Die „Studie“ wurde in einem eher kleinen Ort in Ohio durchgeführt und 248 Patienten mit Typ-2-Diabetes und einem HbA1c-Wert ≥7,4% konnten daran teilnehmen. Sie wurden über die lokalen Nachrichten, Mund-zu-Mund-Propaganda und Hausärzte rekrutiert. Dabei erhielten die Hausärzte keine Anleitung zur Verwendung oder Interpretation der CGM-Werte. Zu Studienbeginn wurden die Probanden im Gesundheitsamt des Ortes mit einigen grundlegende Bedienungs- und CGM-Einstellungen vertraut gemacht, anschließend wurden die Teilnehmer „sich selbst überlassen“. Sie sollten nur kontinuierlich das CGM-System tragen, ansonsten gab es keine weiteren Änderungen an ihrer Standardversorgung. Alle drei Monate kehrten die Teilnehmer zum Gesundheitsamt zurück und erhielten neue Glucosesensoren, auch die aktuellen Blutglucosewerte und das Körpergewicht wurde gemessen, soviel zum Design der Studie.
Wenn man sich vor Augen führt, wo und wie die Studie durchgeführt wurde, überrascht es nicht, dass BMI und HbA1c-Wert mit 35 kg/m2 bzw. 9,4% bei Studienbeginn recht hoch lagen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 59 Jahren, die durchschnittliche Diabetesdauer bei zehn Jahren, 42% der Teilnehmer waren Frauen.
Trotz dieser aus unserer Sicht eher ungewöhnlichen Rahmenbedingungen war die beobachtete Verbesserung in der Glucosekontrolle beeindruckend: Der mittlere HbA1c-Wert sank um 2,2% von 9,4% auf 7,3% nach drei Monaten – ohne zusätzliche Schulung oder Arzt-Besuche. Wie immer wurden bei den Teilnehmern mit dem höchsten Ausgangs-HbA1c-Wert die größten Verbesserungen verzeichnet. Die Mehrheit der Teilnehmer (61%) hat die Studie mit einem HbA1c-Wert von ≥8% begonnen, aber nach drei Monaten einen Wert <8% erreicht (n=151).
Nach drei Monaten verbesserten sich die Time-in-Range der Teilnehmer um 2,2 Stunden/Tag, von 59% zu Beginn der Studie auf 68% (p<0,01). Die Time-below-Range blieb während der gesamten Studie niedrig und sank von 0,2% bei Studienbeginn auf 0,1% nach drei Monaten. Die hier mehr relevante Time-above-Range verbesserte sich sowohl im Bereich von 180-250 mg/dL um 1,2 Stunden/Tag als auch im Bereich >250 mg/dL um 58 Minuten/Tag.
Während des Studienverlaufs haben wohl die Hausärzte damit begonnen, sich mit CGM vertraut zu machen. So hatten bei Studienbeginn nur 50% der Primärkliniken Clarity heruntergeladen, bei Studienende waren dies 100%. Darüber hinaus waren die Patienten in der Lage, ihr CGM-System selbst zu starten, zu verwenden und damit zu lernen, ohne dass sie von Klinikern beaufsichtigt wurden. Auswertungen dazu, ob die Patienten die von ihnen eingenommenen Medikamente reduziert haben, laufen aktuell noch.
Fazit: Die Durchführung dieser Studie widerspricht ja in vielen Aspekten unserem Denken und vermutlich wären die Glucosekontrolle dieser Patienten bei einer geeigneten Schulung wirklich noch besser geworden, bei einer rein pragmatischen Betrachtung ist es allerdings beachtlich, wie eine erhebliche Verbesserung nur durch Ausgabe von Hardware erreicht werden kann. CGM-Systeme, die noch einfacher in der Bedienung sind, werden hierzu auch weiter beitragen.
Der Präsentator dieser Studie ermutigte die Zuhörer, CGM als „Erstlinientherapie“ für alle Menschen mit Diabetes zu betrachten (#CGM4ALL).
diatec weekly – Oktober 13, 20
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