Es geht los mit einer spannenden Entwicklung aus San Diego: Die bisher wenig bekannte Firma Biolinq entwickelt eine intradermale Sensor-Plattform für Messung von Glucose, Ketone und Laktat. Das CGM-System soll kostengünstig sein, die Messung wird werkseitig kalibriert und das Pflaster die Größe einer Münze haben. Nach Angaben des Unternehmens ist das für die Messung verwendete Biosensor-Mikroarray etwa 25-mal kleiner als herkömmliche Glucosesensoren. Dieses „Biowearable“ verwendet eine Reihe elektrochemischer Sensoren, die so winzig sind, dass man sie kaum spüren soll und dennoch eine maximale Zuverlässigkeit für kontinuierliche Sensoranwendungen bieten und zwar mittels einer redundanten Messung der Zielanalyten. Klinische Daten wurden bislang nicht gezeigt, wir müssen also abwarten, was dabei herauskommen wird. Angefeuert wurde diese Entwicklung übrigens durch eine Finanzierungsrunde von über 100 Millionen Dollar, das war die bislang größte private Investitionsrunde im CGM-Bereich, vor etwa einem Jahr haben wir darüber im weekly schon einmal berichtet. Mehr zu unter Biolinq.
Haben Sie im Zusammenhang mit Diabetes-Technologie schon einmal etwas von „Moonshots“ gehört? Wir nämlich nicht und auch nicht von einem „StartUp Health“! Aber die Präsentation von David Weingard, Chief Impact Officers (noch so ein Begriff, den wir bisher nicht kannten) dieses Unternehmens aus San Franzisco hatte es in sich, denn mit dem „T1D Moonshot“ will sich das Unternehmen auf Innovationen für Typ-1-Diabetes konzentrieren, die mit Prävention, Management und Heilung von Typ-1-Diabetes zu tun haben. Nicht weniger als das Versprechen, für den T1D Moonshot eine Ebene der Zusammenarbeit zu bauen, die die Welt noch nie gesehen hat! – so lautet zumindest die Ankündigung und wir dürfen gespannt sein. StartUp Health wurde 2011 gegründet und unterstützt Unternehmer, die in diesem Bereich aktiv sind. Dafür identifiziert StartUp Health vielversprechende Ideen, coacht junge Unternehmer und ihre Firmen über ihre Startup Health Academy, verschafft ihnen Aufmerksamkeit über ihre Medienkanäle und bringt sie mit einem Netzwerk von Partnern und Investoren zusammen. Mit fast 450 Investitionen in 29 Ländern innerhalb dieses Netzwerks ist StartUp Health in hohem Maße kollaborativ und agiert wie eine Art Inkubator für kreative Ideen. Unternehmen, die sich hier bewerben, sollten über die richtige Einstellung verfügen, eine Vision haben und in der Lage sind, ihre Vision mit dem richtigen Management auch umzusetzen. Es gibt bereits 15 Moonshots in anderen Indikationsbereichen, z.B. Zugang zur Versorgung, Prävention, Krebsbekämpfung, Gesundheit von Frauen und Kindern, Ernährung/Fitness, Gehirngesundheit, psychische Gesundheit/Glücklich sein, Langlebigkeit/Alterung, Sucht/Opioidkrise, Pandemiebekämpfung, Alzheimer und Gesundheitsgerechtigkeit. Der T1D Moonshot wird von einem prominent besetzten Beirat beraten, dazu gehören Unternehmer, Investoren, Stiftungen, Industrie und Akademiker, das interdisziplinäre Team umfasst Führungskräfte mit viel Expertise aus dem Helmsley Trust, der Yale University, Lilly, des T1D Fund von JDRF und des Diabetes Research Institute. Bislang finanzierte Start-Ups sind z.B. 9am.health, Spotlight-AQ und eddii. Hier einige kurze Einblicke: 9am.health ist ein in San Diego ansässiges Startup-Unternehmen, das