In der Frage des Monats März haben wir nach dem Nutzungsverhalten von Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes in Bezug auf KI-gestützte Tools wie ChatGPT gefragt. Die Ergebnisse geben wertvolle Einblicke in die Einstellungen und Verhaltensweisen von Menschen mit Diabetes im Umgang mit KI zur Unterstützung ihres Diabetesmanagements. Und so lautete die Frage des Monats im März:
„Nutzen Sie ChatGPT oder ähnliche KI-gestützte Tools, um Fragen zu Ihrem Diabetesmanagement zu klären?“
Zum Hintergrund: Das Diabetesmanagement stellt eine komplexe Herausforderung dar, die eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Lebensgewohnheiten erfordert. Viele Menschen mit Diabetes suchen nach Unterstützung und Informationen, um ihre Gesundheit bestmöglich zu steuern. In diesem digitalen Zeitalter stehen verschiedene Ressourcen zur Verfügung, darunter auch KI-gestützte Chatbots wie ChatGPT. Diese Technologien bieten eine innovative Möglichkeit, Fragen zu stellen, Informationen zu erhalten und Unterstützung im Alltag zu finden. Die Nutzung von ChatGPT kann eine wertvolle Ergänzung zu den traditionellen Informationsquellen darstellen, insbesondere in Bezug auf die Bereiche Ernährungstipps, Glukosemanagement und allgemeine Ratschläge. Allerdings sollte man die Antworten immer kritisch hinterfragen und die konkreten Therapieanpassungen dem Diabetes-Team überlassen.
Die Frage wurde von 874 Menschen mit Diabetes beantwortet. 50,5% der Befragten waren Frauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 19 und 88 Jahre alt, das mittlere Alter betrug 59,1 Jahre. 77,9% der Menschen mit Diabetes haben einen Typ-1-Diabetes, 22,1% einen Typ-2-Diabetes, im Mittel leben sie seit 28,4 Jahren mit ihrem Diabetes.
Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich 0,8% der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 1,1% der Menschen mit Typ-2-Diabetes regelmäßig KI-gestützte Tools zur Klärung ihrer Fragen nutzen. Dies deutet darauf hin, dass die Akzeptanz dieser Technologien bei Menschen mit Diabetes noch relativ gering ist, und womöglich noch eher die Risiken von Falsch-Antworten (sogenannter “Halluzinationen” von KI) gesehen werden.
Auch nur ein eher geringer Anteil mit 8,6% der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 4,3% mit Typ-2-Diabetes geben an, diese Tools manchmal zu nutzen. Diese Zahlen zeigen, dass es eine gewisse Offenheit für die Nutzung von KI gibt, auch wenn sie nicht systematisch genutzt wird. Möglicherweise sind es spezifische Situationen oder Fragen, die Menschen mit Diabetes dazu veranlassen, KI zu nutzen oder vielleicht auch, um es einfach mal auszuprobieren.
Ein bemerkenswerter Anteil von 55,7% der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 57,6% der Menschen mit Typ-2-Diabetes gab jedoch an, noch nicht mit KI-gestützten Werkzeugen gearbeitet zu haben, sich aber vorstellen zu können, dies in Zukunft zu tun. Dies könnte auf ein wachsendes Interesse an digitalen Lösungen hindeuten und darauf, dass viele Menschen offen für neue Ansätze sind, um ihr Diabetesmanagement zu verbessern.
Andererseits gaben 0,6% der Befragten mit Typ-1-Diabetes und 1,1% der Befragten mit Typ-2-Diabetes an, dass sie solche Technologien aufgrund schlechter Erfahrungen nicht mehr nutzen möchten. Schließlich lehnen 34,3% der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 35,9% der Menschen mit Typ-2-Diabetes den Einsatz von KI-basierten Tools grundsätzlich ab. Diese Skepsis könnte auf Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, gerade hinsichtlich gesundheitsrelevanter Daten, oder des Vertrauens in die Richtigkeit der Informationen zurückzuführen sein – schließlich geht es um die eigene Gesundheit und da möchte man die Entscheidung nicht in die Hände einer KI geben, von der man nicht genau weiß, wie sie welche Informationen nutzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Potenzial für den Einsatz von KI im Diabetesmanagement vorhanden ist. Einige Nutzer haben bereits positive Erfahrungen gemacht oder sind offen für neue Technologien, während andere Vorbehalte und Bedenken äußern. Um das Vertrauen in diese Technologien zu stärken und sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Menschen mit Diabetes gerecht werden, bedarf es weiterer Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Die Ergebnisse der Frage des Monats lassen vielleicht auch den Schluss zu, dass das persönliche Gespräch mit dem Diabetesteam für viele Menschen mit Diabetes eine wichtigere Rolle spielt und sie gerne auf die Erfahrungen und Begleitung von “echten Menschen” zurückgreifen.
