Es waren zwei exzellente Redner, die beim ATTD ihre Pro-Con- Ansichten zum Thema Smart-Pens und deren klinischen Einsatz diskutierten: Peter Adolfsson aus Göteburg/Schweden und Fernando Gómez-Peralta aus Segovia/Spanien. Beide Redner betonten, dass diese neuartige therapeutische Option wichtige Informationen über die Realität der Insulindosierung liefert und es im Kontext mit CGM-Systemen erleichtert, Zeitbereiche mit Verbesserungsbedarf zu identifizieren und diese geeignet mit den Nutzern zu kommunizieren. Die automatische Protokollierung von Details der Insulintherapie kann die Dosierungstreue verbessern und die Häufigkeit von Hyperglykämien reduzieren. Abgesehen von solchen klinischen Verbesserungen sieht Adolfsson durchaus Optionen, dadurch die wirtschaftliche Belastung der Gesundheitssysteme zu verringern. Wobei – wie bei allen technischen Optionen für die Diabetestherapie – eine geeignete Schulung und Unterweisung der Patienten von entscheidender Bedeutung ist, um einen solchen Nutzen zu erzielen.
Gómez-Peralta stellte die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie vor, in der die Nutzung eines ultraschnellen Insulinanalogons (Fiasp) oder konventionellen Analogons (Aspart) mit und ohne eine „intelligenten Pen-Kappe“ (Insulclock) verglichen wurden [1]. An dieser retrospektiven Real-World-Studie nahmen 82 Patienten mit Typ-1-Diabetes teil, die eine intensivierte Insulintherapie durchführten. Ausgewertet wurde das Risiko für erhöhte postprandiale Glukoseexkursionen und Hypoglykämien in Abhängigkeit von der Verwendung der beiden Insuline und dem Dosierungszeitpunkt im Verhältnis zu einer hyperglykämischen Exkursion. Nahezu 2.500 postprandiale Glukoseexkursionen wurden in die Analyse einbezogen. Die Nutzung des schnelleren prandialen Insulins und die Vermeidung einer zweiten Korrekturinjektion, waren mit einem geringeren Risiko für postprandiale Hypoglykämien verbunden. Insbesondere reduzierte die Verwendung von ultraschnellem Insulin das Risiko für eine postprandiale Hypoglykämie um 36%, selbst bei verzögerten Injektion von bis zu 45 Minuten nach einer postprandialen Hyperglykämie (OR: 0,64; p=0,012), während die Vermeidung einer Korrekturinjektion das Risiko um 56% reduzierte (OR: 0,44; p=0,038). Der Redner interpretiert diese Ergebnisse so, dass Pen-Kappen den Anwendern helfen können, fundierte Entscheidungen zur Insulindosierung während der Mahlzeiten zu treffen und das Hypoglykämierisiko zu verringern.
Gómez-Peralta verwies darauf, dass die Mitglieder des Diabetes-Teams die spezifischen Merkmale jedes verfügbaren Systems kennen sollten, um ihre Patienten über die richtige Anwendung und Dateninterpretation aufzuklären. Patienten sollten das beste System für sich finden und dieses geeignet nutzen können, so wie es ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Seiner Ansicht sind Smart-Pens am geeignetsten für Menschen mit Diabetes, die zögern, eine Insulinpumpe zu benutzen oder keinen Zugang dazu haben. Smart-Pens sind auch hilfreich bei Patienten, die Schwierigkeiten haben, die Insulintherapie adäquat durchzuführen, sei es, weil sie z.B. die Dosierung vergessen, falsch dosieren oder überkorrigieren. Außerdem sind sie vorteilhaft für Menschen, bei denen ein Betreuer das Insulin verabreicht, insbesondere bei älteren Menschen, die möglicherweise kognitiv eingeschränkt sind.
Fazit: Wer denn jetzt die Contra-Seite vertrat, wurde nicht so recht klar. Die Nutzung von Smart-Pens hat bisher nicht die Anerkennung gefunden, wie es zunächst schien. Es gibt eine Reihe von eher pragmatischen Gründen, die in der Praxis deren Einsatz erschweren. Die Patientenpräferenz sollte bei der Auswahl eines Smart-Pens oberste Priorität haben, zumindest in diesem Punkt herrschte Einigkeit bei den Rednern.
- Gomez-Peralta F, Valledor X, Lopez-Picado A, Abreu C, Fernandez-Rubio E, Cotovad L, et al. Ultrarapid Insulin Use Can Reduce Postprandial Hyperglycemia and Late Hypoglycemia, Even in Delayed Insulin Injections: A Connected Insulin Cap-Based Real-World Study. Diabetes Technol Ther. 2024;26(1):1-10. Epub 20231205. doi: 10.1089/dia.2023.0321. PubMed PMID: 37902762.
diatec weekly – April 12, 24
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