im September 2021 eine virtuelle Diabetes-Klinik eröffnete und im April 2022 eine 16 Millionen Dollar schwere Serie A (mit Beteiligung von StartUp Health) abschloss. Die Klinik von 9am.health versorgt Menschen mit Prädiabetes und Typ-2-Diabetes mit „personalisierten und erschwinglichen“ Diabetesmedikamenten, darunter oralen Generika wie Metformin, Sulfonylharnstoffe und Pioglitazon. Beim t1day im Januar 2023 wird sich das Unternehmen kurz vorstellen, denn die Gründer sind dieselben Menschen, die auch schon MySugr ins Leben gerufen haben. Spotlight-AQ, geleitet von der Britin Katharine Barnard-Kelly, entwickelt einen präklinischen Fragebogen, mit dem Prioritäten von Patienten ermittelt werden, um die Interaktion von Patient und Arzt zu erleichtern und zu verbessern. eddii schließlich ist eine virtuelle App-Figur, die entwickelt wurde, um Menschen mit Diabetes zu motivieren, ihre Gesundheit zu überwachen. Durch witzige Konversationen und Spiele wird eddii zum Gesundheitskumpel eines Nutzers und versorgt ihn mit wöchentlichen Gesundheitsberichten und bietet Gegenleistungen für die Dateneingabe. Ab 2023 soll es „Health Transformer Fellowships“ geben, die ausgewählten T1D-Unternehmern 100.000 Dollar zur Verfügung stellen, um sie beim Aufbau ihrer Lösungen zu unterstützen. StartUp Health ist eine wunderbare Initiative, um gute Ideen voranzubringen.
Über Benachteilungen bestimmter Gruppen von Menschen mit Diabetes haben wir ja jüngst berichtet. Wie aber lassen sich die „engen Grenzen“ der technikaffinen Patienten mit Typ-1-Diabetes überschreiten? Mit einer Grundsatzrede stellt sich der Leiter der Firma „Luna Diabetes“ eine Technologie vor, die Lücken in der Diabetesversorgung schließt. Es gibt Patienten, die wir im Stich lassen, weil sie vielleicht nicht zu den technikaffinen Menschen gehören und wenn Produkte für Diabetes-Technologie designt werden, steht nicht unbedingt der Anspruch im Vordergrund, sehr einfach bedienbar zu sein und gleichzeitig eine bessere Glucosekontrolle zu ermöglichen. Im Jahr 2011 wurde Timesulin als erste intelligente Kappe für Insulinpens auf den Markt gebracht und man war sicher gewesen, dass die Einfachheit dieses Produktes dazu führen würde, es an „Hunderttausende“ von Menschen zu verkaufen. Nun, dieser Traum hat sich nicht erfüllt und 2017 wurde die Technologie an Bigfoot Biomedical verkauft. So richtig viel hat man seitdem davon nicht mehr gehört. Bigfoot Biomedical hat die Vision, Menschen mit Diabetes, die keine Insulinpumpen benutzen wollen, trotzdem die Möglichkeit einer fortschrittlichen Konnektivität und Entscheidungshilfe zu geben. Wann und wie die einfach zu bedienende „Bigfoot Unity“ auf dem Markt kommt und ob auch in Europa, ist immer noch nicht klar. Als vor zwei Jahren die Firma Luna Diabetes von John Sjölund mitgegründet wurde, ging es auch darum, aus den Erfahrungen und Fehlern einer unternehmerischen Reise eine Lösung zu entwickeln, die die Vorteile von AID-Systemen für alle Patienten zugänglich macht. Luna Diabetes arbeitet deshalb mit einem globalen Fokus und will die Kosten der Therapie zu senken. Als Beispiel nannte John Sjölund die Kosten für die Applikatoren von CGM-Glucosesensoren, die seiner Meinung nach ein Drittel der Warenkosten für CGM-Systeme ausmachen – und dafür würden sich eigentlich auch andere Lösungsmodelle anbieten.
