Als eher zufällige Entwicklung wurde GWave angekündigt und als das weltweit erste nicht-invasive Blutzuckermessgerät bezeichnet, das eine bahnbrechende Lösung bietet, die Hochfrequenzwellen (HF) nutzt, um den Blutglucosespiegel kontinuierlich zu messen. Das revolutionäre Konzept wurde von Dr. Geri Waintraub, CTO und Mitbegründer von GWave, angeblich konzipiert, als er während Routineexperimenten für eine HF-Forschungsinitiative versehentlich eine Tasse Tee auf ein HF-Gerät verschüttete und sofort bemerkte, dass der Zucker im Tee die dramatische Reaktion auf den Monitoren des Systems verursachte. Die Technologie von GWave wurde zu einem Prototyp entwickelt, der zu einem erfolgreichen Produkt mit erstaunlichen Ergebnissen führte, die den FDA-Richtlinien entsprechen sollten.
Nun aber, einige Zeit später und nach wie vor ohne Produkt auf dem Markt, meldet sich die Firma HAGAR (Assoziationen mit einer Wikinger-Cartoon-Figur werden nur Scherzbolde erkannt haben…) wieder mit neuen klinischen Studiendaten. Auch gehört nun der bekannte israelische Diabetologe und einer der beiden Leiter des ATTD, Moshe Phillip dem wissenschaftlichen Beirat der Firma an.
Die Sensoren von GWave arbeiten mit proprietären KI-Algorithmen, die es ermöglichen sollen, kosteneffizient und kompakt zu sein und genaue Messungen zu liefern – angeblich mit einer Genauigkeit von über 95%.
Interessant bei diesem Produkt ist auch dessen Skalierbarkeit, so sollen die Kosten pro Tag niedriger sein als bei kommerziell verfügbaren CGM-Systemen. Im Bereich der Herstellung kündigte HAGAR eine Partnerschaft mit einem in Taiwan ansässigen Chip-Hersteller an, was nach Angaben von HAGAR die Reproduzierbarkeit von GWave weiter verbessert. Im Gegensatz zu den handelsüblichen CGM-Systemen (G-Serie von Dexcom, FreeStyle Libre von Abbott, Guardian von Medtronic), die mit Nadelsensoren den Glukosegehalt in der interstitiellen Flüssigkeit messen, soll die GWave-Technologie die Glucosekonzentration im Blut messen. Wenn dies stimmt, weist diese nicht-invasive Technologie eine geringere Verzögerung bei der Glucosemessung auf als die herkömmlichen CGM-Systeme.
Bei der klinischen Studie mit 120 Messungen bei 20 Teilnehmern mit zwei verschiedenen GWave-Geräten sowie Kapillarblut als Vergleichswert (n=20 mit jeweils sechs Datenpunkten), lagen „alle Ergebnisse“ in der Zone A der Clarke-Error-Grid-Auswertung. Die Genauigkeitsanalyse dieser Daten ergab einen beeindruckenden MARD von 7,1, wobei die Glucosewerte alle im Bereich von 70-140 mg/dL lagen. Bemerkenswert ist, dass HAGAR bei dieser Genauigkeitsanalyse die GWave-Messungen mit kapillaren Blutglucosemesswerten und nicht mit Labormessungen in der Klinik verglichen hat. Zwei weitere Studien in Israel und den USA sind geplant, diese werden durch eine gerade abgeschlossene Finanzierungsrunde von 5 Mio. USD finanziert. Dabei ist es heute, getriggert durch die vielen negativen Erfahrungen mit NIGM in der Vergangenheit, nicht leicht Investoren für solche Ansätze zu finden.
Fazit: Es wird interessant sein zu sehen, ob und wann das erste NIGM-System mit ausreichender Genauigkeit unter Alltagsbedingungen funktioniert und damit dann eine Kommerzialisierung möglich sein wird. Die zunehmende Nutzung von konventionellen CGM-Systemen bereitet einerseits den Markt vor, andererseits sinkt dadurch der Bedarf an NIGM deutlich ab.
DiaTec weekly – Mai 05, 23
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