Herzlich willkommen beim diatec weekly,

fällt es Ihnen auch auf? Unsere Sprache verändert sich. Das tut sie zwar sowieso kontinuierlich und auch immer schon, aber zurzeit offenbar mit rasanter Geschwindigkeit und sie gleitet dabei zunehmend ins Englische ab. Immer mehr „Buzz-Wörter“ schwirren um uns herum und kaum haben wir uns an ein neues gewöhnt, taucht auch schon das nächste auf. Hier eine kurze und längst nicht vollständige Liste aktueller neuer Begriffe: Agilität, Bashing, Digital Detox, Gendern, Influencer, New Work, Pimpen, Upskilling, Reskilling, Woke oder Shitstorm. Das Wort Buzz gehört auch dazu, es ist das englische Wort für summen und bedeutet im übertragenen Sinne: Viel Gerede über ein Thema. Im altdeutschen würde man vielleicht von einem Schlagwort sprechen – auch ein interessantes Wort übrigens: Nachhaltig und in manchem Kontext geradezu revolutionär. Man schlägt mit einem Wort!

Wer im Berufsleben steht, weiß, wie schnell die Sprache von gestern veraltet wirkt und man selbst gleich mit, wenn man nicht die aktuellen Geheimcodes kennt, man will schließlich mit seinem Sprachgebrauch zeigen, dass man dazu gehört. Moderne Arbeitswelten bringen nicht nur neue Technologien und Methoden mit sich, sondern auch einen ständig wachsenden Wortschatz. Begriffe wie KI für Künstliche Intelligenz, Alert, Big Data, Blockchain und Deep Dive sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, während der „Digital Native“ oder der „Digital Twin“ gerade dabei sind, sich zu etablieren. Wer hier nicht mithält, kann in Meetings nur verständnislos nicken oder gilt als gestrig, wenn es auffällt. Begriffe wie Agile Transformation, Chronoworking oder Boomerang spiegeln aktuelle Trends und Veränderungen in der Arbeitswelt wider. Sie sind mehr als nur Schlagwörter, weil sie sich zunehmend als Methoden für flexiblere und effizientere Arbeitsweisen aufstellen und deshalb hilfreich, um die Dynamik und neuen Herausforderungen im Berufsleben zu verstehen.​

Wenn wir nur mal auf die Grußformeln im Laufe der Zeit schauen, sehen wir, wie stark sie sich verändert haben, und zwar sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen Kommunikation. Bestanden Grüße im späten Mittelalter noch aus elaborierten Höflichkeitsfloskeln wie „Eurer Wohlgeboren zum Gruße“ oder „Gehabt Euch wohl“, wurde in jüngerer Vergangenheit aus dem förmlichen „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ inzwischen ein Hey oder Hi und ein Tschüss oder Ciao. Ganz lässig aus der Internetkultur sind aktuell Yo, Moin oder Hau rein – je nach persönlicher Vorliebe. Im Schriftverkehr gilt das förmliche „Hochachtungsvoll“ als veraltet, man verabschiedet sich mit Besten Grüßen oder auch ganz kurz: MfG oder VG. Cheers geht auch und hochgeachtet wird niemand mehr, jedenfalls nicht schriftlich.

Beeinflusst die Art und Weise, wie wir sprechen und uns ausdrücken, auch unser Denken? Platon hielt Sprechen für Denken, so als eine Art inneres Gespräch mit sich selbst. Aristoteles war der Meinung, dass Denken eine Fähigkeit ist, über die nur diejenigen verfügen, die sprechen können. Das wurde mittlerweile aber weitestgehend revidiert, denn es würde bedeuten, dass Menschen ohne Worte für ein Konzept dieses Konzept auch nicht denken können. Richtig ist jedoch, dass verschiedene Sprachen auch unterschiedliche Denkweisen fördern. So gibt es in einigen Sprachen keine Unterscheidung zwischen Blau und Grün und während es in der russischen Sprache gleich zwei Wörter für Blau gibt, kennen manche afrikanischen Völker gar kein Wort dafür. Die Inuit nutzen verschiedene Wörter für Schnee und unterscheiden präzise zwischen fallendem, geschmolzenem, alten, frischen oder verwehten Schnee.

Auch die Zeitvorstellung wird durch Sprache geprägt: Wir denken in einem linearen Zeitstrahl, indem die Zukunft vor uns liegt, während einige indigene Sprachen die Zeit eher zyklisch sehen. Und bei dem südamerikanischen Hochlandvolk Aymara liegt die Zukunft gar hinter ihnen, sie blicken stattdessen in die Vergangenheit, die vor ihnen liegt und lesen dort ab, was bereits geschehen ist. Sprache schränkt unser Denken also nicht ein, lenkt aber durchaus unsere Wahrnehmung und beeinflusst, worauf wir achten. Menschen mit verschiedenen Muttersprachen können die Welt unterschiedlich erleben.

