In diesem Zusammenhang gibt es nun eine ganze Reihe von Aktivitäten und Artikeln sowie Sonderhefte in diabetologischen Fachzeitschriften. Insgesamt betrachtet ist Insulin nun zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber noch lange kein Methusalem und aus der Diabetestherapie nicht weg-denkbar, auch wenn gerade in den letzten Jahren eine Reihe von anderen Medikamenten einen prominenten Platz bei der Diabetestherapie gewonnen haben. Passenderweise hat die Universität von Toronto ein virtuelles (!) Symposium zur Feier dieses besonderen Anlasses initiiert, welches kostenlos (nach einer kurzen Registrierung) zugängig ist.
In einer Serie von Präsentationen (jeweils drei pro Woche über bisher sechs Wochen, weitere kommen noch) gibt eine illustre Reihe von Diabetologen einen Überblick über ganz verschiedene Themenbereiche, die im Zusammenhang mit dem Thema von Insulin von Interesse sind: A Scientific Symposium: In celebration of the 100th anniversary of the University of Toronto’s discovery of insulin
Dr. Bernard Zinman: Historical context at the University of Toronto
Dr. Peter Kurtzhals: The Novo Nordisk Insulin Story
Dr. Ruth E. Gimeno: The Eli Lilly Insulin Story
Dr. John Buse – Whither the Future of Insulin Management in Type 2 Diabetes?
Dr. Roman Hovorka – New Closed Loop Insulin Systems
Ms. Dana Lewis – The Bleeding Edge: Open Source Algorithms, Research, and What’s Next in Do-It-Yourself Artificial Pancreas Systems
Dr. Richard Coward – Insulin Action in the Kidney
Dr. C. Ronald Kahn – Defining the Underlying Defect in Insulin Action in Diabetes
Dr. Amira Klip – Insulin Action in Muscle and Fat Promoting Glucose Uptake
Dr. Michael A. Weiss – The Future of Smart Insulin Delivery –
Dr. Douglas Melton – Realizing the Promise of Stem Cell Therapy
Dr. Carla J. Greenbaum: Preventing Type 1 Diabetes
Dr. Alice Long: Molecular Insights Into Islet Autoimmunity
Dr. Guillermo E. Umpierrez: Insulin and Beyond in the Hospitalized Patient>
Dr. Jean Claude Mbanya: Global Challenges in the Insulin Supply Change
Dr. Irl B. Hirsch: Barriers to Insulin Use in Adults
Dr. Stephanie Amiel: Clinical Consequences of Hypoglycemia
Dr. Chantal Mathieu: Minimizing Hypoglycemia in the Real World
Prof. Rory McRimmon: Cellular Consequences of Hypoglycemia
Daneben wird es am 15. und 16. April Live-Diskussionen mit den Experten geben, bei denen Fragen zu deren Präsentationen behandelt werden können. Diese akademische Aktivität wird von den einschlägigen Insulinfirmen sowie einigen anderen Diabetes-Firmen gesponsert.
Den einleitenden Vortrag von den drei Präsentation in der ersten Woche hat Bernie Zinman von der Universität von Toronto gehalten und gibt dabei einen Einblick in die spannende Entdeckungsgeschichte, bei der es ja auch wunderbar gemenschelt hat. So haben z.B. damals die Forscher noch völlig selbstverständlich im Labor geraucht. Insulin war eine wirkliche Revolution, eine magische Rettung für alle Patienten mit Typ-1-Diabetes. Dafür gab es bereits im Jahr 1923 einen Nobelpreis und die Geschwindigkeit, mit der dieser Preis verliehen wurde, ist ja auch schon rekordverdächtig.
Interessant ist, wie rasch die Forscher damals schon Probleme bei der Insulintherapie erkannt haben und was alles an verschiedenen Arten der Insulinapplikation ausprobiert wurde, die subkutane Gabe eines so hochwirksamen Medikamentes durch die Patienten selber erschien zunächst als zu risikoreich. In den folgenden Jahrzehnten wurden eine Reihe wichtigen Studien wie z.B. die DCCT durchgeführt. Im letzten Teil der Präsentation ging der Redner auf Eigenschaften ein, die idealerweise die Insulinformulierungen aufweisen sollten, damit das physiologische Sekretionsprofil am besten nachgebildet werden kann. Dies Bemühungen werden getriggert durch eine Reihe von Schwierigkeiten wie das gehäufte Auftreten von Hypoglykämien, die der Alltag der Insulintherapie immer noch aufweist. Durch den Einsatz von AID-Systemen, wie sie ja nun zunehmend flächendeckend zur Verfügung stehen, können solche Probleme zum guten Teil vermieden werden.
Einer der führenden Forscher bei Novo Nordisk, Peter Kurtzhals, gab einen Überblick dazu, wie die Insulinproduktion vor knapp 100 Jahren in Dänemark etabliert wurde. Rasch wurden auch neue Insulinformulierungen entwickelt, z.B. NPH-Insulin. Die Entwicklung von Insulinanaloga hat den Therapiealltag von Patienten mit Insulintherapie massiv verändert und vereinfacht. Auch der erste Insulinpen, der zunächst von anerkannten Diabetologen als Spielzeug betrachtet wurde, stammt aus dem Hause Novo. Derzeit arbeitet Novo intensiv an einer Reihe von weiteren Insulinen, z.B. an einem oralen Insulin oder Insulin, welches gezielt in der Leber wirkt. Eine ultra-langwirkende Formulierung ist schon weit gediehen in der klinischen Entwicklung. Im gleichen Sinne gibt es auch eine Präsentation von Eli Lilly und die Beiträge dieser Firma zur Entwicklung von Insulinen.
Fazit: Obwohl ein gewisses Niveau bei Insulinformulierungen erreicht wurde, gibt es noch viele interessante Optionen für die Diabetestherapie, wie smarte oder orale Insuline. Es lohnt sich sehr, die verschiedenen Präsentationen auf dieser Homepage anzusehen. Es hat lange nicht eine so dichte Informationsquelle zu diesem Thema gegeben. Prädikat empfehlenswert also!
DiaTec weekly – März 05, 21
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