Eine aktuelle Studie von Canha et al., gerade erschienen in BMJ Open Diabetes Research Care (https://doi.org/10.1136/bmjdrc-2024-004524), mit 1.220 Teilnehmenden zeigt, dass der Diabetes Distress bei über der Hälfte der Befragten hoch ist – und zwar unabhängig davon, ob sie ein AID System nutzen oder ihre Therapie mit Pumpe und Sensor oder mit Pen und Sensor durchführen.
Technologie und Stoffwechsellage sind nicht allein entscheidend
Die Nutzung eines AID-Systems verbessert zwar den Teil des Diabetes Distress, der mit Essen verbunden ist, der absolute Distress Score bleibt aber ähnlich hoch. Auch die Stoffwechsellage hat keinen so großen Einfluss wie erwartet – es ist zwar ein leichter Trend sichtbar, dass Menschen mit höherem HbA1c-Wert, höherer Glucosevariabilität und höherer „Time Above Range“ (TAR) auch höheren Diabetes Distress empfinden, aber das ist nicht statistisch signifikant.
Was zählt, ist die eigene Wahrnehmung und Einordnung
Signifikant hingegen ist die Assoziation zwischen den Antworten auf den „Diabetes-related Quality of Life“-Fragebogen und dem Level an Diabetes Distress: Wer hohen Distress hat, hat deutlich häufiger mit Angst und Depression zu kämpfen und mit schlechter Schlafqualität, Essstörungen, Hypo-Wahrnehmungsstörungen, spritzt weniger Insulin als empfohlen oder lässt Insulingaben aus. Außerdem ist in dieser Gruppe die Angst vor Hypoglykämien höher, ebenso wie die empfundene Belastung durch das Diabetesmanagement.
Das passt zu den Ergebnissen von Ehrmann et al. 2024, dass die Wahrnehmung des Glucoselevels eine höhere Voraussagekraft bezüglich Diabetes Distress hat als die tatsächlich gemessenen Glucoselevel.
Besonders gefährdete Gruppen
Canha et al. finden in ihren Studiendaten, dass folgende Gruppen höheren Diabetes Distress angeben: Frauen, jüngere Menschen, Raucher, Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status sowie Menschen, die schon eine Retinopathie entwickelt haben.
Was bedeutet das nun in der Praxis?
Wenn man sich die Studienlage rund um Diabetes Distress anschaut, braucht es erstens niederschwellige Angebote zum achtsamen Umgang mit sich selbst und dem Diabetes, zur Stressregulation, zur Selbstfürsorge und zur Prävention von Diabetes Distress und Depression oder Angststörungen. Das kann durch einen Austausch mit anderen Menschen mit Diabetes geschehen, durch Events, Schulungen, Freizeiten, etc., aber auch durch strukturierte Achtsamkeitskurse oder ähnliche Programme.
Zweitens braucht es ein aufmerksames Monitoring aller Menschen mit Diabetes, damit in den Momenten, in denen der Hilfebedarf akut wird, psychologisch qualifizierte Hilfe erhalten – und dafür natürlich genügend Personal, und zusätzliche Lösungen zur weiteren Begleitung durch den für diese Gruppe besonders herausfordernden Alltag mit Diabetes.
Achtsamkeit für Menschen mit Typ-1-Diabetes
Wo wir von niedrigschwellige Angeboten sprechen: Mirjam Eiswirth bietet sechswöchige Online-Achtsamkeitskurse für Menschen mit Diabetes an, die nächsten Runden starten jeweils am
Jeder Abend steht unter einem bestimmten Thema (Dankbarkeit, Ganz im Moment sein, Beziehungen, Resilienz, Freundlichkeit und Güte, Achtsam durch den Alltag) und ist eine ausgewogene Mischung aus Meditation, Tai Chi, Austausch und Reflektion, sowie Input zum Thema des Abends.
Am 29.03 gibt es ein Online-Tages-Retreat unter dem Motto „Achtsamkeit, Austausch, Auftanken“ (Anmeldung)
Und am Wochenende vom 10.-12.10.2025 ist ein Wochenende in Präsenz an der Mosel geplant (Anmeldung via E-Mail: mirjam.eiswirth@co-clarity.de)
Auf www.co-clarity.de und auf Instagram unter @mirjamice finden Sie weitere Infos rund um die Angebote.
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
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