Das amerikanische Unternehmen Livongo bietet eine Art Rundum-Service für Menschen mit Diabetes, z.B. einen automatischen Lieferservice für unbegrenzte Teststreifen-Kontingente oder ein sicheres Online-Konto, auf das Glucosewerte automatisch hochgeladen werden können. Auch direkte Unterstützung durch einen Coach ist möglich, so dass man jederzeit über Diabetes-Fragen zu Ernährung oder Änderungen des Lebensstils diskutieren kann.
Wenn nun eine Firma wie Teladoc Health Inc., ein multinationales Unternehmen für Telemedizin und virtuelles Gesundheitswesen mit ebenfalls Sitz in den USA, jedoch mit deutscher Niederlassung in München sowie einem Europasitz in Barcelona, Livongo aufkauft und damit nun eine Marktkapitalisierung von gut 13 Milliarden Dollar aufweist, können wir davon ausgehen, dass man im Bereich virtueller Betreuung von Patienten mit Diabetes noch einiges vorhat!
Teladoc Health wirbt damit, dass rund um die Uhr Ärzte per Telefon, Video oder App erreichbar sind. Für eine persönliche Betreuung werden Listen mit lokalen Spezialisten angeboten, die bei spezifischen medizinischen Bedürfnissen helfen können. Am weitesten ist man aktuell im Bereich Dermatologie: Man kann Fotos in die entsprechende App hochladen und erhält bei Bedarf einen Behandlungsplan und ein Rezept für Hauterkrankungen. Durch den Zukauf von Livongo will man nun auch den Diabetesbereich adäquat besetzen.
Während einer aktuellen Pressekonferenz zeigte Teladoc Health nun, wie man sich den Integrationsprozess von Livongo vorstellt: Es soll eine harmonisierte Marketingstrategie geben (was immer das ist), was vermutlich einfacher sein wird als die Verknüpfung der Softwaresysteme und Datenbanken beider Unternehmen. Im gleichen Sinne wird es notwendig sein, die schon vorhandenen Datensets zusammenzubringen, wobei insbesondere die Künstliche Intelligenz, die Livongo mit in die „Ehe“ bringt, genutzt werden soll. Diese KI erlaubt dem Nutzer eine personalisierte Oberfläche und liefert konkrete Handlungsanweisungen für akute Probleme. Wenn dies gelingt und der Nutzer eine einheitliche Oberfläche vorfindet, wird er den Unterschied zwischen den beiden Firmen nicht mehr wahrnehmen. Die Hoffnung all dieser Aktivitäten ist, eine verbesserte Betreuung der Patienten zu erreichen – was verbunden sein soll mit besseren Ergebnissen bei niedrigeren Kosten für das Gesundheitswesen.
Fazit: Um diese Entwicklung einzuordnen, hier sind Daten zur aktuellen Steigerung der Anzahl von Diabetes-Patienten, die bei Livongo registriert sind: Allein im vergangenen Jahr ist sie um 113% auf 442.000 angestiegen, der Umsatz stieg zeitgleich auf 106 Millionen Dollar an. Wir sind sehr gespannt, wann und wie sich diese Firma auf dem europäischen und deutschen Markt präsentieren wird. Erst dann kann man abschätzen, ob dieser neue „Riese” ein Scheinriese sein wird oder auch den deutschen Markt bei der virtuellen Patientenbetreuung umkrempelt. Den Willen dazu glaubt man erkennen zu können, in ganz anderen Bereichen, z.B. bei Autos haben wir schon erlebt, dass solche Kombinationen auch gut vor die Wand fahren können. Außerdem schläft die Konkurrenz ja auch nicht.
DiaTec weekly – November 27, 20
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