Und was macht eigentlich Tidepool aktuell? Zur Erinnerung: Tidepool ist ein kostenloses Open-Source-Tool und eine universelle und interoperable Datenverwaltungsplattform, die genutzt werden kann, um die Daten von fast allen gängigen Diabetes-Geräten hochzuladen (Quellcode ist auf GitHub verfügbar). Die Zulassung für ihr AID-System „Tidepool Loop“ wurde bereits im Jahr 2020 bei der FDA eingereicht. Der dort ausgewählte Zulassungsweg mit dem Namen (510(k)) hat die Prüfungszeit wesentlich verlängert, um den einzigartigen AID-Algorithmus von Tidepool im Vergleich zu anderen AID-Algorithmen ausreichend auf den Prüfstand zu stellen. Hinzu kamen die Pandemie-bedingten Verzögerungen, aber nun geht das Ganze in die letzten Phasen der Zulassung. Auf der Datenplattform von Tidepool liegen aktuell insgesamt 336.000 Konten (Stand: Oktober 2022, 64% der Nutzer mit T1D, 28% T2D, bei 8% ist der Typ unbekannt). Bisher wurden mehr als 10 Milliarden Datenpunkte auf mehr als 75 unterstützten Geräten gesammelt. Mit dem Ausbruch der Pandemie hat sich das Wachstum erheblich beschleunigt. Tidepool+ ist die Premium-Version der Datenplattform des Unternehmens für Leistungserbringer und bietet neue zusammenfassende Statistiken zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, eingebaute Upload-Erinnerungen und eine priorisierte Supportfunktion.
Die DiabetesMine-Veranstaltungen zeigen traditionell Produktvorführungen mit einer beeindruckenden Bandbreite von Innovationen. Technologieunternehmen wie One Drop oder Glooko, aber auch etablierte Pharmafirmen wie Eli Lilly stellen ihre Entwicklungen und Produkte im Bereich der Diabetes-Technologie vor und es ist beeindruckend, dabei auch einmal die Pionierarbeit zu sehen, die jedes dieser Unternehmen leistet. Lilly beispielsweise zeigte eine Demo-Version seines „Tempo Personalized Diabetes Management Systems“ und gab bekannt, dass man die Markteinführung der Plattform in den USA bis zum Ende des Jahres anstrebt. Zur Erinnerung: Tempo ist die erste vernetzte Plattform von Lilly und soll sowohl Erwachsenen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes als auch den behandelnden Ärzten dabei helfen, informierte, datengestützte Entscheidungen für das Diabetesmanagement mit Lilly-Insulinen zu treffen. Die Tempo-Plattform besteht aus dem Tempo Smart Button, dem Tempo Pen, der TempoSmart-App mit einer Eigenmarken-Iteration von Welldocs BlueStar sowie der Klinik-Drehscheibe Tempo Insights, über die die medizinischen Fachkräfte auf die von ihren Patienten über die TempoSmart-App übermittelten Daten zugreifen und so den Glucoseverlauf der Patienten überwachen können. Die Batterie hält acht Monate und ist ausschließlich für die Verwendung mit Lilly Tempo-Pens für die Basal- und Bolus-Insulindosierung gedacht. In den USA wird Tempo als Plattform mit Smart Button, Stift und App auf den Markt kommen, während außerhalb der USA eine Partner-App verwenden wird (z.B. Glooko, mySugr, Dexcom und myDiabby). Mehr dazu hier.
Glooko zeigte die KI-Fähigkeiten des Unternehmens, die im Wesentlichen auf der Übernahme von xbird Anfang des Jahres beruhen. Die mobile App wird so umgestaltet, dass auf dieser KI-Plattform basierende „Precision Engagement“ integriert wird, denn das Ziel von Precision Engagement ist, die richtigen Patienten mit der richtigen Intervention zur richtigen Zeit anzusprechen – eine KI-basierte personalisierte Technologie, die ähnlich derjenigen ist, die wir heute in den sozialen Medien finden. Launch ist für das erste Quartal 23 über die klinische Forschungsplattform des Unternehmens geplant, eine offizielle Markteinführung über die kommerzielle Plattform des Unternehmens wird wahrscheinlich später erfolgen. Hier einige Fakten und Zahlen zu Glooko: Das Unternehmen ist mittlerweile in mehr als 8.000 Kliniken vertreten und es wurden von mehr als einer Million Patienten bis heute mehr als 100 Milliarden (!) Datenpunkte erfasst.
