Mehr als 50 Patienten haben an dieser Validierungsstudie teilgenommen. Die Durchführung erfolgte virtuell mit Einsatz von iPhone und Apple Watch, die die Tidepool-Software geladen hatte. Untersucht wurden die folgenden Kohorten: Erwachsene mit Typ 1-Diabetes und deren Betreuer, sowie Kinder und Jugendliche mit Typ 1-Diabetes deren Betreuer. Da das Vorliegen einer solchen Studie in den USA notwendig ist, um die Zulassung durch die FDA erhalten zu können, ist dies ein wichtiger Schritt in dieser Richtung. Der endgültige Bericht zu der Studie kommt aber wohl erst, wenn die Zulassungsunterlagen eingereicht werden.
Tidepool hat bereits eine Reihe von Partnerschaften mit Firmen geschlossen, darunter sind Insulet, Dexcom und Medtronic, was so gedeutet werden kann, dass es genug Anbieter von Komponenten für deren AID-Systeme gibt. Nach einer aktuellen Presseerklärung gibt es noch Kooperation mit zwei anderen Firmen, die noch nicht genannt werden wollen. Ein logischer Partner könnte beispielsweise Tandem sein, denn deren Control IQ ist mit Sicherheit einer der besten verfügbaren Algorithmen auf dem Markt. Der Algorithmus von TypeZero gehört inzwischen Dexcom, auch wenn nicht klar ist, ob der Tidepool Loop-Algorithmus noch Teile von dem Tandem-Algorithmus braucht oder ob er bereits ausreichend gut funktioniert. Ein anderes Big Pharma-Unternehmen, das hochaktiv im digitalen Bereich ist, ist der Insulinhersteller Eli Lilly: Dort arbeitet man an einem eigenen Diabetes-Ecosystem mit einem AID-Algorithmus, wobei noch nicht klar ist, wie gut dieser in der Praxis funktioniert. Last but not least: Roche Diabetes Care hat eine wirklich lange Geschichte beim Thema AID-Systeme, ohne jemals mit einem Produkt auf den Markt gekommen zu sein. Deshalb könnte eine Partnerschaft mit Tidepool Sinn machen, um auf dem AID-Markt präsent zu sein.
Wenn Tidepool erfolgreich ist, könnte dies eine wichtige Implikationen für die Zukunft der AID-Systeme sein – die Öffnung eines neuen Zulassungsverfahrens der FDA: Statt eines vollständig zugelassenen „Systems“ wie z.B. der MiniMed 670G könnten zukünftig drei separat zugelassene interoperable Komponenten zusammengebracht werden, die nahtlos miteinander kommunizieren – Algorithmus, CGM und Pumpe. Dies würde den Anwendern eine Wahl bei der automatisierten Insulinabgabe (Mix-and-Match mit einem kompatiblen CGM-System und einer Pumpe) bieten und gleichzeitig Unternehmen die Möglichkeit geben, ihre Produkte mit potenziell weniger Aufwand zu entwickeln bzw. zu verbessern.
Fazit: Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden in naher Zukunft neben den konventionellen Anbietern von AID-Systemen auch kleinere Firmen miteinander kooperieren und wieder andere können interoperable Komponenten liefern, die die Benutzer selbst kombinieren können. Die verschiedenen Ansätze werden Vor- und Nachteile für die Nutzer haben, nichtsdestoweniger muss jedes System immer noch zeigen, dass es sicher und effektiv ist. In Zukunft sollten wir eine Vielzahl von neuen Ansätzen zur Automatisierung der Insulinabgabe sehen.
DiaTec weekly – November 20, 20
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