In Deutschland gibt es ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, bei dem ein Großteil der anfallenden Kosten übernommen wird. Trotzdem gibt es viele Dinge, für die Menschen mit chronischen Krankheiten zusätzliche Gelder aufbringen müssen. Bei Menschen mit Diabetes können viele kleine Posten zusammenkommen, die sich aber summieren: Rezeptgebühren, Fußschaum/Fußcreme, Hautschutzmittel, Kühltaschen für Insulin, Medikamentenboxen, Fixierungspflaster für Pumpen oder CGM, Notfallglukose und noch vieles mehr. Diese Kosten werden oft nicht gesehen oder anerkannt.
Deshalb haben wir Sie im Februar nach Ihren Erfahrungen gefragt:
»Bitte schätzen Sie: Wie hoch ist Ihre finanzielle Mehrbelastung pro Monat in Euro durch den Diabetes (nicht durch die Krankenkassen übernommene, zusätzliche Kosten)?«
Die Frage wurde von 526 Menschen mit Diabetes beantwortet. 45,4% der Befragten waren Frauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 20 und 86 Jahren alt, das mittlere Alter betrug 57,0 Jahre. 74,1% der Menschen mit Diabetes haben einen Typ-1-Diabetes, 25,7% einen Typ-2-Diabetes, im Mittel leben sie seit 25,2 Jahren mit ihrem Diabetes.
Die Frage des Monats zeigt, dass fast alle Menschen mit Diabetes jenseits der übernommenen Kosten durch die Krankenkasse zusätzliche Kosten bei der Behandlung des Diabetes haben. Lediglich 16,3% der Menschen mit Typ-2-Diabetes und 7,9% der Menschen mit Typ-1-Diabetes gaben an, keine Kosten zu haben.
Die Mehrheit der Menschen mit Typ-1-Diabetes hatten dabei Kosten bis 50 Euro im Monat. Dies war bei Menschen mit Typ-2-Diabetes bei 42,9% der Fall. Insgesamt gaben die Menschen mit Typ-2-Diabetes höhere Kosten im Monat an. Hier gaben 25,1% der Befragten an mehr als 50 Euro und 15,3% die 100 bis 200 Euro zur Behandlung des Diabetes auszugeben. Dies war bei Menschen mit Typ-1-Diabetes nur bei 17,5% der Fall die mehr als 50 Euro und 6,2% die zwischen 100 bis 200 Euro ausgeben.
Die Abbildung stellt einen Mittelwertvergleich der einzelnen Technologien für die Behandlung des Diabetes dar. Die Daten zeigen, dass die Kosten der PatientInnen, die eine Insulinpumpentherapie (Mittelwert: 46,4€) oder eine Insulintherapie (Mittelwert: 49,6€) durchführen oder ein AID-System (Mittelwert: 48,1€) verwenden keine höheren Zusatzkosten im Monat haben. Sie geben tendenziell im Vergleich zu denen die keine neuen Technologien nutzen etwas weniger zusätzlich im Monat aus. Bei den Menschen, die eine Insulinpumpe nutzen ist der Unterschied zu denen die keine Insulinpumpe nutzen am höchsten, hier liegen die monatlichen Kosten bei etwa 7,20 Euro mehr. Dies könnte sich damit erklären das der Großteil der Insulinpumpen Utensilien wie Katheter, Infusionsset und Reservoire bzw. Insulinampullen von der Krankenkasse getragen werden. Der Unterschied der Kosten bei Menschen, die eine Insulintherapie durchführen oder ein AID-Systemen nutzen zu denen, die keine Insulintherapie durchführen oder kein AID-System verwenden, belaufen sich auf etwa 0,5 – 2 Euro im Monat. Menschen, die ein CGM nutzen geben im Monat etwa 5 Euro mehr aus als Menschen, die kein CGM nutzen. Dies könnte daran liegen, dass die PatientInnen zusätzliche Utensilien benötigen wie beispielsweise Fixierpflaster.
Die Umfragedaten bringen zum ersten Mal Licht ins Dunkel, wie viel Geld Menschen mit Diabetes für Diabetesutensilien pro Monat ausgeben müssen – trotz einer überwiegenden Kostenübernahme der wichtigsten Therapieutensilien. Durch diese Versorgungsdaten wird deutlich ersichtlich, dass zur Diabetestherapie doch mehr gehört als nur das CGM-System oder die Insulinpumpe, welche von den Kassen übernommen werden. Interessanterweise sind die Kosten von Menschen die moderne Diabetestechnologien nicht nutzen, leicht höher sind. Gründe dafür gilt es in weiteren Befragungen abzuklären.
Diese Daten zeigen die Stärken des dia·link Panels: Durch die Hilfe der Community können Einsichten generiert werden, die es bisher so nicht in systematischer Weise gab – Sie zeigen die finanzielle Mehrbelastung von Menschen mit Diabetes, die sich jährlich durchschnittlich auf ca. 607 Euro belaufen.
Und nun noch die „Frage des Monats“ für den März:
Spätestens seit der Corona-Pandemie haben digitale Umgangsformen an Bedeutung gewonnen. Homeoffice / mobiler Arbeitsplatz, Online-meeting, Fortbildungen per Onlinemeeting etc. gehören mittlerweile ins Alltagsleben der Gesellschaft wie selbstverständlich dazu.
Dies hat auch in der Medizin nicht Halt gemacht. Frühere Kritiker der Videosprechstunde bieten diese heute selbstverständlich an, immer mehr Patienten nutzen die Vorteile der fernen Onlinebesprechung.
Während der Pandemie von den Krankenkassen noch genehmigt, steht nun die Onlineschulung auf dem Prüfstand. Uns interessiert: Ist die Onlineschulung nur ein Kompromiss oder eine sinnvolle Alternative zur Präsenzschulung?
»Jeder Mensch mit Diabetes sollte frei wählen können, ob er an einer strukturierten Gruppenschulung digital oder in Präsenz teilnimmt.«
Wenn Sie an der Frage des Monats teilnehmen möchten, müssen Sie sich einmal registrieren und gehören dann automatisch zu Panel. Hier gehts zur Website.
DiaTec weekly – März 10, 23
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