Herzlich willkommen beim diatec weekly,
warum hat Trump die US-Wahl gewonnen? Diese Frage wird uns täglich von vielen Menschen aus Deutschland gestellt. Wir wissen es natürlich auch nicht, aber wir leben ja hier einen Teil des Jahres in Kalifornien, ein Bundesstaat, der übrigens traditionell demokratisch wählt, und offenbar macht uns das zu Insidern. Hier kommt der Versuch einer Erklärung aus unserer ganz persönlichen Sicht:
Trump ist en vogue hier in Amerika. Trotz seiner Pöbeleien und seiner Affinität ins Kriminelle ist er ein Mega-Star. Er hat auch nicht gewonnen, weil er ein Mann ist oder eine so tolle Wahlkampf-Strategie gefahren hat. Nicht mal wegen seiner abstrusen wirtschaftspolitischen Versprechen hat er gewonnen, sondern weil er sich auf wenige Kernthemen fokussiert hat, sich als Retter der Welt präsentiert und Menschen mit einfachen Botschaften ködert hat: Ihr habt ein Problem, ich werde es lösen. I make America great again!
Wie kaum ein anderer Mensch verkörpert Trump einen Typus Mensch, der hier und auch in Europa mehr und mehr die politischen Bühnen betritt, sich verstärkt in den sozialen Netzwerken tummelt und zunehmend auch im privaten Umfeld breit macht – die Selbstgerechten. Sie sind in einem hohen Maße von sich überzeugt, unerschütterlich in ihren Meinungen, wissen immer, was richtig ist, und noch besser: Sie wissen auch genau, was du falsch machst. Und sie überzeugen, weil sie so überzeugt von sich selbst sind.
Was die Selbstgerechten so gefährlich macht, ist, dass sie die Kommunikation vergiften. Wer von seiner eigenen Unfehlbarkeit überzeugt ist, hört nicht zu, stellt keine Fragen und sucht keine Kompromisse. Stattdessen wird jede Diskussion zur Bühne, auf der man sich selbst inszeniert. Argumente der Gegenseite werden als unwichtig abgetan und jeder, der auch nur ansatzweise eine andere Meinung hat, wird verhöhnt, eine Haltung, die nicht nur der persönlichen Entwicklung von Menschen schadet, die weniger stark sind, sondern perspektivisch auch der Gesellschaft als Ganzes.
Selbstgerechte bieten einfache Antworten. Das zieht an, weil es beruhigend ist, sich als Teil einer Gruppe zu fühlen und sicher sein zu können, auf der richtigen Seite zu stehen. Hinzu kommt das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit: In einer Welt, in der jeder gehört werden will, ist Selbstgerechtigkeit eine wirksame Waffe. Empörung verkauft sich gut, und wer besonders laut für seine Überzeugungen eintritt, bekommt die Bühne – egal, ob sie konstruktiv ist oder nicht – auch von den Medien!
Social Media ist der perfekte Lebensraum für Selbstgerechte: Hier können sie ihre Überzeugungen in Endlosschleife verkünden, begleitet von Likes, Shares und gelegentlichen Shitstorms. Algorithmen sorgen dafür, dass wir vor allem mit Menschen interagieren, die ähnlich denken wie wir. Das verstärkt die eigene Überzeugung – und macht jede andere Sichtweise zur Provokation. Wer recht hat, will auch recht behalten – und das bitte möglichst öffentlich. Und weil die Welt immer komplexer wird, wirken auch die Probleme überwältigend, da gibt Selbstgerechtigkeit ein Gefühl von Kontrolle, moralischer Überlegenheit und Klarheit in einer chaotischen Welt.
Dabei leben wir in einer Zeit, in der Offenheit und Empathie dringender gebraucht werden denn je. Klimakrise, soziale Ungleichheit, politische Instabilität – all diese Herausforderungen lassen sich nicht durch Monologe oder moralische Zeigefinger lösen. Sie erfordern echte Zusammenarbeit, gegenseitiges Verständnis und die Bereitschaft, eigene Standpunkte zu hinterfragen.
