Herzlich willkommen beim weekly,

noch leben wir im Vorraum des Denkens! meinte der Philosoph Martin Heidegger (1889-1976) und wenn das stimmt, können wir durchaus zuversichtlich in die Zukunft blicken. Das richtige Denken kommt also erst noch und Zuversicht scheint überhaupt das Wort unserer Zeit zu sein. Kein Brief, kein Text und aktuell kein Wahlplakat, ohne dass dort steht: „Bleiben Sie zuversichtlich!“ Auch wir schreiben das regelmäßig am Ende des weekly, so wie wir während der Pandemie uns gegenseitig: „Bleiben Sie gesund!“ gewünscht haben.

Was ist Zuversicht und wo grenzt sie sich ab von der Hoffnung, die ein Prinzip ist und ein steter Begleiter der Menschheit. Hoffnung entsteht in Momenten der Unsicherheit oder Not und ist eine der drei christlichen Tugenden: Glaube, Liebe, Hoffnung. Die größte Hoffnung findet man oft bei denen, die eigentlich keinen Grund haben zu hoffen. Die Ukraine hofft darauf, den Krieg doch noch gewinnen zu können. Ein schwerkranker Mensch hofft bis zum Schluss auf eine neue Therapie und wir alle hoffen auf bessere Zeiten und den Weltfrieden. Sowieso hat Hoffnung zurzeit Hochkonjunktur und das ist auch gut so, denn wir können es uns nicht erlauben, auf sie zu verzichten. Hoffnung hat das Potential, die Welt zu verändern. Von Hoffnung leben Weltreligionen, Politiker vor den Wahlen, Menschen ist ausweglosen Situationen und Migranten auf der Suche nach einem besseren Leben. Hoffnung kann uns trösten und beruhigen und sie ist die letzte, die stirbt. Wo Leben ist, dort darf auch Hoffnung sein, schrieb Ibsen, während Nietzsche, der alte Querulant meinte, dass Hoffnung das Übelste aller Übel sei, weil sie die Qual der Menschen verlängere.

Aber Hoffnung ist passiv. Wer hofft, der wartet, ohne konkret zu handeln, das verschiebt er in die Zukunft. Die Welt mit ihren Herausforderungen annehmen und trotzdem gerne in ihr zu leben, das macht die Zuversicht. Sie gibt uns die Energie und den Willen, Herausforderungen anzunehmen. Zuversicht verspricht nicht einfach, dass es besser werden könnte, sondern fordert, selbst etwas dazu beizutragen, damit die Dinge auch besser werden. Zuversicht inspiriert, motiviert und schenkt uns innere Stärke. Nicht die Augen vor der Realität verschließen, sondern den Mut und die Bereitschaft zu entwickeln, um Veränderungen aktiv anzugehen.

Während der Pandemie konnten wir das. Wir sind nicht regungslos vor den Fernsehern sitzen geblieben, sondern haben auf den Balkonen Beifall für die überlasteten Pflegekräfte geklatscht. Wir haben uns zum Singen und Musizieren auf den Straßen getroffen, aktive Nachbarschaftshilfe geleistet und ganz viel getan, um uns gemeinsam durch die schwierige Zeit zu bringen. Seit Corona war kein Frühjahr so wertvoll, haben wir so intensiv beobachtet, wie die Natur zu neuem Leben erwacht und es genossen, die leergefegten Straßen einfach so überqueren zu können. Geschafft haben wir das mit einem ungeheurem Maße an Zuversicht. Wo ist das alles eigentlich geblieben? Warum überlassen wir den Planeten nun wieder den Autokraten, den Zerstörern, den Angstmachern und den Despoten?

Ohne Zuversicht könnten wir nicht existieren. Wir würden uns nicht verlieben, heiraten und Kinder in die Welt setzen, wenn wir nicht die tiefe Überzeugung hätten, dass es eine Zukunft für uns gibt. Wir könnten unsere Berufe nicht ausüben, wären wir nicht jeden Tag aufs Neue davon überzeugt, dass wir das Richtige tun und die richtigen Entscheidungen treffen. Wir würden in keinen Zug und kein Flugzeug steigen, wenn wir permanent Sorge hätten, nicht anzukommen. Und gleichzeitig brauchen wir für alles und jedes eine Versicherung: Für das Haus, das Auto, die Reise, das Leben. Was für eine Absurdität, wenn man mal darüber nachdenkt.

Zuversicht heißt, einen Schritt vor den anderen zu setzen und einen Atemzug nach dem anderen zu nehmen. Zuversicht heißt Leben. Jean-Paul Sartre hat gesagt: „Vielleicht gibt es schönere Zeiten, aber diese ist die unsere.“ Das klingt fatalistisch und war vielleicht gar nicht so gemeint, sondern eher in einem pragmatischen Sinne. Nun sind die Zeiten wie sie sind und es liegt an uns, wie wir sie gestalten wollen. Glauben wir wie angeblich 56% der Deutschen (Süddeutsche Zeitung) an den Untergang oder gehören wir zu den 44% derjenigen, die zuversichtlich auf eine glorreiche Zukunft blicken? Dümpeln wir in den Niedergang der Menschheit oder stemmen wir uns mit aller Kraft dagegen? Vielleicht sterben wir ja auch erst in ein paar Milliarden Jahren aus, wer weiß das schon?

