Konsensuserklärung zur Nutzung von CGM bei klinischen Studien – Wir haben im Juni 2022 im weekly schon über diese Aktivität berichtet, die nun erfolgte Publikation der Konsensuserklärung in einem hochrangigen Journal macht die Bedeutung dieses Themas nochmal deutlich [1]. Die hier vorgeschlagenen Standards für die Verwendung von CGM in klinischen Studien, inklusive der Zeit-im-Zielbereich (Time-in-Range; TiR), fördert die Nutzung von CGM in der Diabetesversorgung. Diese Publikation stellt das Gemeinschaftswerk einer ganzen Reihe von Organisationen dar, unter Federführung von T. Battelino, einem der beiden Leiter des ATTD. Dieser Konsensus wird von acht führenden Diabetes-Organisationen befürwortet: Amerikanische Gesellschaft für klinische Endokrinologie, Amerikanische Diabetesvereinigung (ADA), Verband der Fachleute für Diabetespflege und -erziehung, Diabetes Indien, Europäische Gesellschaft für das Studium des Diabetes (EASD), Internationale Gesellschaft für pädiatrischen und jugendlichen Diabetes, Japanische Diabetes-Gesellschaft und der JDRF!
So stellt nach Ansicht des wissenschaftlichen Leiters der ADA, Robert Gabbay, diese Publikation einen großen Schritt vorwärts dar, auch weil Aussagen zum Detail der Datenhandhabung und -auswertung gemacht werden. Insgesamt werden in der Veröffentlichung 23 Empfehlungen ausgesprochen. Diese Publikation wurde auch mit der US-Zulassungsbehörde (FDA) abgestimmt, wobei es wohl insbesondere um die Nutzung der TiR als klinisch aussagekräftiger Messgröße ging und wie dieser Parameter für die Kennzeichnung von Medikamenten verwendet werden kann. Die FDA hat ein klares Interesse daran, dass eine standardisierte Erfassung und Analyse von CGM-Daten in klinischen Studien erfolgt, auch um eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu erreichen. Im gleichen Sinne hat sich auch die EASD geäußert.
Fazit: Diese Veröffentlichung unterstreicht die Bedeutung von CGM für das tägliche Diabetesmanagement und beschleunigt hoffentlich die Entwicklung von Arzneimitteltherapien für die Versorgung von Menschen mit Diabetes.
- Battelino T, Alexander CM, Amiel SA, Arreaza-Rubin G, Beck RW, Bergenstal RM, et al. Continuous glucose monitoring and metrics for clinical trials: an international consensus statement. Lancet Diabetes Endocrinol. 2023;11(1):42-57. Epub 20221206. doi: 10.1016/S2213-8587(22)00319-9. PubMed PMID: 36493795.
Eine Technikkonferenz nur für Diabetesberaterinnen! Zum zweiten Mal gab es Anfang Dezember 2022 eine Konferenz zum Thema Diabetes-Technologie nur für Diabetesberaterinnen (= deren amerikanische Version), organisiert von der ADCES (Association of Diabetes Care and Education Specialists). Deren Präsidentin hob in ihrer Eröffnungsrede hervor, dass sie hoffe, dass es noch viele weitere solcher Konferenzen geben wird, die die Bedeutung der Beraterinnen als (mit-)entscheidende Stimme im Diabetes-Teams positioniert. Bei dieser Konferenz gab es Symposien etc. von allen Herstellern, eine Serie von guten Vorträgen durch bekannte US-Redner und Workshops mit praktischem Unterricht. So gab Aaron Kowalski, als Leiter des JDRF, in seiner einleitenden Präsentation einen Überblick über den aktuellen Stand von AID-Systemen und legte seine Gedanken dazu dar, wo AID seinen Platz hat. Er betonte auch die Bedeutung einer kontinuierlichen Überwachung der Ketonkörper, um eine euglykämische Diabetische Ketoazidose durch eine Therapie mit SGLT-2-Inhibitoren bei Menschen mit Typ-1-Diabetes zu verhindern.
Fazit: Bei DiaTec stellen die Diabetes-Beraterinnen die größte Gruppe von Teilnehmern dar, bei ATTD dagegen sind Beraterinnen eher runterrepräsentiert. Für die praktische Nutzung von Diabetes-Technologie sind sie aber bestimmt die entscheidenden Teammitglieder.
