Nun sind wir keine großen Fans des CityCube mit seiner eher kühlen Atmosphäre und den langen Wegen, für diese Tagung hat er aber gut gepasst. Da die Themen bestimmten Vortragssälen zugeordnet waren, gab es auch wenig Bedarf an „Saalhopping“. Der gute Zuspruch, messbar durch die vielen Zuhörer bei insgesamt spannenden Sessions und die lebhaften Diskussionen sprechen dafür, dass damit der Bedarf vieler Teilnehmer abgedeckt wurde und wir denken, dass auch die Menschen, die virtuell an diesem Kongress teilgenommen haben, auf ihre Kosten gekommen sind.
Auf der Industrieausstellung waren alle namhaften Player mit mehr oder weniger großen Ständen vertreten, die teilweise regelrecht umlagert waren. Dazu kamen einige Anbieter von DiGAs sowie eine Reihe von Diabetes-Organisationen, Vertriebsfirmen, Laboranbietern, Verlagen etc. Interessant war, dass im Programmheft detailliert die finanzielle Unterstützung aufgelistet wird, die die DDG durch die verschiedenen Firmen erhalten hat. Es gab acht Industriesymposien, die sich mit AID-Systemen, Patch-Pumps, Datenauswertung etc. beschäftigen, was immerhin einem Drittel aller Symposien von Sponsoren entsprach.
Thematisch ging es um Personalisierung in der Diabetologie, um Einsatz von moderner Technologie im Krankenhaus, Patient-Reported Outcome und Lebensqualität bei der Nutzung von Diabetes-Technologie, Stand der Digitalisierung in Deutschland, Daten aus der Versorgungsforschung sowie Rechtsunsicherheit durch Digitalisierung in der diabetologischen Schwerpunktpraxis. Dabei wurde immer wieder in den Diskussionen die Forderung erhoben, den bereits erreichten Stand weiter auszubauen und nicht durch Kürzungen wie im Bereich der Schulung von CGM-Systemen weitere Hemmnisse aufzubauen. Diabetes-Technologie sollte nicht nur als Kostenfaktor betrachtet werden, sondern – Sinne von „Neu-Denken“ – als eine Option, die es vielen Patienten ermöglicht, ein stressarmes Leben zu führen.
Zur konkreten Nutzung von Medizinprodukten im Bereich von Diabetes-Technologie sowie den dahinter auch stehenden „soften“ Faktoren aus dem Blickwinkel der Diabetologen sowie der Diabetes-Beraterinnen gibt es nur wenige Daten, deshalb wurden bei vielen Präsentationen aktuelle Zahlen aus dem D.U.T-Report gezeigt. In einer Pro/Con-Session, mit dem vielsagenden Titel „Die Diabetesstimme muss lauter werden“, ging es um die wissenschaftliche Evidenz für die Nutzung von CGM-Systemen. T. Danne und C. Graf lieferten sich hierbei einen munteren Schlagabtausch, wobei der letzter Redner wegen des Barmer-Reports zu dieser diagnostischen Option angegriffen wurde, allerdings war er bei der Erstellung dieses Reports gar nicht involviert.
Das Areal mit den Postern und auch hier gab es ca. 20 zu unseren Themen, lag etwas versteckt hinter den Vortragssälen. Es gab auch nicht viele Freie Vorträge zu Diabetes-Technologie und Digitalisierung (de facto nur einen…). Insgesamt reflektiert dies vermutlich auch, dass es in Deutschland wenige Forschungszentren gibt, in denen sich Menschen wissenschaftlich mit diesen Themen beschäftigen, mit Ausnahmen natürlich und dazu gehören Claudia Eberle aus Augsburg, Othmar Moser aus Bayreuth, Guido Kramer aus Jena und die Kollegen aus Bad Mergentheim.
Fazit: Menschen mit Diabetes leben nicht nur für eine Studiendauer von drei bis sechs Monaten mit dieser Erkrankung, sondern für den Rest ihres gesamten Lebens. Für die Solidargemeinschaft sollte dies Grund genug sein, diesen Menschen all das zur Verfügung zu stellen, was sie für ein ganz normales und unbeschwertes Leben brauchen. Natürlich bedeutet die zunehmende Nutzung von CGM- oder AID-Systemen zunächst eine erhöhte ökonomische Belastung für die Krankenkassen. Gleichzeitig gilt es jedoch die erheblichen Vorteile durch die technischen Optionen für die Nutzer zu sehen und zu bewerten. Menschen mit Diabetes rein als Kostenfaktor zu betrachten ist unethisch, auch wenn es im Gesundheitssystem um Wirtschaftlichkeit geht.
DiaTec weekly – Mai 26, 23
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