Spannend ist auch der One Drop One Health Sensor, der derzeit in der Machbarkeitsstudie getestet wird. Er wird über einen Zeitraum von 24 Stunden verwendet, nutzt fünfundzwanzig Mikrosensoren auf der Haut und verfolgt dabei mehrere Analyte. Das Produkt besteht aus einem wiederverwendbaren Sender und Applikator sowie einem minimalinvasiven, nadelfreien Pflaster, das jeden Tag gewechselt wird, der Sensor hat eine 45-minütige Aufwärmphase, ist wasserdicht und misst den Blutzucker jede Minute. One Drop zielt nicht darauf ab, herkömmliche CGMs zu ersetzen, sondern will sich im Wesentlichen als Sensor für Menschen mit Typ-2-Diabetes positionieren, denn es soll preiswerter sein als herkömmliche CGMs – auch wenn es der CEO von One Drop ablehnte, Einzelheiten zu den Kosten mitzuteilen. Nur soviel sei gesagt: Der Sensor soll preislich auf einer Ebene mit SMBG liegen – wow! Auf den Markt kommen will der Sensor zunächst nur mit der Fähigkeit, den Glukosespiegel zu messen, weitere Analyten sind aber bereits in das aktuelle Design eingebettet und sollen angeblich aus der Ferne zugeschaltet werden können, auch das eine schöne neue Welt! One Drop will Ende 2023 mit der Zulassungsstudie beginnen und in der ersten Hälfte des Jahres 2024 die Zulassung beantragen.
Von MannKind kommen News zu BluHale für Afrezza, dem ersten und bislang einzigen inhalativen Insulin. BluHale VIS ist ein dünnes, wiederaufladbares, bluetooth-fähiges Gerät, das die Dosierung von Afrezza-Inhalationsinsulin nachverfolgt und die Daten an eine App überträgt. Das Gerät hat eine Batteriekapazität von sieben bis zehn Tagen und kann eine Inhalation erkennen und automatisch die Dosierungsdaten in die App hochladen. Die erste Generation der App hat noch eine dreistündige Verzögerung bei der Integration und Anzeige von CGM-Daten und den Inhalations-Qualitätsmetriken, aber man arbeitet bereits daran, diese Verzögerung in der nächsten Version der App zu verringern. Auch sollen Nutzer dann in der Lage sein, Informationen zu Mahlzeiten, BZ-Messungen, Bewegungsdaten und andere Insulindosen manuell einzugeben. Auf der Grundlage dieser Daten kann die BluHale App die durchschnittliche Insulindosis eines Nutzers berechnen und einen Bericht erstellen, der z.B. an das Pflegeteam des Nutzers gesendet werden kann. Um eine nahtlose Datenintegration zu ermöglichen, kann die App auch mit Apple Health verbunden werden und wird bald auch über Google Fit verfügbar sein. MannKind plant die Markteinführung für das 2. Quartal 2023.
