Die Autorinnen preisen in ihrem Kommentar die Vorteile von inhaliertiven Insulin bei gleichzeitiger Verwendung von AID-Systemen an und identifizierten Bereiche für zukünftige Forschung auf diesem Gebiet [1, 2]. Während die Nutzung von inhaliertem Insulin in Deutschland kein Thema ist, da dieses Insulin in Europa nicht auf dem Markt ist, behauptet es sich in den USA in einer Nische aufgrund seiner Vorteile:
- schnelleres Einsetzen der blutglucosesenkenden Wirkung im Vergleich zur subkutanen Insulinverabreichung,
- weniger Probleme im Zusammenhang mit lokaler Lipohypertrophie durch subkutane Injektionen
- potenziell besseres postprandiales Glucosemanagement.
Die Autoren zitierten eine Pilotstudie aus dem Jahr 2015 (n=9), in der festgestellt wurde, dass eine feste präprandiale Dosis von inhalativen Insulin für Patienten mit Typ-1-Diabetes mit einem vollständig geschlossenen AID-Algorithmus die Zeit im Zielbereich (Time in Range, TIR) während eines fünfstündigen postprandialen Zeitraums um 22% (p=0,06) verbesserte und die postprandialen Glukosespitzen um 33 mg/dl (p=0,004) reduzierte.
Die Ergebnisse der 17-wöchigen INHALE-3-Studie (einer Phase 4-Studie), die im vergangenen Dezember von Irl Hirsch (University of Washington, USA) veröffentlicht wurden (n=123), waren aufgrund der hohen Rate an Diabetes-Technologie-Anwendern zu Studienbeginn interessant – fast die Hälfte (48%) der Teilnehmer nutzten ein AID-System. Mit inhalativen Insulin wurde eine gleich gute Reduktion des HbA1c-Wertes im Vergleich zur Standardinsulintherapie beobachtet. Die bisher bekannten Ergebnisse einer 13-wöchige Verlängerungsphase dieser Studie zeigten weiterhin eine nicht unterlegene HbA1c-Reduktion bei denjenigen, die ursprünglich zum inhalativen Insulin randomisiert wurden (n=43). Während die HbA1c-Reduktion von 0,2% – von 7,6% zu Studienbeginn und nach 17 Wochen auf 7,4% nach 30 Wochen – nicht signifikant unterschiedlich war (p=0,16), gab es einen Anstieg bei der Anzahl der Teilnehmer, die einen HbA1c-Wert <7,0% erreichten. In Woche 30 erreichten 42% der Teilnehmer einen HbA1c-Wert <7,0% im Vergleich zu 30% in Woche 17 und 21% zu Studienbeginn.
Dabei wiesen die individuellen Patienten wohl recht unterschiedlichen Reaktionen auf inhalatives Insulin auf, 26% der Teilnehmer, die randomisiert inhalatives Insulin erhielten, verzeichneten einen Anstieg des HbA1c-Wertes von >0,5%, verglichen mit nur 3% der Teilnehmer in der Gruppe mit Standardbehandlung. 21% der Teilnehmer, die randomisiert inhalatives Insulin erhielten, verzeichneten einen Rückgang des HbA1c-Wertes, verglichen mit nur 5% in der Gruppe mit Standardbehandlung. Diese Ergebnisse spiegeln möglicherweise die Lernkurve für die Anwendung von inhaliertem Insulin wider, die bei einer Reihe von Patienten möglicherweise ausgeprägte ist als für andere. Vermutlich gilt es zusätzliche Bemühungen zur Patientenschulung für die optimale Handhabung von inhalativen Insulin zu berücksichtigen. Bei weiterer Forschung sollten optimale Dosierungsalgorithmen und Patientenmerkmale ermitteln werden, um die Reaktionen auf inhaliertes Insulin besser vorhersagen zu können.
Fazit: Die Ergebnisse der INHALE-3-Studie unterstützen diese Art der Insulintherapie bei Verwendung von AID-Systemen. Dabei stellt die Variabilität der Reaktionen der Nutzer eine Herausforderung dar. In absehbarer Zeit sollen Daten einer pädiatrischen Studie zur Verfügung stehen und die detaillierten Ergebnisse der 30-wöchigen INHALE-3-Studie. Diese Ergebnisse werden CGM-Metriken und Sicherheitsdaten enthalten. Ob inhalatives Insulin auch den Weg nach Europa finden wird, ist unklar.
- Bai Z, Chow E. Is There a Place for Inhaled Insulin in the Era of Automated Insulin Delivery? Diabetes Care. 2025;48(3):335-7. doi: 10.2337/dci24-0093.
- Hirsch IB, Beck RW, Marak MC, Kudva Y, Akturk HK, Bhargava A, et al. A Randomized Trial Comparing Inhaled Insulin Plus Basal Insulin Versus Usual Care in Adults With Type 1 Diabetes. Diabetes Care. 2025;48(3):353-60. doi: 10.2337/dc24-1832. PubMed PMID: 39641970; PubMed Central PMCID: PMCPMC11870290.
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