Nachdem es schon seit geraumer Zeit Ankündigungen zu einem neuen (= besseren) CGM-System von Medtronic gab, welches nach wie vor auf der Technologie des Guardian 3 aufbaut, unterscheidet sich dieses System von der Form her und der Nutzungsdauer mit sieben Tagen nicht wesentlich von seiner Vorgängergeneration. Ein wichtiger Fortschritt ist jedoch der Wegfall der Notwendigkeit einer Kalibration und damit das Finger-Stechen für eine blutige konventionelle Blutglucosemessung. Nutzer des neuen Systems dürfen zwischen 7 und 80 Jahre alt sein und die mit diesem CGM-System gewonnen Glucosewerte dürfen nun auch ganz offiziell für die Anpassung der Insulindosis verwendet werden. Es bleibt bei einer zweistündigen Warmlaufzeit des Glucosesensors nach dessen Applikation.
Guardian 4 wird als CGM-System auch in dem 780G-AID-System von Medtronic verwendet, welches ja leider in Deutschland noch nicht angekündigt wurde. Dieses AID-System nutzt dann auch das neue Insulininfusionsset mit einer längeren Nutzungsdauer von bis zu sieben Tagen. In anderen europäischen Ländern sowie im Nahen Osten und Afrika verwenden offenbar bereits >30.000 Patienten dieses AID-System.
InPen, der smarte Pen, hat eine Funktionsdauer von einem Jahr und kommuniziert per Bluetooth mit dem CGM-System. Er erfasst automatisch die prandialen Insulindosen und signalisiert dem Nutzer die Menge an noch aktivem Insulin im Körper von den vorhergehenden Insulingaben. Die dazugehörige App zeigt die Insulindosen und Glucosewerte nicht nur an, sie beinhaltet auch einen Boluskalkulator der nicht nur Dosen für das Mahlzeiteninsulin empfiehlt, sondern auch für die Korrekturboli. Die App erzeugt einen Bericht, der die Daten in einer übersichtlichen Form anzeigt. Solche Berichte sollen die Gespräche mit dem Diabetes-Team unterstützen – sinnvolle Optionen, die bisher kein anderer zugelassener Smart-Pen bietet.
Die Ausrichtung dieses CGM-System und des Smart-Pens auf die große Anzahl von Patienten, die keine Insulinpumpe verwenden, dürften eine gute Positionierung sein. Möglicherweise schwenkt der eine oder andere Patient längerfristig auf die Nutzung einer Insulinpumpe um.
Medtronic arbeitet auch einer Software, die automatisch Mahlzeiten erkennt. Nutrino – so heißt die Software – soll erkennen, was gegessen wurde und eine Weitere, die „Klue”-Software, wann die Mahlzeit eingenommen wurde. Dadurch soll die Bestimmung der optimalen Insulindosis vereinfacht werden, ohne dass Patienten die Kohlenhydratmenge selber schätzen müssen. Auch eine neue Generation von CGM-Systemen ist in der klinischen Entwicklung bereits weit fortgeschritten, es handelt sich um das Synergy-System, es soll vor allem wesentlich kleiner sein (50% geringer als die Guardian 3 und 4 Sensoren).
Fazit: Aktuelle klinische Daten zu diesen neuen Produkten werden hoffentlich beim ATTD und ADA vorgestellt, beide Kongresse finden im Juni statt. Publikationen dazu gibt es noch nicht. Medtronic aber hat nun einige neue Pfeile im Köcher, was wichtig ist in Anbetracht der Verschiebungen im Markt.
DiaTec weekly – Juni 4, 21
Artikel teilen & drucken
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das untenstehende Formular um sich für den DiaTec weekly Newsletter anzumelden!
Mit freundlichen Grüßen