EUDF – ein politisches Sprachrohr für die EASD – In einem ausführlichen News-Artikel in Diabetologia wird das European Diabetes Forum (EUDF; www.eudf.org) vorgestellt [1]. Dies ist eine Plattform, die Interessenvertreter aus der Diabeteslandschaft in Europa zusammenzubringen, um durch eine harmonisierte Stimme die Bedürfnisse der Diabetesgemeinschaft gegenüber Regierungen, Regulierungsbehörden, Kostenträgern und anderen Institutionen zu vertreten. Es ist die Aufgabe der EUDF Einfluss auf die künftige Politik zu nehmen und sich dazu mit politischen Entscheidungsträgern in ganz Europa zu treffen. Die dadurch induzierten politische Veränderungen sollen die Gesundheitssysteme in die Lage zu versetzen, die Diabetes-Pandemie besser zu bewältigen. Zu den Aufgaben der EUDF gehört auch, durch die Umsetzung von Forschungsergebnissen und klinischen Erkenntnissen in politische Maßnahmen eine bessere Diabetesversorgung auf nationaler Ebene zu erreichen. Bislang wurden drei Hauptbereiche für die politische Ausrichtung ermittelt: Technologie (sic!), Digitalisierung, Daten und Register sowie die integrierte Versorgung.
Fazit: Nun ist dies nicht wirklich eine neue Struktur innerhalb der Europäischen Diabetes-Scene, der erste Anlauf im Jahr 2019 ist aber eher rasch wieder inaktiv geworden. Der neue Anlauf stellt eine ausgesprochen wichtige und erfreulich Initiative dar, die hoffentlich besser läuft als beim ersten Mal.
- Mathieu C, Soderberg J, Del Prato S, Felton AM, Cos X, de Beaufort C, et al. The European Diabetes Forum (EUDF): a forum for turning the tide on diabetes in Europe. Diabetologia. 2023;66(2):247-52. doi: 10.1007/s00125-022-05831-1. PubMed PMID: 36394645; PubMed Central PMCID: PMCPMC9670050.
Leitlinien der ADA für Diabetes-Technologie: ein Update – So wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft jährlich ihre Praxisempfehlungen aktualisiert, so überarbeitet die amerikanische Diabetesgesellschaft ihre „Standards of Care“ regelmäßig. Insgesamt umfassen diese nun 280 Seiten, zusammen mit 340 Folien. Im Bereich Diabetes-Technologie (16 Druckseiten mit 256 Zitaten!) gibt es folgende Änderungen im Vergleich zum Vorjahr:
- Positive Aussagen zu einer CGM-Nutzung auch bei Patienten mit Typ-2-Diabetes an, die eine reine Basalinsulintherapie durchführen;
- Es wird intensiv auf interferierende Substanzen eingegangen, die die Messgenauigkeit von CGM-Systemen negativ beeinflussen, Patienten sollen gezielt auf diese Problematik hingewiesen werden;
- Der FreeStyle Libre 3 wird nun als eine rtCGM-Option betrachtet;
- Für DIY-AID-Systeme werden Hinweise gegeben;
- Die Kosten für CGM bei Schwangeren mit Typ-1-Diabetes werden durch verbesserte mütterliche und neonatale Ergebnisse „ausgeglichen“;
- Bei einem Krankenhausaufenthalt wird die Nutzung von Diabetes-Technologie/CGM-Systemen empfohlen;
- Stärkerer Fokus auf Point-of-Care-HbA1c-Tests bei Diabetes-Diagnose und -Screening. Dies wird als wichtig für die Kommunikation mit den Patienten betrachtet, damit der Arzt mit diesen die Situation „in Echtzeit“ besprechen kann, anstatt auf Labortests zu warten.
Fazit: Die Standards of Care berücksichtigen den aktuellen Stand des Wissens in beeindruckender Art und Weise und stellen eine exzellente Ergänzung zu den deutschen Praxisempfehlungen dar.
DiaTec weekly – Februar 24, 23
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Mit freundlichen Grüßen
Ich habe die Sorge, dass wir das Müllproblem bei der flächendeckenden CGM Abdeckung zu stark vernachlässigen
Ohne die Patienten unterversorgen zu wollen, sehe ich hier einen deutlichen Handlungsbedarf,
sonst fällt uns das spätestens in 20-30 Jahren „auf die Füße“
Wie sieht es bei den Anbietern mit Recyclingangeboten aus ?
Diese Thema ist für manche ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Systems -Stichwort „Nachhaltigkeit“
Gibt es dazu Informationen?