Wir brauchen beides, Hoffnung und Zuversicht. Sie sind nicht dasselbe und in ihrer Tiefe und Wirkung unterschiedliche Konzepte, aber beide haben einen maßgeblichen Einfluss auf unser Leben. Hoffnung schenkt uns Trost und eröffnet Möglichkeiten, während Zuversicht uns die Kraft gibt, aktiv an diesen Möglichkeiten zu arbeiten. Erst in der Verbindung von Hoffnung und Zuversicht finden wir unsere wahre Stärke und wir sollten sie auch nutzen. Sonst heißt es wie bei dem vietnamesischen Mönch und Zen-Meister Thich Nhat Hanh: „You miss your appointment with life“!

Bevor wir unsere Themen diese Woche einsteigen, möchten wir Sie über eine erfreuliche Nachricht informieren, denn was lange währt, wird manchmal doch noch gut:

Das CGM-Schulungsprogramm SPECTRUM wurde endlich vom zuständigen Bundesamt für soziale Sicherung (BAS) akkreditiert!

Zurzeit wird das Programm beim Spitzenverband der Krankenkassen in das Schulungsverzeichnis des DMP aufgenommen. In Nordrhein ist SPECTRUM – und auch Input, das andere Schulungsprogramm – ab dem 01.01.2025 in den DMP-Vertrag aufgenommen und ist damit abrechnungsfähig. Zur Erinnerung: Die Idee zu SPECTRUM wurde bei der ersten (!) diatec im Jahre 2012 initiiert und in den folgenden Jahren von einer Gruppe Diabetologen, DiabetesberaterInnen und Wissenschaftlern mit viel Enthusiasmus und Engagement entwickelt. SPECTRUM ist das einzige unabhängige Schulungsprogramm.

Nun zu den Themen der Woche und die drehen sich um Konferenzen und Ergebnisse. Wir berichten von der J.P. Morgan-Konferenz, die gerade erst in San Francisco stattgefunden hat, kündigen den Weltwirtschaftsgipfel in Davos an und zeigen, was Diabetes dort zu suchen hat und haben zum Schluss aktuelle Ergebnisse der Frage des Monats für Sie. Auf geht’s!

Die „J.P. Morgan Healthcare Conference“ ist eine der weltweit bedeutendsten und einflussreichsten Veranstaltungen in der Gesundheits- und Biotechnologiebranche und Pflichtprogramm für Führungskräfte aus dem Gesundheitswesen, der Medizintechnik, Pharma und Biotechnologie. Es geht um Networking, Trends und Innovationen, aber auch Investitionen, Fusionen und Übernahmen. Wir fokussieren hier auf Dexcom, denn das Unternehmen hatte dort einen guten Auftritt:

Dexcom bei der J.P. Morgan-Konferenz

Die J.P. Morgan-Konferenz findet jährlich gleich Anfang Januar in San Francisco statt und ist ein buntes Stell-Dich-Ein von Investoren, Banken und Firmen aus dem Gesundheitswesen. Auch aus der Diabetologie pilgern die einschlägigen Firmen nach San Francisco und präsentieren sich und ihre Ideen. In diesem Jahr hat der Geschäftsführer von Dexcom, Kevin Sayer, die Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht. Demnach beträgt der weltweite Umsatz von Dexcom ca. 4,0 Milliarden US-Dollar, was einem Plus von 11% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dexcom will weiterwachsen und prognostiziert für 2025 ein Umsatzvolumen von 4,6 Milliarden US-Dollar, was einem weiteren Wachstum von 14% entspräche.

Beim kommenden Weltwirtschaftsforums in Davos vom 20. bis 24. Januar 2025 soll es auch Biowearables und GLP-1-RA gehen, dies wurde zumindest angekündigt. Es würde auch gut zum Motto dieses bedeutenden Forums passen, das da lautet: „Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter“:

Biowearables und GLP-1-RA „revolutionieren“ die Diabetestherapie

Davos, dieser legendäre Veranstaltungsort in der Schweiz, unterstreicht damit deutlich die wirtschaftliche Bedeutung sowohl von Diabetes mellitus als auch von neuen Behandlungsoptionen. Die Kombination von technischen Optionen und einer neuen Medikamentenklasse revolutionieren die Diabetesversorgung: Sie ermöglichen eine Echtzeitüberwachung der Glucosekontrolle, personalisierte Empfehlungen zur Diabetestherapie und ein besseres Gewichtsmanagement. Dieses Echtzeit-Feedback zu Glucoseabweichungen ist einer der transformativsten Aspekte tragbarer Biosensoren, da sie den Menschen mit Diabetes direkt verwertbare Daten zur Verfügung stellen und es diesen ermöglicht, fundierte personalisierte Entscheidungen zu treffen und schnell etwas über den Einfluss von Nahrung, körperlicher Aktivität und Medikamenten auf den Glucoseverlauf zu erfahren. Die Echtzeitüberwachung – in Kombination mit fortgeschrittene Analyseoptionen, wie sie die Künstliche Intelligenz ermöglicht – hilft den Nutzern, auch Trends zu identifizieren. Proaktive Entscheidungsfindungen erlauben Anpassungen des Lebensstils und verbessern die Gesundheitskompetenz.

