In strukturierter Form werden neun Themen- und Fragenkomplexe adressiert, um Aspekte abzudecken, die insbesondere von den Kostenträgern berücksichtigt werden sollten:
- Entwicklung von AID; 2. klinische Nachweise; 3. Zielpopulation für den AID-Einsatz; 4. Initiierung von AID; 5. allgemeine und berufliche Bildung; 6. Nutzung von AID; 7. Berichterstattung über AID-Daten; 8. physiologische Probleme/Benutzerperspektive und 9. Zukunft von AID. In den Tabelle 1 und 2 werden die Eigenschaften der aktuell verfügbaren und in der Entwicklung befindlichen AID-Systeme aufgelistet
Der Konsens empfiehlt weiterhin, dass Kliniker die Nutzung von AID-Systemen bei allen Menschen mit Typ-1-Diabetes „erwägen“ sollten. Darüber hinaus wird eine Kostenerstattung für alle AID-Systeme und für die entsprechenden Schulungen (!) dringend empfohlen. Diese Empfehlung basiert auf der Fülle an inzwischen vorliegenden Studiendaten, die durch Nutzung von AID-Systemen relevante Verbesserungen bei der glycämischen Kontrolle und bei der Lebensqualität zeigen
(s. Tabelle 3 und 4 für RCTs und 5 für Real-World-Studien). Vorteile bieten AID-Systeme insbesondere für Patienten mit einer eher suboptimalen Glucosekontrolle, z.B. wenn es zu häufigen Hypoglykämien oder ausgeprägten Glucoseschwankungen kommt. Deutliche Belege für die Nutzung von AID-Systemen gibt es bei allen Altersgruppen, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, vor allem auch bei Jugendlichen, die oftmals keine Lust auf ihren Diabetes und schon gar nicht auf die Therapie haben, dafür aber besonders technikaffin sind. Patienten mit einem hohen Ausgangs-HbA1c-Wert und solche die vorher keine Insulinpumpentherapie durchgeführt haben, also eine konventionelle Spritzentherapie, profitieren ebenfalls deutlich (s.u.). Studien fehlen allerdings bei jüngeren Kindern (Alter <7 Jahre) und älteren Erwachsenen (Alter >65 Jahre).
Die Konsensusgruppe war der grundlegenden Ansicht, dass es genügend Belege dafür gibt, dass der Einsatz von AID zu langfristigen Kosteneinsparungen für das Gesundheitssystem führen wird. Dies basiert insbesondere auf den beobachteten Verbesserungen bei der Zeit im Zielbereich (Time-in-Range). Hier geht es zu der Konsensuspuplikation.
Fazit: Aus einem deutschen Blickwinkel ist die Bedeutung einer solchen Publikation nicht einfach einzuschätzen, zumal die Kostenerstattung für CGM-Systeme und Insulinpumpen bei den (meisten) Patienten mit Typ-1-Diabetes in unserem Land kein Thema ist. Dies ist in anderen Ländern deutlich anders, hier ist eine solche Publikation von erheblicher Tragweite für die klinische Implementierung von AID. Nichtsdestoweniger sind die Themen- und Fragenkomplexe auch bei uns und in allen zukünftigen Verhandlungen mit den Kostenträgern von Bedeutung. Dabei ist die Anbindung an internationale Standards sicher hilfreich. Vermutlich wäre deshalb eine deutsche Übersetzung dieses Konsensuspapers hilfreich. Wir werden sehen, ob einer der Hersteller von AID-Systemen diesen Schritt geht.
In den nächsten Wochen wird zeitgleich in Diabetes Care und Diabetologia ein anderes Konsensuspaper erscheinen, welches sich vorrangig mit Sicherheitsaspekten von AID-Systemen beschäftigt.
DiaTec weekly – September 16, 22
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