Last but not least präsentierte Tandem die kürzlich eingeführte mobile Bolus-Funktion für die t:connect Mobile App (iOS, Android) und zeigte mit einer Videodemonstration die Funktion, die es den Nutzern ermöglicht, einen t:slim X2-Bolus direkt über die t:connect-Mobil-App anzufordern und abzubrechen. Diese Funktion ist kompatibel mit 44 iOS- und Android-Smartphones und soll den Nutzern mehr Freiheit im Diabetesmanagement ermöglichen, weil sie weniger mit ihrer Pumpe interagieren müssen und mehr Auswahlmöglichkeiten für die Therapie haben. Derzeit gibt es 400.000 Control-IQ-Nutzer in den USA und über sieben Millionen Boli wurden bereits über die mobile Bolusfunktion der t:connect-App abgegeben. Die t:slim X2-Pumpenschnittstelle soll die zentrale Steuereinheit bleiben und die mobile Anwendung zu einer alternativen Steuereinheit. Um die Sicherheit dieser Steuerung zu gewährleisten, müssen Nutzer sich mit einer nativen Methode über das Telefon authentifizieren, z. B. durch Gesichtserkennung). Die Pumpe bleibt das „Gehirn“, d. h. es besteht keine Möglichkeit, dass zwei Boli gleichzeitig von der Mobile App und der Pumpe abgegeben werden. Tandem hat seit der Markteinführung viel positives Feedback erhalten und arbeitet derzeit an der Ausweitung der Kompatibilität auf mehr Geräte und mehr Länder, also auch Deutschland. Ganz aktuell ist diese Info: Tandem wird das in der Schweiz ansässige Unternehmen AMF Medical übernehmen und verfügt damit über eine Patch-Pumpen- Technologie. „Sigi“ ist eine wiederverwendbare und wiederaufladbare Patch-Pumpe, nutzt vorgefüllte Insulinkartuschen und ist kleiner und leichter als bisherige Pumpen. Für den Deal hat Tandem 62,4 Millionen Franken (= 67 Millionen US-Dollar) locker gemacht und wird, sobald der Deal abgeschlossen ist, an der endgültigen Designvalidierung arbeiten und die Pumpe durch die klinische Entwicklung bringen. Dazu gehört auch die Integration von Control-IQ, Tandems Hybrid-Closed-Loop-System.
Der Weg zu einem im Alltag zuverlässig einsetzbaren Produkt ist eben nicht einfach und immer gilt es sicherzustellen, dass auch die Massenproduktion aller Komponenten und deren Interaktion gelingt. Und dann gibt es ja auch immer noch die Hürde der Zulassungsstellen. In den USA ist dies die FDA und deren Leiter der entsprechenden Abteilung, Branden O’Leary, zeigte einmal die Prozesse der FDA und benannte dabei vier Aspekte, um die es in Zukunft bei der Bewertung von Diabetes-Technologie gehen wird. Für die FDA spielt Diabetes eine Art Vorreiterrolle bei der raschen Ausbreitung von digitalen Gesundheitsanwendungen im Alltag – eine Expansion, die eine Reihe neuer regulatorischer Herausforderungen mit sich bringt und an deren Bewältigung diese Behörde deshalb intensiv arbeitet. Mit Blick auf die Zukunft der Diabetes-Technologie wurden also vier Themen genannt, die dafür relevant sind:
- neue Nutzer(gruppen) für Diabetes-Technologie, z.B. Patienten mit Typ-2-Diabetes,
- eine größere Auswahl an Produkten
- ein besserer Datenzugang und
- eine größere Reichweite.
Mehr Nutzung von CGM-Systemen – z.B. von Patienten mit Typ-2-Diabetes als von Menschen ohne Diabetes sind nach O’Learys Ansicht eines der bestimmenden Themen für die Zukunft der Diabetes-Technologie. Dies kann zu einer Zweiteilung bei den CGM-Systemen führen, mit technischen Unterschieden für Menschen mit bzw. ohne Diabetes. Selbstverständlich will die FDA unabhängig von der Nutzerpopulation weiterhin an ihren Vorgaben für die Messgenauigkeit festhalten. Mehr Flexibilität zeigt die Behörde bei Forderungen nach mehr Auswahlmöglichkeiten bei den Alarmeinstellungen. Es gilt dabei, einen alternativen Weg nach vorne zu finden, um die Gefahr einer Alarmmüdigkeit zu verringern und gleichzeitig die Sicherheit der Nutzer zu gewährleisten. Diese Gedanken haben vielleicht auch dazu geführt, das Dexcom seinen Zulassungsantrag für das G7-CGM-System in den USA erneut einreichen musste, nach einer Überarbeitung für die Alarme.
