Wir wollten gerne mehr dazu wissen, jedoch ist die Homepage kaum aussagekräftig, ja, es wirkt sogar, als wäre dies Absicht. Dabei sind Profis am Werk, denn der Geschäftsführer von Biolinq ist Rich Yang, in der CGM-Szene sehr bekannt durch seine langjährige Aktivität bei Dexcom.
Nun ist es in den USA deutlich einfacher, Risikokapitalgeber für die Entwicklung von innovativen Produkten zu bekommen als in Deutschland oder Europa. Trotzdem überrascht dieser Hype etwas, denn an Publikationen oder überhaupt Studienergebnissen mangelt es bislang deutlich. Vermutlich wollen die Investoren einfach am boomenden CGM-Business partizipieren, denn investiert haben neben einer Reihe von bekannten Risikokapitalgebern auch Firmen wie Ascensia Diabetes Care und EOFlow. Auch der JDRF T1D-Fund (Juvenile Diabetes Research Fund, eine amerikanische Patientenorganisation!) hat wieder investiert, dieser hatte bereits in einer früheren Investitionsrunde vor drei Jahren bereits 10 Millionen Dollar investiert.
Aber worüber reden wir hier eigentlich und was wissen wir bisher? Biolinq hat ein Mikro-Array von Biosensoren entwickelt, um den Glukosespiegel in der interstitiellen Flüssigkeit direkt unter der Hautoberfläche zu messen. Dabei werden Innovationen aus der Halbleiterindustrie genutzt, um elektrochemische Sensoren zu miniaturisieren, die für die Präzisionsfertigung in großem Maßstab ausgelegt sind. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine zuverlässige Messung der Sensoren in Echtzeit. Das tragbare Pflaster von Biolinq besteht aus mehreren unabhängigen Miniatur-Biosensoren, die etwa 25-mal kleiner sind als herkömmliche Glucosesensoren. Sie ermöglichen die redundanten Messungen der Zielanalyten, Glucose ist übrigens nur eine davon. Der Sensor verfügt zudem über ein neuartiges integriertes Display zum Ablesen der Messwerte.
Bei diesem CGM-System wird also kein Nadel-Sensor durch die Hautbarriere gestochen, sondern es wird ein kleines Pflaster auf die Haut geklebt. Der Einsatzbereich wird auch nicht nur beim Diabetes-Management gesehen, sondern auch bei zukünftigen Gesundheits- und Wellness-Anwendungen in anderen Bereichen. Erste Machbarkeitsstudien haben wohl gezeigt, dass dieses CGM-System in der Lage ist, den Glucoseverlauf von Menschen mit Diabetes bis zu sieben Tage lang kontinuierlich zu messen. Beim letztjährigen ADA 2020 wurden Daten von zwei kleinen klinischen Studien über einige Studientage hinweg vorgestellt, die aber nicht ungewöhnlich gut waren.
Fazit: Ob das CGM-System von Biolinq wirklich ein „Game-changer” wird, so wie der Libre von Abbott, gilt abzuwarten. Dies wird neben dem Preis davon abhängen, ob dieses System Nachteile anderer CGM-Systeme in Bezug auf Größe, Tragedauer etc. ausgleichen kann. Zunächst muss die Firma aber noch den schwierigen „Ritt“ durch die klinische Entwicklung, die Zulassungsprozedur und die Markteinführung gestemmt bekommen. Es ist jedenfalls beachtlich, wie viele Firmen mit neuartigen Ideen/Produkten versuchen, sich einen Anteil an dem rasch wachsenden Markt von CGM-Systemen zu sichern.
DiaTec weekly – November 12, 21
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