der Gesamt-MARD betrug 10,3% und bezogen auf die drei Messstellen lag er bei 11,5% im Abdomen-Bereich, 11,2% im Po-Bereich und 8,7% am Arm. Der schlechtere MARD beim Abdomen und Po mag dadurch bedingt sein, dass die Patienten während des Klinikaufenthaltes gesessen und dabei möglicherweise Druck auf den Sensor an diesen Stellen ausgeübt haben. Ergebnisse zum Vergleich der beiden Systeme liegen aktuell noch nicht vor.
Fazit: Heutzutage nutzen viele schwangere Frauen ein CGM-System. Bislang sind uns allerdings keine Daten dazu bekannt, wie viele dies konkret tun und welche Systeme sie mit welchem Erfolg und wie einsetzen. In mehr klinisch orientierten Studien zum Outcome der Schwangerschaft bei Nutzung von CGM-Systemen wurden in älteren Studien nur moderat positive Ergebnisse gesehen, in aktuellen Studien mit moderneren CGM-Systemen waren diese ausgeprägter. Die Publikation dieser Studie ermöglicht nun Aussagen dazu, welche Körperareal bevorzugt zur Applikation des Glucosesensors genutzt werden sollte. Spannend wäre bei dieser Studie gewesen, wenn ein CGM-System eines anderen Herstellers parallel getragen worden wäre… Schlussfolgerung der Autoren dieser Studie ist jedenfalls, dass dieses rtCGM-System ausreichend genau misst und deshalb auch bei Schwangeren sicher eingesetzt werden kann. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das NICE in Großbritannien seine Empfehlungen zur Betreuung von schwangeren Frauen mit Typ-1 Diabetes aktualisiert hat und darin die Nutzung von rtCGM (nicht iscCGM) empfiehlt (S. 35; www.nice.org.uk/guidance/ng3).
DiaTec weekly – Januar 15, 21
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