Es waren vor allem drei Themen zu Diabetes-Technologie, die unser Augenmerk auf sich gezogen haben. Beginnen wollen wir mit einer Studie zur Nutzung von CGM bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Die Real-World-Studie wurde in den USA durchgeführt und die Patienten mit Typ-2-Diabetes waren zum Teil auf eine Insulintherapie eingestellt, zum Teil aber auch nicht. Die Studie, an der rund 74.000 Menschen teilnahmen, wurde unterstützt von Roche Diagnostics und über ein Jahr lang von Forschern des International Diabetes Center in Minnesota, der University of Washington in Seattle und des Barbara Davis Center for Diabetes an der University of Colorado durchgeführt.
Die Ergebnisse in aller Kürze: Die Nutzung eines CGM-Systems führte zu einer signifikanten Verbesserung der Glucosekontrolle mit einer Absenkung im HbA1c um fast 1% im Vergleich zu den Patienten ohne ein CGM-System. Die Verwendung von CGM reduzierte auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte, einschließlich akuter diabetesbedingter Visiten und Zeit in der Notaufnahme. Eine andere Studie bei derselben Gruppe zeigte, dass bei 6.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes, die CGM einsetzten, der HbA1c-Wert in nur drei Monaten um 0,9% sank – und das ohne Änderung bei der Medikation. Diese Senkung blieb während der einjährigen Studie konstant.
Im zweiten Thema geht es um die Nutzung von Omnipod 5, was zu besseren Outcome bei niedrigeren Zielwerten führt. Emma Wilmot von der University of Nottingham, UK, präsentierte Real-World-Ergebnisse von Omnipod 5-Anwendern mit Typ-1-Diabetes aus Großbritannien. Insgesamt wurden Daten von 21.371 Nutzern aus Großbritannien (14.848) und Deutschland ausgewertet (6.523). Mehr als die Hälfte der Patienten in UK waren älter als 18 Jahre alt war (n=7.529), während in Deutschland nur ein Drittel volljährig war (n=2.172). Die Analyse umfasste Patienten, die mindestens 90 Tage mit „ausreichenden“ CGM-Daten vorweisen konnten (≥75% der Tage mit ≥220 Messwerten/Tag). Die Verwendung der Zielwerte variierte stark nach Alter, wobei der Zielwert von 110 mg/dL bei Kindern im Vorschulalter (18%) am wenigsten und bei Jugendlichen (60%) am meisten verwendet wurde.
Bei den deutschen Nutzern mit einem Zielwert von 110 mg/dL erreichte der Median der Time-in-Range (TIR) in den meisten Altersgruppen 70%, mit Ausnahme von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Bei den Anwendern mit einem Zielwert von 110 mg/dL in UK war der Medianwert der TIR in allen Gruppen niedriger als bei den vergleichbaren deutschen Anwendern und lag in drei Altersgruppen über 70%: 26-49 Jahre, 50-64 Jahre und 65+ Jahre. In beiden Regionen war die TIR bei Personen über 65 Jahren am höchsten, nämlich 75% in UK und 79% in Deutschland. Was die Hypoglykämie betrifft, so blieb die Zeit unter dem Zielbereich (TBR) in allen Altersgruppen, sowohl in UK als auch in Deutschland unabhängig von der Einstellung des Glucoseziels niedrig. Die Mehrheit der Anwender erreichte eine TBR von <4%, in UK und Deutschland erreichten 94% der erwachsenen Anwender und 89% der pädiatrischen Anwender dieses Ziel. Offenbar führt die Nutzung dieses AID-Systems dazu, dass die Glucosekontrolle besser wird, ohne dass das Risiko für Hypoglykämien steigt.
Das dritte Thema beschreibt die Nutzung von Control-IQ von Tandem durch Kinder. Dazu wurde in einer einjährigen Beobachtungsstudie mit pädiatrischen und erwachsenen t:slim X2-Nutzern aus Belgien (114 Kinder im Alter von sechs Jahren und älter sowie 473 Erwachsene mit Typ-1-Diabetes in 19 Zentren) Daten erhoben, die zeigten, dass die TIR von 51,6% auf 67% anstieg. Die überwiegende Mehrheit der Kinder (81 %) erhielt vor Beginn der Studie eine Insulinpumpentherapie. Der mittlere HbA1c-Wert verbesserte sich von 7,8% auf 7,1%. Die TBR betrug initial 3,9 %, sie verringerte sich um 1,2% (-17 Minuten/Tag) auf 2,7% nach 12 Monaten (p<0,001). Die Eltern berichteten, dass die Kinder weniger in der Schule fehlten und eine höhere Zufriedenheit mit der Behandlung aufwiesen.
Bei Studienbeginn wiesen die Erwachsenen einen HbA1c-Wert von 7,4% auf, bei den CGM-Kennzahlen lag die TIR bei 60% und die TBR bei 4,2%. Die erwachsenen Teilnehmer verwendeten bei Studienbeginn etwa gleichmäßig eine MDI-Therapie oder eine Insulinpumpe. Die TIR stieg um 12% (+2,9 Stunden/Tag) auf 71% nach 12 Monaten, der HbA1c-Wert sank um 0,7% auf 6,7% und die TBR um 2,3% (-33 min/Tag) auf 1,9%. Die Teilnehmer berichteten über erhebliche Vorteile in Bezug auf ihre Lebensqualität, vor allem durch eine Verringerung der Sorgen über Hypoglykämien und eine verbesserte Behandlungszufriedenheit.
Die Analyse von Real-World-Daten liefert zusätzliche Information zu klinischen Studien, da diese Datensätze längere Nachbeobachtungszeiträume umfassen, eine breitere Nutzer-Population repräsentieren, eine realistischere Darstellung der Gerätenutzung durch die Patienten liefern und eine verbesserte Erfassung der von den Patienten berichteten Ergebnisse ermöglichen.
Fazit: Der EASD in Madrid war deutlich „besser“ als der ADA in Orlando, hier brummte die Luft, vor allem, weil die Stimmung positiv und zukunftsorientiert war. Das lässt hoffen, denn beides können wir alle für die Versorgung der Patienten mit Diabetes gut gebrauchen.
diatec weekly – Oktober 4, 24
Artikel teilen & drucken
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das untenstehende Formular um sich für den DiaTec weekly Newsletter anzumelden!
Mit freundlichen Grüßen