Trotzdem sollten wir uns an der einen oder anderen Stelle ehrlich fragen, ob wir all diese neuen Begriffe tatsächlich brauchen. Warum zum Beispiel sprechen wir von der Challenge, wo es das schöne deutsche Wort Herausforderung gibt? Warum muss die Weiterbildung zum Upskilling werden oder warum wird die Teamarbeit, zumindest schon mal halb-englisch, nun zur Collaboration? Wir treffen wir uns nicht mehr, sondern „meeten“ und wir chillen lieber anstatt zu entspannen, sprechen von Awareness anstelle von Aufmerksamkeit und der gute alte Pförtner nennt sich jetzt Gatekeeper. Brauchen die alten Konzepte vielleicht nur einen frischen Anstrich oder markieren sie eindrucksvoller den Wandel, ganz einfach deswegen, weil sie Aufmerksamkeit erzeugen und Fortschritt suggerieren? Ist in unserer sich immer schneller drehenden Welt Sprache auch deshalb ein wichtiger Indikator für Veränderung, weil sie uns zeigt, wie anschlussfähig wir an neue Entwicklungen sind?

Manchmal reicht eine klare, verständliche Sprache. Kommunikation sollte verbinden, nicht ausgrenzen. Vielleicht braucht das Land nicht immer neue Wörter – sondern manchmal einfach nur die richtigen!

Die Themen der Woche: Letzte Woche fand in Amsterdam der ATTD statt und wir haben bei den Themen der Woche einen Überblick über das, was dort diskutiert wurde. Es wurde ein langer Artikel mit vielen Aspekten, die hier in aller Kürze angesprochen werden, die interessantesten Studien stellen wir in den kommenden Wochen nach und nach vor. Außerdem haben wir noch einen kurzen Artikel zum Thema Diagnostik bei Gestationsdiabetes für Sie. Auf geht’s!

 

Von wegen träger alter Kontinent! In Europa geht gerade die Post ab, das konnte man deutlich erleben beim ATTD, dem wichtigsten „europäischen“ Kongress für innovative Diabetes-Technologien und Therapien. In diesem Jahr fand der ATTD in Amsterdam statt und er entwickelt sich langsam, aber sicher zu einem Welt-Kongress: 5.400 Teilnehmer aus 95 Ländern haben sich nach Amsterdam aufgemacht! Wenn sich das weiterhin so vielversprechend entwickelt, wird der ATTD bald den klassischen Kongressen ADA und EASD den Rang ablaufen. Allein aus den USA kamen über 740 Teilnehmer, gefolgt von Italien mit 323, Großbritannien mit 300 und Deutschland mit 170, aber wir haben ja auch die diatec als einen deutschsprachigen Kongress zum Thema Diabetes-Technologie und Digitalisierung! Hier die wichtigsten

Highlights vom ATTD!

Alles, was in der Diabetologie Rang und Namen hat, war in Amsterdam vertreten. Die Industrieausstellung zeigte neben den klassischen Herstellern aus der alten Welt auch diverse CGM- oder Pumpenhersteller aus Asien, junge Wissenschaftler auf der Suche nach kompetenter Beratung waren ebenso vor Ort wie Startups mit vielversprechenden Ideen auf der Suche nach Geld. Selbst Verschollene tauchten wieder auf: Mankind war erstmals seit Jahren wieder mit einem großen Stand vertreten, um sein inhalatives Insulin wiederzubeleben.

Die gängigste Methode zur Diagnose von Gestationsdiabetes ist der orale Glukosetoleranztest (OGTT), bei dem die schwangere Frau eine Zuckerlösung trinkt und nach einer bestimmten Zeit die Blutglucosewerte gemessen werden. Aktuell wird über die Genauigkeit und das Timing der Messungen bei diesem Test diskutiert. Einige Experten schlagen vor, die Diagnosemethoden zu verfeinern, um eine frühere und präzisere Erkennung von Gestationsdiabetes zu ermöglichen, da eine rechtzeitige Behandlung für die Gesundheit von Mutter und Kind entscheidend ist. Nun erschien in Diabetes Care ein Vergleich zwischen 1 und 2 Stunden nach Aufnahme der Zuckerlösung:

Geht auch 1 h-oGTT für die GDM-Diagnose?

Die Nutzung des Ein-Stunden-Messergebnisses beim oGTT im Vergleich zum Zwei-Stunden-Wert wurde in einer aktuellen Studie in Diabetes Care verglichen [1]. Die Internationale Diabetes-Föderation IDF sieht mittlerweile den 1 h-oGTT-Wert als praktischer an im Vergleich zum herkömmlichen 2 h-Wert, weil dieser Test wohl häufig nicht vollständig abgeschlossen wird, teilweise aufgrund seiner Unannehmlichkeiten für die Mütter. In der Praxis wird Frauen mit Hyperglykämie in der Schwangerschaft geraten, innerhalb von 6 Monaten nach der Entbindung einen 2 h-oGTT durchzuführen. Angesichts des potenziellen Vorteils des 1 h-oGTT wurden die Glucosemesswerte des 1 h- und des 2 h-oGTT drei Monate nach der Entbindung als Prädiktoren für Dysglykämie (Prädiabetes/Diabetes) in den ersten fünf Jahren nach der Entbindung verglichen.