Aber wächst diese Gruppe tatsächlich? Oder werden wir einfach nur sensibler dafür? Vielleicht war die Selbstgerechtigkeit schon immer unter uns, nur saß sie früher still am Stammtisch oder schrieb erboste Leserbriefe an die Lokalzeitung. Heute haben diese Stimmen eine globale Reichweite. Trotzdem ist es beruhigend zu wissen, dass die Selbstgerechten auch eine wichtige Funktion haben: Sie treiben Debatten an, sie halten uns den Spiegel vor und sie zwingen uns, über unsere eigenen Überzeugungen nachzudenken – ob wir wollen oder nicht. Vielleicht wachsen sie also nicht unbedingt an Zahl, sondern an Einfluss. Und wer weiß, vielleicht steckt in uns allen ein kleiner Selbstgerechter – der sich nur manchmal ein bisschen zu laut meldet.
Vielleicht sollten wir uns alle öfter mal fragen: Bin ich bereit, die Perspektive eines anderen zu verstehen? Oder bin ich zu sehr damit beschäftigt, Recht zu haben? Denn am Ende führt Selbstgerechtigkeit nicht zu einer besseren Welt – sie führt nur zu einer lauteren.
Bevor wir zu den Themen der Woche kommen, hier ist der Link des zweiten Podcasts O-Ton Diabetes: Heinemann und Kulzer.
Die Themen der Woche stellen etwas vor, das wohl tatsächlich noch fehlt in der Diabetes-Therapie, wir haben aktuelles zu Smart-Insulinen, ein Thema übrigens auch bei der nächsten diatec und zuletzt Ergebnisse der Frage des Monats. Auf geht’s!
Beim diesjährigen Diabetes Technology Meeting gab es eine spannende Präsentation zum Stand der Dinge bei der kontinuierlichen Messung von Insulin (CIM). Wenn es möglich würde, nicht nur die Glucose, sondern auch den Gegenspieler ständig zu messen, würde DAS fehlende Puzzlestück beim Diabetes-Management zur Verfügung stehen:
CIM – etwas, das tatsächlich noch fehlt
Es ist DAS fehlende Puzzlestück beim Diabetes-Management, denn wenn es möglich werden würde, nicht nur die Glucose, sondern auch den Gegenspieler ständig zu messen, würde dies die Glucoseverläufe quasi perfektionieren. Aktuell ist die Situation so, dass die Messung der Insulinkonzentration die Gewinnung von geeigneten Blutproben verlangt, die dann an ein größeres Labor versandt werden, wo dann die eigentliche Messung mit beachtlichen Kosten und Zeitaufwand erfolgt. Dies geschieht in der alltäglichen Praxis eher selten, zumal es in den meisten Fällen eher von geringer Aussagekraft für die aktuelle Situation des Menschen mit Diabetes ist, weil sich die zirkulierenden Insulinkonzentrationen ja ebenfalls rasch in einem beachtlichen Ausmaß ändern.
Wenn schon die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 23.10.2024 über eine Publikation in Nature zu Smart-Insulin berichtet, scheint es sich tatsächlich um ein aufsehenerregendes Ereignis zu handeln [1]. Die Idee ist ja auch bestechend einfach und der ganze technische Aufwand bei AID-Systemen könnte einfach vergessen werden:
Durchbruch beim smarten Insulin?
Nein, es geht nicht um Smart-Pens, sondern um Smart-Insulin und die Frage, die sich aktuell stellt, heißt: Gibt es hierbei tatsächlich einen „Durchbruch“? Smart-Insulin bedeutet, dass das gespritzte Insulin in der Lage sein soll, automatisch auf Glucose Änderungen im Blut zu reagieren – und zwar durch Freisetzung der aktuell richtigen Menge von Insulin. Die Idee ist ja auch bestechend einfach und man könnte all den technischen Aufwand bei AID-Systemen einfach vergessen. Dies erklärt auch, warum es eine beachtliche Anzahl von Patenten zu solch einer gekoppelten diagnostisch-therapeutischen Option gibt.
