Diese App bietet den Nutzern der t:slim X2 Insulinpumpe nun die Möglichkeit, die Gabe von Bolus-Insulin über ihr kompatibles iOS- oder Android-Smartphone zu steuern, d.h. die Abgabe der gewünschte Dosis zu starten, zu stoppen und zu wiederrufen. Diese Option bedeutet konkret, der Nutzer muss nicht mehr seine Pumpe herausfummeln und darauf herumdrücken, um eine Bolusgabe zu initiieren, sondern kann dies ausgesprochen diskret mit seinem Handy erledigen. Dabei kann er die Einstellungen zur Basalrate nicht hierüber ändern. Die App ermöglicht auch die Anzeige des Glucosetrends über 24 Stunden und sie liefert Angaben zur Insulintherapie, Alarmen, Pumpenstatus. Diese Daten können auch in die Cloud hochgeladen werden und damit anderen Menschen zur Verfügung gestellt werden. Dabei wird die App heute schon wohl von mehr als der Hälfte der Nutzer von t:connect verwendet.
Dies ist eine Entwicklung, die für die Hersteller von Insulinpumpen insgesamt von Bedeutung ist, wobei die kürzlich zugelassene Omnipod 5 von Insulet ja ebenfalls diese Option bietet, allerdings bisher nur für Android-Nutzer. Medtronic bleibt bei der Smartphone-Steuerung von Insulinpumpen weiterhin hinter Tandem und Insulet zurück.
Laut der Pressemitteilung wird die neue Funktion in den USA ohne zusätzliche Kosten sowohl für neue Pumpenkunden als auch für Kunden, die sich in der Garantiezeit befinden, in den nächsten Monaten verfügbar sein (durch ein Remote-Software-Update für die Insulinpumpe und die aktualisierte Mobile App).
Fazit: In welchem Ausmaß die Option der Smartphone-Steuerung die Wahl der Insulinpumpe durch den Patienten (und das Diabetes-Team) beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Prinzipiell stellt allerdings die Möglichkeit der „Fernkontrolle“ der Insulinpumpe eine wichtige Option dar, auch in dem Sinne, dass dadurch eine weitere Miniaturisierung der Pumpen möglich wird, wenn keine Bedienung und Anzeige mehr an und auf der Pumpe notwendig sein werden. Die passt auch zur Strategie von Tandem für eine Pumpe die speziell für den Einsatz beim Sport gedacht ist. Vermutlich wird Tandem versuchen diese Option auch in Europa / Deutschland auf den Markt zu bringen. Mal schauen, was die hiesigen Zulassungsbehörden dazu sagen, bisher gibt es ja nur den Datenfluss von der Pumpe in Richtung Smartphone. Dass die Pumpe nun Befehle von dem Smartphone empfängt, stellt eine andere Anforderungsebene aus Sicherheitsaspekten heraus dar. In Deutschland bietet aktuell nur die Insight-Pumpe von Roche Diabetes Care die Option einer Fernkontrolle über das Smartphone.
DiaTec weekly – März 4, 22
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Mit freundlichen Grüßen
„In Deutschland bietet aktuell nur die Insight-Pumpe von Roche Diabetes Care die Option einer Fernkontrolle über das Smartphone.“ (Gemeint ist offenbar das spezielle Handheld für das DBLG1-System?)
Hallo!
Es gibt diese Option (und zwar vollständige Kontrolle, nicht nur Bolusabgabe!) bei der Dana-R bereits seit fast 10 Jahren.
Im Open-Source Bereich ist diese Möglichkeit seit vielen Jahren eine Selbstverständlichkeit, und zwar inzwischen für ‚ein halbes Dutzend‘ anderer Insulinpumpen.
Die Funktion wird von Tandem als die große Weltneuheit gefeiert, aber das ist ja offensichtliche Firmenwerbung (verzeihbar).
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Roche nicht das einzige Unternehmen in Deutschland ist, das eine Pumpensteuerung per Smartphone anbietet.
Die Dana RS von Sooil kann schon seit vielen Jahren per App auf einem Smartphone sowohl mit iOS ab v9.0 als auch Android ab v4.3 gesteuert werden. Die komplette Bedienung der Pumpe einschließlich Faktoren- und Basalraten-Programmierung oder -Änderung, Boluskalkulator, temporäre Änderungen etc. sind möglich, da die App quasi eine vollständige Spiegelung des Pumpeninterfaces ist.
Schön zu sehen dass Tandem dies jetzt auch implementieren will, denn diese Art der Pumpensteuerung ist in der Tat eine erhebliche Erleichterung im Alltag.
Hallo Jochen, völlig richtig, allerdings ’nur Bolus‘ ist ja doch etwas mager, zumal man diese Funktion per Quick/Blindbolus an der Pumpe selbst (so wie bei Roche und anderen Herstellern üblich) auch schon bisher diskret durchführen konnte. Schade, dass man da nicht den ‚ganzen Weg‘ gemacht hat, komplette Steuerung der Pumpe per Smartphone. Das bleibt also wenigen anderen Herstellern vorbehalten bzw. muss den Weg des OpenSource/DIY gegangen werden.