Krisen haben wir bereits reichlich und es scheinen wöchentlich weitere hinzuzukommen. Krisen sind aber auch eine Steilvorlage für Veränderungen, machen sie doch deutlich, dass es sooo, wie es ist, nicht weitergehen kann. Ob sich die Dinge zum Besseren entwickeln werden und wir aus den aktuellen Disruptionen gestärkt herausgehen werden, wissen wir leider auch nicht, aber Schwarzmalerei hat noch nie weitergeholfen. Sich die Zukunft aber einfach nur rosig zu malen würde bedeuten, aktuelle Probleme zu ignorieren und das ist meistens die schlechteste Lösung.
Veränderungen sind also angesagt und es gibt durchaus Hinweise auf die Richtung, in die wir aller Voraussicht nach gehen werden, denn erste Signale zeigen sich immer schon frühzeitig. Wir haben mal versucht, die Signale aufzugreifen und daraus Impulse zu entwickeln.
Beginnen wir mit der Wirtschaft, denn sie ist am Ende die Basis für alles andere. Auch wenn es nach den Wahlen wohl einen Regierungswechsel geben wird, erwarten können wir weitere Investitionen in erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien. Alte Märkte werden straucheln und möglicherweise untergehen, dafür werden sich neue Märkte entwickeln, beispielsweise für Wasserstofftechnologie und Kreislaufwirtschaft, autonomes Fahren und Urban Air Mobility oder ganz verwegen gedacht, extraterrestrische Märkte.
Wir werden mehr Integration von KI in die Prozesse von Unternehmen erleben. Überhaupt wird KI immer mehr können, aktuell kann die KI von Google bereits selbstständig einkaufen und Aufgaben lösen und das neue KI-Modell von OpenAI löst Pisa-Aufgaben schneller und korrekter als viele erwachsene Menschen.
Wegen der zunehmenden geopolitischen Spannungen werden wir Umstrukturierungen gestalten und z.B. unsere Lieferketten optimieren müssen, und zwar nicht mehr aus einem rein ökonomischen Blickwinkel, sondern in regionaler Hinsicht, um Risiken zu minimieren. Der Geldverkehr wird sich weiterhin in eine digitale Richtung entwickeln und vielleicht erleben wir 2025 einen Durchbruch für die Kryptowährungen.
Politisch werden wir durch eine zunehmende Multipolarität mehr globale Gerechtigkeit erleben, denn die Zeit der zwei Supermächte auf dem Planeten geht dem Ende entgegen. China ist längst ein bedeutender Player auf der Weltbühne und wird weitere Länder mit sich ziehen, z.B. aus dem afrikanischen Kontinent. Schwellenländern wie Indien und Brasilien gewinnen eine wachsende Bedeutung und kommen jetzt schon mit neuem Selbstbewusstsein daher. Ob dies reibungslos geschehen wird oder mit Spannungen einhergeht, bleibt abzuwarten. Interessant ist dabei die Frage, ob Europa das Zeug zu einem geopolitischen Akteur hat oder in die Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Ohne gemeinsame migrationspolitische Lösungen einschließlich einer fairer Verteilung und Unterstützung von Aufnahmeländern wird das jedenfalls nichts.
Wir werden mit Herausforderungen durch Polarisierung und Desinformation kämpfen müssen, besonders, wenn im kommenden Jahr die Trump-Regierung mit ausgerechnet dem Besitzer des größten sozialen Netzwerks startet, der kommunizieren und in die Welt hinaus posaunen kann, was immer er will. Um dem etwas entgegenzusetzen, müssen wir unsere Institutionen stärken und den Populismus bekämpfen. Wir werden mehr für unsere Verteidigung tun müssen und gleichzeitig den globalen Süden bei der Finanzierung von Klimamaßnahmen unterstützen und wir müssen uns um ethische Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI und Überwachungstechnologien kümmern.
In der Medizin dürfen wir uns auf Fortschritte in der personalisierten Medizin und Immuntherapie freuen und auch die Entwicklung von mRNA-Technologien wird über die Impfstoffe hinausgehen. Die rasante Entwicklung der KI wird perspektivisch zur schnelleren Diagnose und personalisierten Behandlung von Krankheiten führen und wir werden möglicherweise die ersten KI-gestützten Robotern für minimalinvasive Operationen sehen. Wir erleben hoffentlich die Entwicklung für ein besseres globales Gesundheitsmanagement durch KI-gestützte Analysen und eine Weiterentwicklung globaler Impfprogramme und darüber hinaus mehr internationale Zusammenarbeit.
Im Bereich Diabetes werden für 2025 vielversprechende Fortschritte sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung erwartet. Es werden verbesserte AID-Systeme auf den Markt kommen und vielleicht schon im kommenden Jahr die ersten Fully-AIDs. Nicht-invasive Glucosemesssysteme sind – immer noch – in der Entwicklung und könnten Fortschritte machen, CGM-Systeme werden immer präziser und zunehmend bei Patienten mit Typ-2 Diabetes eingesetzt. Smarte Insuline, die sich in ihrer Wirksamkeit auf Glucosewerte beziehen, schreiten in der Entwicklung weiter voran und GLP-1 Receptor Agonisten wie Semaglutide und Tirzepatide zeigen beeindruckende Ergebnisse und werden in ihrer Wirksamkeit weiter verbessert werden.
Mehr Zukunftsmusik liegt in den Ansätzen für die regenerative Medizin, um geschädigte Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse wiederherzustellen – bis hier praktikable Ansätze in der Stammzelltherapie zur Verfügung stehen, wird noch viel Wasser durch den Rhein fließen. Aber – man arbeitet daran. Last but not least wird zur Korrektur genetischer Effekte, die Diabetes verursachen, geforscht: CRISPR-Technologien, kurz für „Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats“ sind eine bahnbrechende Technologie zur gezielten Veränderung von DNA, um eine Heilung herbeizuführen oder sogar die Entstehung von Diabetes zu verhindern. Gleiches gilt für Impfstoffe gegen Typ-1-Diabetes, die darauf abzielen, das Immunsystem zu modulieren, um die Zerstörung der Beta-Zellen zu verhindern. Erste klinische Modellstudien laufen bereits.
Aus der Präzisionsmedizin kommen Ansätze, die auf Basis des genetischen Profils individuelle Behandlungspläne erstellen wollen und mit Hilfe von Big Data und KI soll es möglich sein, Diabetes in Zukunft früher zu diagnostizieren und Komplikationen wie Retinopathie, Neuropathie oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen präzise vorherzusagen und so zu verhindern bzw. zu verzögern. Die Entwicklung von digitalem Coaching schließlich führt dazu, auf Basis von Echtzeitdaten personalisierte Empfehlungen zu Ernährung, Bewegung und Medikamentenmanagement zu geben.
Fazit: 2025 könnte ein Jahr großer Fortschritte für Menschen mit Diabetes sein, vor allem durch technologische Innovationen und personalisierte Therapien. Der Fokus liegt nicht nur auf der Optimierung des Blutzuckermanagements, sondern auch auf Heilungsperspektiven durch Regeneration oder Gentherapie.
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
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