Das dritte und letzte Thema stellt wieder Ergebnisse der Frage des Monats vor. Die Frage des Monats widmet sich aktuellen politischen, versorgungs- oder behandlungsbezogenen Diabetesthemen. Wie die dia·link-Community die Frage beantwortet hat, können Sie jeweils im Folgemonat in Ihrem Newsbereich einsehen. Hier geht es zu den Ergebnissen der
Frage des Monats Oktober.
Und das war die Frage des Monats Oktober: Wir leben in spannenden Zeiten. Technik und Medizin entwickeln sich rasant und eröffnen uns neue Möglichkeiten. Zugleich erleben wir einen möglichen Umbruch unseres Gesundheitswesens. Aktuell werden sowohl Veränderungen in der ambulanten wie auch stationären Versorgung diskutiert. In diesem Zusammenhang stellt sich für uns die Frage, inwiefern sich die Behandlung Ihres Diabetes in den letzten 5 Jahren verändert hat.
In der Welt der Technologie gibt es immer wieder Entwicklungen, die sowohl absurd als auch amüsant erscheinen. Ein aktuelles Beispiel ist die zunehmende Verbreitung von „Cocktail-Robotern“ – das sind Maschinen, die Getränke mixen und servieren können. Diese Roboter sind nicht nur auf Messen und Veranstaltungen zu finden, sondern sie erobern auch zunehmend Bars und Restaurants weltweit. Besonders skurriles Beispiele zeigte die jährliche Veranstaltung „Roboexotica“ in Wien, bei der Roboter ihre Fähigkeiten im Cocktailmixen unter Beweis stellen müssen. Das skurrile Festival gibt es seit 1999 und jedes Jahr kommen Künstler, Forscher, Techniker und Bastler aus der ganzen Welt zusammen, um ihre Apparaturen und Maschinen vorzustellen und natürlich die besten Cocktails. Mit einem ironischen Augenzwinkern geht es dabei um den spielerischen Einsatz von Robotern, die mit uns feiern sollen und nicht bedienen.
Die Idee, von einem Roboter bedient zu werden, wirkt futuristisch und faszinierend, trotzdem stellt sich die Frage, ob diese Maschinen den menschlichen Barkeeper ersetzen können. Schließlich gehört zu einem gelungenen Barbesuch nicht nur das Getränk, sondern auch die Interaktion und das Gespräch mit dem Barkeeper. Es bleibt also abzuwarten, ob die Cocktail-Roboter diesen sozialen Aspekt ebenfalls meistern können oder ob sie lediglich als technische Spielerei dienen.
Unabhängig davon bieten diese Entwicklungen einen humorvollen Einblick in die kreativen und manchmal skurrilen Anwendungen moderner Technologie. Sie zeigen, dass der menschliche Einfallsreichtum keine Grenzen kennt – selbst, wenn es darum geht, einen perfekten Martini zu mixen. Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Kennt der Roboter auch den Unterschied zwischen geschüttelt und gerührt, falls James Bond mal einen bestellt?
Hier ist unser Vorschlag für einen gemütlichen Herbstabend:
Zunächst erstellen Sie einen Cranberry-Sirup mit ganzen Beeren aus 2 EL Zucker, 200 g gefrorenen Cranberrys und ein wenig Limettensaft. Zusammen mit 2 EL Wasser in einem kleinen Topf verrühren und bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren aufkochen, bis die Cranberrys gerade anfangen zu platzen. Vollständig abkühlen lassen. Abgedeckt und im Kühlschrank hält der Sirup bis zu 1 Woche.
Für den Cocktail einen Schuss Wodka, frischen Limettensaft und 1-2 EL Cranberry-Sirup auf reichlich Eis geben und mit Ginger Beer aufgießen. Limettenscheibe als Deko hineingeben und … Cheers!
Wir wünschen ein entspanntes Wochenende und grüßen herzlich,
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
Mit freundlichen Grüßen