In seiner Eröffnungsrede bei der CES (erstmalig übrigens zu einem Medizinprodukt) bekräftigte der CEO von Abbott die Absicht seiner Firma, „Lingo” zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dies sind sogenannte „Biowearables“, die Glucose, Ketone, Lactat und Alkohol messen können. Vom Aussehen her und ihrer Nutzung sind solche Sensoren recht ähnlich den bereits bekannten für die Glucosemessung.
Abbott arbeitet offenbar seit längerem an der Schnittstelle zwischen „digitaler Technologie und Gesundheitstechnologie“ und will in diesem Bereich eine Führungsrolle übernehmen, auch weil die medizinische und die Verbraucher-Technologie immer enger miteinander verbunden werden. Diese Ankündigung ist deshalb als nächster Schritt zu sehen, denn nach der extrem erfolgreichen Positionierung ihres CGM-Systems FreeStyle Libre mit 4 Millionen Nutzern weltweit, welches von Abbott immer schon als „Plattformprodukt“ betrachtet wurde, geht es nun zu Multi-Analytik-Messungen und zur kontinuierlichen Überwachung verschiedener Parameter.
Solche Biowearables sind auch nicht nur für einen medizinischen Zweck gedacht, wo sie für die regulatorische Zulassung eine entsprechende Genauigkeit und Sicherheit müssen, sondern auch und vor Allem für den Wellness-Markt (s.u.).
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Unternehmen, die Systeme zum kontinuierlichen Monitoring von Ketonkörpern entwickeln (wir haben darüber schon berichtet). Solche Wearables könnten sinnvoll bei Menschen mit einem gesteigerten Risiko für Ketoazidosen genutzt werden, insbesondere von Patienten mit einem Typ-1-Diabetes mit SGLT-2-Inhibitoren-Therapie (off-label oder eventuell on-label). Abbott geht bei der Zulassung eines solches Produktes für den Wellness-Bereich in der EU noch im Jahr 2022 aus, um ein solches Produkt bei Elite-Sportlern und solchen, die ihre „Fitness-Reise“ gerade erst beginnen. Auch bei einer „low-carb”-Diät kann das System eingesetzt werden.
Die angepeilte Kombination von Parametern die – in der nächsten Generation – auch parallel gemessen werden können, sollen dem Nutzer dabei helfen, seinen Gesundheitsstatus zu verbessern, z.B. indem er ein besseres real-time-Verständnis dafür bekommt, wie Sport, Ernährung und Lebensstil interagieren. Auch bei der Gewichtskontrolle, bei der Durchführung von Sport und für einem besseren Schlaf sollen sie helfen. Die Überwachung von Lactat kann verdeutlichen, wie sich dieser Parameter bei Sport verändert und wie lange die individuellen Erholungszeiten sein müssen. Ob eine Alkohol-Messung dazu führt, dass die Nutzer “bessere” Entscheidungen treffen, z.B. vor Beginn einer Autofahrt, bleibt abzuwarten. Solch ein System könnte auch mit der Auto-Elektronik verknüpft werden und bei einem zu hohen Alkoholpegel die Nutzung des Fahrzeugs schlichtweg verhindern.
Fazit: Vermutlich werden wir alle unsere Körperfunktionen – und sei es in Kombination mit den Smart Phones, die ja auch mehr und mehr zu Körperteilen von uns werden – in Zukunft ständig viel häufiger und vollständiger überwachen. In einigen Jahren wird dies vielleicht das neue „Normal“ sein: Elektronische Helferlein werden uns auf irgendwelche bestehenden oder drohenden Probleme hinweisen, z.B. bei Menschen, die präventiv tätig werden wollen, wofür auch immer. Ein toller Einsatzbereich könnte Prä-Diabetes sein für alle, bei denen eine genetische Prädisposition besteht.
DiaTec weekly – Januar 21, 22
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