Die FDA arbeitet wohl auch an einem neuen Regulierungsparadigma, dem „Total Product Lifecycle Advisory Programm“. Dies soll unter anderem der raschen Innovation in diesem Bereich Rechenschaft zollen. Ein Ansatz dabei ist eine Vorzertifizierung von Software für medizinische Geräte. Diese soll es Herstellern, die nachweislich eine „robuste Qualitäts-Kultur“ und organisatorischen Struktur unter Beweis gestellt haben und eine adäquate Überwachung der realen Leistung ihrer Produkte auf dem Markt durchführen, erleichtern diese akzeptiert zu bekommen.
In der anschließenden Diskussion zu diesem Vortrag kam die Frage auf, wie die Diabetes-Technologie-Community besser mit der FDA zusammenarbeiten kann, um eine raschere Zulassung innovativer Technologien zu erreichen. Bei der Vielzahl an Innovation auf diesem Gebiet sind die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Zulassung solcher Technologien aber nicht förderlich. Gespräche wie diese würde man sich in Deutschland/Europa doch auch sehr wünschen!
DiaTec weekly – Dezember 16, 22
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„Last but not least präsentierte Tandem die kürzlich eingeführte mobile Bolus-Funktion für die t:connect Mobile App (iOS, Android) und zeigte mit einer Videodemonstration die Funktion, die es den Nutzern ermöglicht, einen t:slim X2-Bolus direkt über die t:connect-Mobil-App anzufordern und abzubrechen.
Diese Funktion ist kompatibel mit 44 iOS- und Android-Smartphones und soll den Nutzern mehr Freiheit im Diabetesmanagement ermöglichen, weil sie weniger mit ihrer Pumpe interagieren müssen und mehr Auswahlmöglichkeiten für die Therapie haben.
Derzeit gibt es 400.000 Control-IQ-Nutzer in den USA und über sieben Millionen Boli wurden bereits über die mobile Bolusfunktion der t:connect-App abgegeben.
Die t:slim X2-Pumpenschnittstelle soll die zentrale Steuereinheit bleiben und die mobile Anwendung zu einer alternativen Steuereinheit.
Um die Sicherheit dieser Steuerung zu gewährleisten, müssen Nutzer sich mit einer nativen Methode über das Telefon authentifizieren, z. B. durch Gesichtserkennung). Die Pumpe bleibt das „Gehirn“, d. h. es besteht keine Möglichkeit, dass zwei Boli gleichzeitig von der Mobile App und der Pumpe abgegeben werden.“
Es kommt mir vor, als würden die Firmen an den Wünschen der Nutzer vorbei planen und andere Ziele im Blick haben.
Wozu soll man ein Smartphone ständig griffbereit haben. Die t-silm X2 mit Control-IQ bietet alle benötigten Infos auf dem Display. Nur die Sensorglukosedifferenz in mg/dl seit der letzte Übertragung fehlt.
Hinzukommt, dass man das Smartphone privat erwerben muss und diese Dinger inzwischen riesengroß sind. Die kleinen Smartphones werden wahrscheinlich (aus Erfahrung) nicht unterstützt.
Und Control-IQ in der jetzigen Form weiterhin ohne Verbesserung der Wirksamkeit zu verwenden ist wohl auch der falsche Weg. Ich jedenfalls werde, sowie etwas auf dem Markt ist, zu einer anderen Pumpe wechseln, die wirksam Semi-Loop oder Closed-Loop kann.
Die t:slim gibt nur 60% des berechneten Insulinbedarfs und nur einmal innerhalb von 60 Minuten ab (aus Sicherheitsgründen) und zusätzlich noch etwas Basales Insulin. Das hilft mir im täglichen Leben nicht viel, das fehlende Insulin muss mich ja per Hand verabreichen, als Korrekturbolus.
Ich halte die dargestellte „Begeisterung“ der bisherigen Nutzer der t:connect-App für übertrieben.