Am Dienstag dieser Woche gab embecta bekannt, sein Insulin-Patch-Pumpen-Programm einzustellen und das wenige Monate nach Erhalt der FDA-Zulassung. Als Begründung wird ein wenig fadenscheinig genannt, dass man nicht vorhabe: „…dieses Produkt vollständig auf den Markt zu bringen“, so CEO Dev Kurdikar zu Investoren und weiter: „Die Entscheidung, das Pumpenprogramm einzustellen, mag überraschend kommen. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass wir nicht beabsichtigten, dieses Produkt auf dem gesamten Markt einzuführen, da das derzeit zugelassene Open-Loop-Produkt zusätzliche Änderungen erfordert, um kommerziell wettbewerbsfähig zu sein, darunter eine Verlängerung der Haltbarkeitsdauer des Produkts sowie Verbesserungen in Form der Kompatibilität des Geräts aus der Bring-Your-Own-Device-Perspektive.“
Wir übersetzen das mal: Nachdem embecta die FDA-Zulassung für die Pumpe – ohne eine Closed-Loop-Option – erhalten hatte, hat das Unternehmen eine Marktprüfung durchgeführt, um Möglichkeiten zur Monetarisierung des Vermögenswerts zu ermitteln. Daraus haben sich aber keine praktikablen Optionen ergeben, denn trotz Zulassung müssen bei der aktuellen Version die Nutzer die Insulinabgabe manuell steuern. Um wettbewerbsfähig zu sein, muss embecta aber eine Pumpenversion für ein AID-System entwickeln, die bei Bedarf automatisch Insulin abgibt. Dies jedoch würde Jahre dauern und einen erheblichen Investitionsbedarf für klinische Studien und das erneute Zulassungsprozedere erfordern. Parallel dazu müssten kommerzielle und unterstützende Funktionen aufgebaut werden und auch das kostet Geld, viel Geld, das im amerikanischen Markt von Investoren kommt. Und da gab es wohl eine große Skepsis hinsichtlich der Attraktivität dieses Marktes für embecta, zu viele Mitbewerber tummeln sich bereits hier und alle haben ihre Hausaufgaben bereits gemacht. Insgesamt dürfte sich der Wettbewerb bei AID-Systemen für Menschen mit Typ-2-Diabetes verschärfen, nachdem Insulet im August die FDA-Zulassung für seine Patch-Pumpe Omnipod 5 für Patienten mit Typ-2-Diabetes erhalten hat.
embecta will sich nun wieder auf sein Kerngeschäft mit Pen-Nadeln, Insulinspritzen und Lanzetten konzentrieren und den freien Cashflow für die Schuldentilgung einsetzen. Die Umstrukturierung soll im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein, anschließend erwartet man jährliche Kosteneinsparungen zwischen 60 und 65 Millionen US-Dollar.
Fazit: Wer nicht wagt, gewinnt auch nicht! Diese Weisheit könnte man durchaus auf embecta übertragen. Ob man damit in diesem schnelllebigen Markt und den kreativen Entwicklungen bei Diabetes-Technologie auf Dauer so wettbewerbsfähig bleibt? Wir werden sehen.
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