Zum Schluss noch wie immer das Letzte

Die American Diabetes Association (ADA) hat einen „Brandbrief“ an ihre Mitglieder verschickt, in dem sie auf die Auswirkungen der politischen Änderungen in den USA hinweist, die die Versorgung von Menschen mit Diabetes betreffen. Die Nachricht, unterzeichnet von Charles Henderson, dem Vorstandsvorsitzenden der ADA, hebt hervor, dass sich das politische Umfeld ständig verändert und dass das, was heute gilt, morgen möglicherweise nicht mehr gültig ist. In diesem Kontext hat die Trump-Regierung eine umfassende Umstrukturierung wichtiger Bundesbehörden eingeleitet, um die Bundesausgaben zu senken, was unter anderem zu einem erheblichen Personalabbau geführt hat. Dies betrifft auch das Department of Health and Human Services (HHS), das Department of Agriculture (USDA), das Department of Education (DOE) und mehrere weitere Ministerien, die für Programme verantwortlich sind, die die ADA betreffen.

Der Personalabbau hat nicht nur das HHS, sondern auch das Center for Disease Control and Prevention (CDC), das National Institutes of Health (NIH) und die Food and Drug Administration (FDA) betroffen, die alle eine entscheidende Rolle in der Diabetesforschung und in nationalen Präventionsprogrammen spielen. Zahlreiche Klagen wurden gegen die Kündigungen eingereicht, und mindestens ein Bundesrichter erklärte einige Entlassungen des HHS für rechtswidrig, sodass einige Mitarbeiter wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren konnten.

Das USDA hat zwei Lebensmittelhilfeprogramme gestrichen, die zuvor 20% der Amerikaner mit Diabetes unterstützten. Dies stellt nun eine zusätzliche Barriere für den Zugang zu Lebensmitteln dar. Zu den betroffenen Programmen gehört das „Local Food Purchase Assistance Cooperative Agreement Program“, das Lebensmittelbanken und andere Ernährungsorganisationen unterstützt, sowie das „Local Food for Schools Cooperative Agreement Program“, das Bundesstaaten beim Kauf einheimischer Lebensmittel für Schulen hilft. Mehr als 40 Bundesstaaten hatten diese Programme in den letzten Jahren genutzt.

Die ADA hat um ein Treffen mit den Ministerien des HHS, DOE und USDA gebeten, um die Auswirkungen der Personal- und Programmkürzungen zu erörtern und ihre Bedenken zu äußern. Zudem hat das NIH angekündigt, die indirekten Kosten für Stipendiaten auf 15% des Stipendienbetrags zu begrenzen, was für Universitäten und Forschungseinrichtungen, die auf diese Mittel angewiesen sind, erhebliche Konsequenzen haben könnte. Einige Institutionen haben bereits mit der Reduzierung ihrer Forschungsabteilungen begonnen.

In einer Pressemitteilung und auf ihren sozialen Medien hat die ADA ihre Besorgnis über die langfristigen Auswirkungen dieser NIH-Richtlinie auf die Diabetesforschung zum Ausdruck gebracht und betont, dass die Sicherstellung der Bundesmittel für diese Forschung und Präventionsprogramme von größter Bedeutung ist. Die ADA setzt sich weiterhin gegen Kürzungen und Unsicherheiten in der Finanzierung ein und beobachtet mögliche zukünftige Änderungen aufmerksam.

Darüber hinaus wurden mehrere Modelle des Center for Medicare and Medicaid Innovation (CMMI) zur Senkung der Preise für verschreibungspflichtige Medikamente aufgehoben, darunter auch eine Regelung, die eine pauschale Zuzahlung von 2 US-Dollar für bestimmte Medikamente bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes vorsah. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Änderungen keine Auswirkungen auf die Obergrenzen für Insulin-Zuzahlungen oder die jährliche Obergrenze von 2.000 US-Dollar für Zuzahlungen bei Medicare haben, die im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) gesetzlich verankert wurden.

Die ADA wird sich weiterhin gegen Kürzungen und Änderungen wehren, die negative Auswirkungen auf die Versorgung von Menschen mit Diabetes haben könnten, und zugleich nach Wegen der Zusammenarbeit mit der neuen Regierung und dem Kongress suchen.

Fazit: Ohne Worte!

Bevor wir uns nun ins Wochenende verabschieden, möchten wir Sie noch einmal auf das Webinar Diabetes & Technologie Congress Compact – ATTD 2025 aufmerksam machen. Wir berichten ausführlich über den ATTD 2025 und bringen die News und Erkenntnisse zu Ihnen. Anmelden können Sie sich hier: Congress Compact ist ein Angebot der Firma Abbott in Zusammenarbeit mit uns vom diateam.

Das war‘s für die Woche. Bleibt uns noch, Ihnen noch ein schönes Wochenende zu wünschen. Draußen soll es herrlich werden, das sind doch die besten Voraussetzungen für einen langen Frühlingsspaziergang. Es grüßen herzlich,

der wöchentliche Newsletter zu aktuellen Entwicklungen zum Thema Diabetes und Technologie.

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Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!

Mit freundlichen Grüßen