Auf der diesjährigen EASD-Jahrestagung in Wien präsentierte A. Laurenzi Real-World-Daten von 1.852 europäischen Nutzern des InPen™ Smart-MDI-Systems (SO 084, Poster 910). Das System kombiniert das integrierte CGM-System Simplera, den intelligenten Insulinpen InPen sowie die dazugehörige InPen-App. Neben Echtzeit-Glukosewerten unterstützt es die Therapie durch Funktionen wie Bolusrechner, Erinnerungen an vergessene Insulindosen (MDA) und Warnungen bei Hyperglykämie (CHGA).
Die jetzt vorgestellten Daten stammen aus der Praxisnutzung nach der europäischen Markteinführung im Oktober 2023. Eingeschlossen wurden Anwender mit Typ-1-Diabetes, die im Zeitraum von Oktober 2024 bis Januar 2025 mindestens 10 Tage CGM- und Bolusdaten aufgezeichnet hatten. Der mediane Beobachtungszeitraum betrug 66 Tage (Inter Quartil Range 41–70).
Die zentralen Ergebnisse sind
- GMI: 7,5±0,8 %,
- TIR (70–180 mg/dl): 55,7±19,0 %
- TBR <70 mg/dl: 1,5 %, TBR <54 mg/dl: 0,07 %
- TAR >180 mg/dl: 41,3 %, TAR >250 mg/dl: 11,0 %
- Mittlerer Glukosewert: 175,5±32,8 mg/dl
- Glukosevariabilität (SD): 59,6±13,6 mg/dl
Interessant ist die Analyse der Systemfunktionen: Rund die Hälfte aller Boli (52,6 %) wurde mithilfe des Bolusrechners vorbereitet, wobei knapp ebenso viele (52,0 %) wie empfohlen abgegeben wurden. Besonders relevant war die Auswertung der Warnmeldungen:
Eine moderate Korrelation zeigte sich zwischen Reaktionsrate und TIR (MDA: rho = 0,28; CHGA: rho = 0,45; jeweils p<0,0001). Nutzer, die häufig auf Warnungen reagierten (>75–100 %), erreichten die besten Ergebnisse mit einem mittleren TIR von 67,2 % (MDA) bzw. 71,4 % (CHGA).
Fazit: Die Daten belegen, dass die Nutzung der intelligenten Funktionen dieses Smartpen-Systems – insbesondere die konsequente Reaktion auf Warnmeldungen – mit einer signifikant besseren Glucosekontrolle verbunden ist. Damit unterstreicht das Smart-MDI-Konzept sein Potenzial, auch ohne klassische Insulinpumpe relevante Verbesserungen im Alltag von Menschen mit Typ-1-Diabetes zu erzielen.
Es ist interessant zu sehen, wie die Nutzer mit einem Smartpen-System, welches diesen Namen auch verdient hat, damit in der Praxis umgehen. Obwohl eine intensive Nutzung dazu beiträgt, eine ausgezeichnete Glucosekontrolle zu erreichen, werden die Systemfunktionen und die Reaktionsfähigkeit auf Warnmeldungen von vielen Nutzern nicht ausreichend genutzt und es wird weiterer Studien bedürfen, um festzustellen, ob die Nutzung dieser Funktionen z.B. durch eine bessere Aufklärung der Mitglieder des diabetes-teams und der Nutzer verbessert werden kann.
Beim ATTD 2026 wird es ein Symposium geben, welches sich dem Thema Smartpens widmet.
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