Das von Dexcom initiierte US Register zur Nachverfolgung einer CGM-Nutzung im Krankenhaus erfasst neben allgemeinen Informationen zum Patienten (Grund der Aufnahme, Dauer des Aufenthaltes, Diabetes-Vorgeschichte, Komorbiditäten, etc.), insbesondere, welchen Einfluss die CGM-Daten der Patienten auf den Krankheitsverlauf haben. Möglich wird das Register dadurch, dass das G6 rtCGM-System im April diesen Jahres im Rahmen der aktuellen Pandemie durch die FDA eine temporäre Zulassung zur Nutzung im KRANKENHAUS bekommen hat, obwohl es für diesen Einsatzzweck nicht offiziell zugelassen ist – auch in den USA hat es bisher ein solches Register nicht gegeben! Nun haben wohl eine Reihe von Kliniken ihr Interesse an der Teilnahme bekundet.
Der prozentual höhere Anteil von Patienten mit Diabetes, die an COVID erkranken und deshalb länger im Krankenhaus behandelt werden müssen sowie die Notwendigkeit, den Glukoseverlauf optimal zu überwachen, hat wohl die Haltung der regulatorischen Behörden zum Einsatz im Krankenhaus geändert. Ein weiterer Grund dafür ist die Notwendigkeit für das Krankenhaus -Personal, bei Patienten mit Diabetes den Blutzucker konventionell zu messen, was bei COVID mit einem erheblichen Sicherheitsaufwand inkl. Kosten für die richtige Schutz-Bekleidung verbunden ist. Mit einem CGM-System stehen die Glucose-Daten ständig und ohne die Notwendigkeit weiterer Handhabungsschritte zur Verfügung – und sie werden drahtlos übermittelt. Bei Patienten, die intravenöse Insulininfusionen bekommen, z.B. während sie auf einer Intensivstation liegen, ist die regelmäßige Überprüfung des aktuellen Glukosewerts zwingend notwendig, um Hypoglykämien sicher zu verhindern– ein Fakt, der bei Patienten, die künstlich ernährt werden und gleichzeitig z.B. Cortison mit unterschiedlichen Infusionsraten bekommen, nicht trivial ist.
Die interessanteste Frage lautet aber, ob Patienten, die sonst kein CGM-System verwenden, durch die Nutzung dieser diagnostischen Option während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus besser betreut werden oder nicht. Die gespeicherten Patientendaten werden entsprechend den US-Vorgaben vertraulich behandelt, die CGM-Daten werden aber “de-identifiziert”, damit Dexcom das Outcome des Krankenhaus-Aufenthaltes der Patienten mit den zugehörigen CGM-Daten zusammenbringen kann, um Aussagen zur Sinnhaftigkeit der CGM-Nutzung machen zu können.
Hürden bei der Nutzung von CGM-Systemen im Krankenhaus sind unter anderem die dort verwendeten IT-Systeme – diese sind offenbar schlicht nicht auf solche Daten(-mengen) vorbereitet. Weiterhin ist die geeignete Schulung der Krankenhaus -Mitarbeiter in der Handhabung der Geräte und der notwendigen Dokumentation ein wichtiges Thema. Für diese ist CGM eine neue Welt und die Beschäftigung damit in einer insgesamt schon angespannten Situation wird nicht immer auf Begeisterung treffen.
Aktuell wurden die positiven Ergebnisse zweier klinischer Studien hochrangig publiziert, beide dokumentieren die Vorteile der CGM-Nutzung im Krankenhaus.
Fazit: Wir werden sehen, ob Dexcom – und vielleicht weitere Anbieter – perspektivisch eine permanente Zulassung für den Einsatzzweck CGM im Krankenhaus bekommen. In einem gewissen Sinne stellt die Glucose-Information ja auch einen weiteren Vitalparameter dar.
DiaTec weekly – Oktober 16, 20
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