Die International Diabetes Federation (IDF) ist eine weltweite Organisation, die sich der Bekämpfung und Behandlung von Diabetes widmet. Sie wurde 1950 gegründet, hat mehr als 240 Mitgliedsorganisationen in über 160 Ländern und setzt sich als Interessenvertretung auf internationaler Ebene (z. B. bei der WHO und den Vereinten Nationen) für bessere Gesundheitsversorgung und Präventionsmaßnahmen ein. In diesem gab es vor Kurzem ein Kongress in Bangkok: IDF mit beeindruckend vielen Themen zu Diabetes-Technologie
Der diesjährige IDF brachte über 6.800 Teilnehmende aus mehr als 165 Ländern in Bangkok zusammen. Im Programm des aktuellen Kongresses der IDF in Thailand gab es eine ganze Reihe von Sessions zum Thema Diabetes-Technologie mit vielen Rednern aus Europa. So eine Session zur Nutzung von CGM bei Menschen mit einem prä-Typ-1-Diabetes mit Julia Mader aus Österreich, zu CGM in Stage 1 und 2 bei Typ-1-Diabetes mit Chantal Matthieu aus Belgien und zu den klinischen Leitlinien für Patienten in diesen Stadien durch Tal Oron aus Israel. Viral Shah aus den USA hielt einen Vortrag (die jeweils nur 5 Minuten dauerten!) zum Thema CGM bei therapeutischen Maßnahmen zur Prävention von Typ-1-Diabetes. Bei der Session zu AID-Systemen waren auch vier der fünf Redner aus Europa: Allgemein zu AID-Systemen sprachen Joao Nabais aus Portugal und Sufyan Hussain aus Großbritannien, zum Einsatz bei vulnerablen Patienten sprach Frederico Bertuzzi aus Italien und Katarina Braune zu den Erfahrungen des Lebens mit AID-Systemen. Es gab auch Sessions zur Zukunft von CGM-Systemen sowie die Bedeutung von Schulung bei CGM.
Einen breiten Raum nahm die Nutzung von CGM bei Menschen mit Prädiabetes, schwangeren Frauen und Patienten mit einem Typ-2-Diabetes ein. In einer eigenen Session wurde der Einsatz von Diabetes-Technologie bei Menschen mit einem Typ-1-Diabetes kritisch diskutiert. Auch das Thema Artificial Intelligence wurde in einer Session behandelt. Es gab aber keine Vorträge zu Klima- und Umweltaspekten von Diabetes-Technologie, dabei sind diese auch in Asien von einer besonderen Bedeutung, z.B. Hitzewellen in Indien.
Die IDF präsentierte auch neue Global Clinical Practice Recommendations für das Management von Typ-2-Diabetes. Diese Leitlinien bieten evidenzbasierte Empfehlungen zu Themen wie Glykämiezielen, Therapieoptionen (mit und ohne Insulin), Gewichtskontrolle, kardiovaskulärer Gesundheit und dem Einfluss von Fettlebererkrankungen (MASLD) auf Diabetes. Sie unterscheiden zwischen Basis- und Optimalversorgung und sollen weltweit eine anpassbare Versorgung ermöglichen.
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) präsentierte im Symposium „Diabetesforschung vom Labor ans Krankenbett“ aktuelle Erkenntnisse zur Präzisionsdiabetologie, Remission bei Prädiabetes und erfolgreichen Präventionsstrategien. Ziel ist es, Forschungsergebnisse effektiv in die klinische Praxis zu übertragen.
Vorgestellt wurde auch der aktualisierte IDF Diabetes Atlas, der zeigt, dass weltweit etwa 589 Millionen Erwachsene mit Diabetes leben, davon über 90 % mit Typ-2-Diabetes. Besorgniserregend ist, dass über 40 % der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung wissen. Die Atlas-Daten dienen als Grundlage für politische Entscheidungen und Gesundheitsstrategien.
Wer sich für die einzelnen Präsentationen gezielt interessiert, kann sich die Aufzeichnungen der Kongresssessions bis zum 15. Mai ansehen. Mit den Anmeldedaten für den IDF 2025 sind auf einer speziellen Online-Plattform über 130 Stunden wissenschaftlicher Sitzungen zugänglich.
Fazit: Für den IDF waren wohl mehr als 6.800 Kongressteilnehmer aus über 165 Ländern und Regionen registriert, allerdings wurden wirklich neue Erkenntnisse und Studiendaten bei diesem Kongress nicht präsentiert, dies ist dann doch dem ATTD-, ADA- und dem EASD-Kongress vorbehalten. Der nächste IDF-Weltdiabeteskongress findet 2027 in Doha, Katar, statt.
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
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