Es gibt aktuelle Ergebnisse zur Frage des Monats, die sich aktuellen politischen, versorgungs- oder behandlungsbezogenen Diabetesthemen widmet. Wie die dia·link-Community die Frage beantwortet hat, können Sie jeweils im Folgemonat in Ihrem Newsbereich einsehen. Hier geht es zu den

Ergebnissen der Frage des Monats Dezember

Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin erfährt eine stetige Bedeutungszunahme, auch im Kontext der Diagnostik diabetischer Augenerkrankungen. Die Diagnose der diabetischen Retinopathie kann, durch den Einsatz moderner KI-Algorithmen, frühzeitig gestellt werden.

Zum Schluss noch wie immer das Letzte

Schrecklich für Patienten und Ärzte, unangemessen kompliziert und ein einziges Chaos. So lauten die niederschmetternden Kommentare, die seit einem Monat von Medizinprodukteherstellern zu den Medizinprodukte-Richtlinien (MDR) und In-vitro-Diagnostika (IVDR) -Vorschriften an die Europäischen Behörden abgegeben werden. Die europäische Behörde nimmt seit einem Monat Kommentare an, um die Auswirkungen der neuen Richtlinien zu bewerten. Die Kommission möchte wissen, ob die Vorschriften wirksam, effizient und verhältnismäßig sind, aktuellen und künftigen Anforderungen gerecht werden und mit anderen Maßnahmen vereinbar sind.

Nun ist Meckern immer einfacher als Handeln und Stürme der Entrüstung gehören auch dazu, wenn neue Regulierungen in Kraft treten. Trotzdem lohnt es sich, noch einmal etwas genauer hinzuschauen, was die neuen Richtlinien bringen und wo sie eher hinderlich sind: Die EU-Medtech-Vorschriften schränken die Optionen für Patienten ein! So drücken viele Unternehmen mit ihren eingereichten Kommentaren ihre Unzufriedenheit mit den neuen Richtlinien aus. Die Hersteller müssen umfassende technische Dokumentationen vorlegen und strengere klinische Bewertungen durchführen, was zu einer Verbesserung der Patientensicherheit führen soll, den Aufwand und die Kosten jedoch erheblich erhöht. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, keine Seltenheit in der Medizintechnik, stehen nun vor großen Herausforderungen. Die Kosten für die Konformitätsbewertung, klinische Studien und die Dokumentation steigen erheblich und viele kleinere Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Produkte vom Markt zu nehmen oder Innovationsprojekte einzustellen, schlicht, weil die Kosten für die Erfüllung der Auflagen nicht durch den Verkauf der Produkte gegenrechenbar ist. Dies führt dazu, dass viele solcher Produkte – für die aber durchaus ein Bedarf besteht! – nicht mehr verfügbar sind. Hinzu kommt, dass die Zahl der benannten Stellen, die die Konformität von Produkten prüfen, begrenzt ist, was zu erheblichen Verzögerungen bei der Zertifizierung von Medizinprodukten führt.

Neben den Herausforderungen ergeben sich auch Chancen. Wer einen hohen Wert auf Qualität und Sicherheit legt, kann sich durch die Einhaltung der neuen Standards Wettbewerbsvorteile verschaffen. Zudem fördert die verbesserte Transparenz das Vertrauen von Patienten und Gesundheitsdienstleistern. Auch die Marktüberwachung wird deutlich verschärft, weil Hersteller verpflichtet sind, ein robustes System zur Post-Market Surveillance (PMS) und zur Post-Market Clinical Follow-up (PMCF) einzuführen. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung der Produkte im Markt und schnelle Reaktionen auf etwaige Risiken.

Noch zwei weitere Monate können Hersteller ihre Bewertungen abgeben. Aber schon jetzt fordern viele den EU-Gesetzgeber auf, diese übermäßig belastenden Vorschriften, die Innovationen ersticken und Startups vom Markt verdrängen, zu überarbeiten. Die Zertifizierung sollte sich an den wichtigsten Standards orientieren, die für jede Art von Medizinprodukt gelten und nicht nur eine Riesenmenge an Papierkram liefern.

Damit sind wir schon wieder ans Ende unseres weekly gekommen. Für unsere heutigen Freitagsgedanken hat uns Gabriele von Arnim mit ihrem neuen Buch „Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht“ inspiriert, eine empfehlenswerte Lektüre für das Wochenende. Nächste Woche ist diatec in Berlin, wir setzen also einmal aus.

Bleiben Sie zuversichtlich!

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